Hafenmord - ein Rügen-Krimi
– so weit ist der Weg nicht.«
»Frau Lupak?«
»Ja?«
»Danke.«
Mirjam wusste offensichtlich nicht, was sie darauf sagen sollte, und ging schließlich wortlos aus dem Raum.
Kasper sah ihr eine Weile nach und packte dann den Laptop zur Seite. »Habe ich schon gesagt, dass das ein beschissener Fall ist?«
»Das kann man gar nicht oft genug betonen«, stimmte Romy ihm zu. »Mit dem Hinweis auf die Kamera kriegen wir einen Durchsuchungsbeschluss für das schicke Hausund sein Büro«, fügte sie hinzu und rieb sich die Stirn. »Fragt sich nur, ob uns der noch was nützt.«
»Denkst du, dass er eine Webcam installiert hatte?«
»Na klar oder eine hochwertige IP-Kamera – der Laptop war formatiert. Sag nicht, dass du darin keinen Zusammenhang siehst!«
»Nun …«
»Was?«
»Die Festplatte ist professionell gelöscht worden, und das traue ich Vera Richardt einfach nicht zu.«
»Vielleicht traust du ihr viel zu wenig zu.« Romy sah auf die Uhr. »Heute macht sich kein Richter mehr für uns lang, aber morgen früh stehen wir dort auf der Matte.«
Es war spät. Romy hatte Kasper und Fine nach Hause geschickt, nachdem der Antrag für den Durchsuchungsbeschluss nach Stralsund unterwegs war, und sich zu Max gesetzt. Sie war geschafft, aber so ruhelos, dass es gar keinen Zweck hatte, nach Hause zu fahren. Ihre Gedanken würden ohnehin weiter kreisen und ihr keine Minute Erholung gönnen, sondern stundenlanges Wälzen im Bett bescheren. Das war von Anfang an so gewesen. Mitten in einem Fall, noch dazu an prekären Schnittpunkten angelangt, war sie für nichts anderes zu gebrauchen. Fatal, hatte Moritz immer gesagt.
»Du musst dir Erholung verschaffen, eine geistige Auszeit, sonst fehlt dir nach wenigen Tagen die Frische und Klarheit, die du brauchst, um den Dingen auf den Grund zu gehen.«
Bislang schaffte sie es nicht, seinen Rat zu beherzigen. Vielleicht später, mit fünfzig oder sechzig. Vielleicht gab es dann jemanden, der sie nach Hause schickte und sich um den Rest kümmerte.
»Bist du noch fit?«, fragte sie Breder.
»Logisch.«
»Ich möchte, dass du Vera Richardt durchleuchtest, sobald die Aussagen der letzten Vernehmungen in deine Datenbank eingeflossen sind. Ich will alles von ihr wissen …«
Max blies die Wangen auf.
»Schule, Ausbildung, Jobs, Sozialkontakte – alles, was du ohne Nachfrage bei ihr schon heute findest, erleichtert mir morgen die weitere Arbeit. Nutz dazu bitte auch die üblichen sozialen Netzwerke: facebook, stayfriends und Co. Logg dich da ein und nimm die Spur auf. Und vergiss nicht, ihren Geburtsnamen zu berücksichtigen.«
»Denkst du wirklich, dass sie …?«
»Irgendwas ist da faul – das Gefühl habe ich allerdings schon bei der ersten Begegnung gehabt.«
»Hm. Sie telefoniert ein bisschen viel mit dem neuen Geschäftsführer«, sagte Breder. »Täglich ein- bis zweimal.«
Romy hob eine Braue. »Guter Hinweis. Andere Auffälligkeiten bei den Telefonverbindungen? Hat sie mal mit Lübeck gesprochen?«
Max vertiefte sich einen Moment in seine Datei und schüttelte dann vorsichtig den Kopf – damit die Haare nicht durcheinandergerieten, vermutete Romy.
»Die Schwiegereltern kommen erst heute Abend von ihrer Kreuzfahrt zurück«, informierte er die Kommissarin.
»Gut, dass du das erwähnst. Diese Geschichte mit dem toten Bruder lässt mir keine Ruhe. Wie alt war Kai Richardt, als er Lübeck verließ?«
»1990 war er Mitte zwanzig.«
»Und 1995 war Maria Bernburg sein erstes Opfer …« Sie brach ab.
»Soll ich meine Abfrage auf Lübeck ausweiten?«, fragte Max nach einer langen Pause, in der sie sich unverwandt ansahen.
»Nein«, entschied Romy. »Darum kümmere ich mich selbst. Bleib du bei Vera – die hat jetzt Vorrang –, und ichversuche mal, einen Kollegen in Lübeck zu erreichen. Vielleicht haben die in der Spätschicht gerade nichts zu tun und freuen sich über einen Anruf aus dem wilden Osten.«
Kommissar Hannes Beerwald von der Kripo Lübeck war ganz und gar nicht unglücklich über eine Sonderaufgabe. Seit seiner Knie -OP langweilte er sich zu Tode. Außeneinsätze kamen noch nicht infrage, und der alltägliche Bürokram ödete ihn nicht nur an, sondern beschäftigte ihn kaum zwei Stunden am Tag – wenn nichts Besonderes anlag. Und in Lübeck lag selten etwas Besonderes an.
Am schlimmsten waren die Spätdienste, in denen er einen Kaffee nach dem anderen trank und vom vielen Solitär-Spielen rechteckige Augen bekam. Den Vorschlag seines
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