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Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Titel: Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Rademacher
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den leibhaftigen Satan. Nur dass der Satan angenehmer roch.

Neun
     
    „ Vielen Dank, Herr Juhnke.“
    Allgemeines Gefeixe im Saal, so wie immer. Dem Angesprochenen ging das schon lange am Fettarsch vorbei, wie auch sonst alles. Der Kommissionsleiter hatte in gewohnt unemotionalem Ton die Umstände des Todes repetiert, die bisherigen Erkenntnisse aufgelistet und um Mithilfe der Bevölkerung gebeten. Die lokale Presse hatte brav zugehört. Ebenso die Leute von den TV-Boulevardmagazinen, die sich wie die Schneeleoparden über die Leiche des enthaupteten Bahnfahrers freuten. Verstümmelte Leichen waren schließlich fast so toll wie missbrauchte und ermordete Kinder, quotenmäßig. Schade, dass kein Kind vergewaltigt und geköpft worden war, aber man sollte nie die Hoffnung aufgeben, vielleicht kam der Täter ja noch mal irgendwann dazu, wenn es seine Zeit erlaubte.
    „ Wir erwarten nun Ihre Fragen“, schloss der Pressesprecher. „Ja, Herr Sander?“
    Charlie Sander vom Volksmund war wie immer der erste. Der Star-Reporter der Boulevard-Zeitung liebte die Formulierung „auf Nachfrage des Volksmunds“ und wollte sichergehen, sie bei jeder wichtigen Frage auch nutzen zu können.
    „ Ich habe eine Frage zu dem verdächtigen Ehepaar. Erstens: Warum wurden die beiden nicht aufs Revier gebracht zum Verhör? Und zweitens: Erinnere ich mich richtig, dass Frau Nielsen iranischer Herkunft ist?“
    „ An wen geht die Frage?“
    „ An den Herrn Hauptkommissar.“ Sander deutete auf Fabian, der ruhig zwischen Lisa und Juhnke an dem Podiumstisch saß und an seinem Kaffee nippte, den er aus der Kantine mitgenommen hatte. Er nahm erst noch einen tiefen Schluck und setzte die Tasse sorgfältig ab, bevor er antwortete. Blitzlichter erfassten ihn, aber das kümmerte ihn nicht.
    „ Das waren ja rein rechnerisch zwei Fragen, und nicht nur eine, stimmt’s?“ meinte Fabian.
    „ Wie wär’s, wenn Sie sie beantworten, Herr Hauptkommissar?“ grummelte der beleidigte Reporter.
    „ Ich versuch’s mal, mein Bester. Das Ehepaar wurde deshalb nicht aufs Revier gebracht, weil der Tatverdacht bei weitem nicht so groß war, dass man deswegen unbescholtene Leute einer solchen Prozedur aussetzt. Im Prinzip hätte sogar eine telefonische Befragung gereicht, aber Frau Becker und ich wollten bei dem schönen Wetter gerne ein bisschen an die frische Luft.“
    Lisa zuckte kurz zusammen, bemühte sich dann, nicht allzu deutlich zu grinsen.
    „ Was das zweitens angeht: Frau Nielsen stammt aus dem früheren Persien und hat hier Herrn Nielsen geheiratet, der aus der früheren Karl-Marx-Stadt stammt. Insofern haben Sie ganz recht, das sind Ausländer. Ich konnte mich mit Herrn Nielsen kaum vernünftig unterhalten. Sie wissen ja, wie diese Leute sind.“
    Sanders Stimmung war merklich abgekühlt, und sein Blick verriet deutlich, wen er für etwaige Ermittlungsfehler in der Öffentlichkeit zu Hackfleisch verarbeiten würde. Dass dies diesem arroganten Heini dermaßen egal war, irritierte Sander. Er war es gewohnt, dass alle ihn so zuvorkommend wie nur möglich behandelten, aus schierer Angst, ihn zum Feind zu haben. Nun, Fabian hatte das in Rekordzeit geschafft.
    „ Noch weitere Fragen?“
    Eine junge Frau vom Radio meldete sich und stellte ihre Frage an Lisa. „Können Sie sagen, in welchem Zustand sich Frau Nielsen befand, und wie sie auf die Nachricht vom Tode Herrn Krumms reagiert hat?“
    Lisa fühlte sich extrem unbehaglich bei Pressekonferenzen und hielt sich immer dezent zurück, damit ihr keine Fragen gestellt wurden. Aber weibliche Journalisten bezogen gerne weibliche Kommissare mit ein, vermutlich aus Frauensolidarität in dieser Scheiß-Männerwelt oder irgendso’n Quatsch.
    „ Frau Nielsen... und ich muss noch mal darauf bestehen, den Namen nicht zu veröffentlichen“, sagte Lisa vorsichtig, „zeigte keinerlei verdächtige Reaktion, wenn es das ist, was Sie meinen.“
    „ Nicht ganz“, sagte die Reporterin, „ich meine, tat ihr der Tod des Mannes irgendwie leid? Und wie hat ihr Mann reagiert?“
    „ Ich verstehe die Frage nicht ganz“, antwortete Lisa unsicher. „Wie soll er denn reagiert haben?“
    „ Ich versuche nur, den menschlichen Aspekt dieser Geschichte zu beleuchten“, sagte die Reporterin errötend.
    „ Ich fürchte, damit kann ich nicht dienen. So wie ich das sehe, hat der Mord an Herrn Krumm gar keine menschlichen Aspekte. Der Mann hatte keine Angehörigen. Und die Eheleute Nielsen haben viel durchgemacht, das

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