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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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anders als sonst?«
    »Nein.
Nichts.«
    »Hatte
Biddling private Probleme?«
    »Er hat
mit mir nicht über Privates gesprochen.«
    »Sie
mit ihm auch nicht?«
    »Herr
Biddling war nicht der Mensch, der sich umbringt!«
    »Und
was unterscheidet ihn von solchen, die es tun?«
    »Ich
weiß nicht, was Sie meinen.«
    Beck
sah ihn forschend an. »Was war mit diesem Seil?«
    Der
Junge schluckte. »Welches Seil?«
    »Aus
der Sache Lichtenstein! Sie haben es bei mir abgeholt. Wozu?«
    »Ich
fühlte mich an dem Tag nicht wohl und hatte eine Anordnung von Herrn Biddling
falsch verstanden.«
    »Ich
nehme an, Sie wissen selbst, wie unglaubwürdig das klingt.«
    »Bitte,
ich...«
    »Ich
brauche die vollständige Akte Wennecke und einen detaillierten Bericht über
Ihre zuletzt durchgeführten Ermittlungen!«
    »Jawohl,
Herr Kommissar.«
    Beck
setzte sich an seinen Schreibtisch. »Wie stellen Sie sich Ihre berufliche
Zukunft vor, Heusohn? Ihr Kollege Schmitt hat es vorgezogen, zur Wachmannschaft
zurückzugehen.«
    »Ich
hatte Kommissar Biddling gesagt, daß ich gern bleiben möchte. Er wollte mit
Herrn Polizeirat Franck darüber sprechen.«
    »Die
Autopsie ist für drei Uhr angesetzt. Werden Sie mich begleiten?«
    Sein
Gesicht verlor den letzten Rest an Farbe. »Ja, Herr Kommissar.«
    Zum
Mittag kam Kommissar Beck in Biddlings Büro. »Waren Sie schon essen, Heusohn?«
    Der
Junge schlug das Buch zu, in dem er gelesen hatte und schüttelte den Kopf. »Ich
möchte nichts.«
    Beck
gab ihm die Akte Wennecke und den Bericht zurück. »Sind Sie sicher, daß da
alles drinsteht, was in der Sache ermittelt wurde?«
    »Ich
habe kein Geld genommen!«
    »Habe
ich das behauptet?«
    »Nein.
Aber gedacht.«
    »Sie
sind reichlich vorlaut, Heusohn. In Anbetracht Ihrer zukünftigen Verwendung
sollten Sie überlegen, ob das klug ist.«
    Der
Junge sah zu Boden und schwieg. Beck lächelte. »Ich weiß, daß Biddling sich
wenig um Hierarchien geschert hat, doch Sie tun sich keinen Gefallen, wenn Sie
Ihren Platz in diesem Haus nicht kennen. Das heißt aber nicht, daß Sie gar
nichts mehr sagen dürfen.«
    »Ja,
Herr Kommissar.«
    »Haben
Sie Biddlings Sachen durchgesehen?«
    »Ich
glaube nicht, daß mir das zusteht.«
    »Ich
fragte, ob Sie es getan haben!«
    »Nein.«
    Beck
räumte Biddlings Schreibtisch aus. Paul Heusohn sah ihm zu und ging dann zu
seinem Pult. Beck rief ihn zurück. »Ich will jetzt auf der Stelle wissen, warum
Biddling sich erschossen hat!«
    »Kommissar
Biddling hat sich nicht
    »Verdammt
noch mal! Ich bin nicht blind! Sie haben Angst gehabt, daß ich etwas in diesem
Schreibtisch finden könnte! Was, Heusohn?«
    »Alles,
was ich weiß, steht in meinem Bericht.«
    »Wenn Sie
glauben, daß ich mich von Ihnen für dumm verkaufen lasse, irren Sie! Nach der
Autopsie reden wir weiter.«
    »Ja,
Herr Kommissar.« Sein Gesicht war kalkweiß. Auf seiner Stirn sammelte sich
Schweiß.
    »Ziehen
Sie Ihre Jacke an und kommen Sie mit«, sagte Beck versöhnlich.
    Schweigend
ging Paul Heusohn mit Kommissar Beck von der Zeil zum Alten Markt. Als Beck auf
das Rothe Haus zusteuerte, wäre er am liebsten davongelaufen. Oft hatte er mit
Kommissar Biddling in der alten Schirn gegessen. Worscht und Wasserweck
sind gut fürs Gemüt, hatte der Kommissar Wachtmeister Braun zitiert, und
Paul hatte über die ulkige Aussprache seines preußischen Vorgesetzten lächeln
müssen. Beck verschwand
    unter
dem niedrigen grauen Schieferdach, Paul blieb an einem klotzigen Eichenpfeiler
stehen.
    »Brauchen
Sie eine Extraeinladung?« rief Beck aus dem Halbdunkel.
    »Ich
habe keinen Hunger, Herr Kommissar.«
    Beck
kam zurück. »Sie gehen jetzt mit mir da hinein!«
    Paul
merkte, wie ihm schwindlig wurde. »Warum liegt Ihnen so viel daran, mich zu
demütigen?«
    »Wie
bitte?«
    »Verzeihen
Sie. Ich habe kein Recht...« Er hielt sich an dem Pfeiler fest.
    Beck
griff ihm unter die Arme. »Herrgott, Heusohn! Wie lange wollen Sie noch den Helden
spielen?« Er brachte ihn zu einer Bank, die zwischen Geranientöpfen vor dem
Nachbarhaus stand.
    »Danke,
Herr Kommissar. Es geht schon wieder.«
    »Setzen
Sie sich! Wann haben Sie zuletzt etwas gegessen?«
    »Wir
müssen zum Friedhof.«
    »Haben
Sie schon einmal an einer Autopsie teilgenommen?«
    »Nein.«
    »Warum
haben Sie mir das nicht gesagt?«
    »Weil
es keine Rolle spielt.«
    Beck
legte eine Fünfmarkmünze auf die Bank. »Ich fahre jetzt zum Friedhof, und wenn
ich wiederkomme, haben Sie gefälligst etwas Vernünftiges

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