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Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Titel: Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Rademacher
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Sicherheit dem weiblichen Geschlecht der Spezies Mensch zuzurechnen war. Es saß hinter einem L-förmigen Schreibtisch im Vorzimmer des Fürsten der Finsternis. Beiden Kommissaren kam es so vor, als sei es plötzlich kälter geworden. Fabian fasste sich als erster.
    „ Die Kleine von unten“, antwortete er, „die mit dem Minirock und dem Maxi-BH...“
    „ Ach, die kleine Fotze“, fauchte der Drache, „die lässt auch jeden rein.“
    Ja, so hat sie auch ihren Job gekriegt , dachte Lisa. „Wir wollten zu Herrn Lobsang.“
    „ Haben Sie einen Termin?“ fragte das Ungeheuer. „Ach nein, was rede ich denn da, haben Sie nicht. Das wüsste ich nämlich, Herr Lobsang hat keinen Termin mit irgendwelchen Prolo-Pennern in C&A-Klamotten.“
    „ Das ist von Karstadt“, raunzte Fabian. „Und was Sie da anhaben, Gnädigste, war vielleicht in Ihrer Jugend modern, aber inzwischen ist einiges passiert. Zum Beispiel wurde das Rad erfunden.“
    „ Also raus hier oder...“
    „ Oder was?“ fragte Fabian. „Werden Sie mich in einen Frosch verwandeln?“
    Lisa kicherte in sich hinein, beendete das Schauspiel aber dann doch, bevor es hässlich wurde.
    „ Wir sind vom Lka, Mordkommission. Es geht um Herrn Sander. Wir würden Herrn Lobsang gerne ein paar Fragen stellen.“
    Der Saurier blinzelte verunsichert. Er brauchte ein paar Sekunden, um seine Einschätzung der Lage zu korrigieren und sein Verhalten umzustellen. Dann erschien eine Korrosion in seinem Gesicht, das unter Warmblütern als Lächeln ausreichen musste. Er stand auf.
    „ Ich bringe Sie schon mal in sein Büro. Herr Lobsang kommt gleich, er ist noch am Balken.“
    „ Auf der Toilette?“ fragte Lisa.
    „ Nein, Balken heißt bei uns der Konferenztisch. Um 10 Uhr morgens findet dort die große Konferenz statt, wo die Themen des Tages festgelegt werden.“
    Der Stegosaurus führte Lisa und Fabian in das Allerunheiligste und zog dann die Tür hinter ihnen zu. Sie setzten sich auf die beiden Drehstühle vor dem Schreibtisch und verarbeiteten ihre Eindrücke.
    „ Hier sieht’s aus wie bei Sander zu Hause“, stellte Fabian fest.
    „ Meine Güte, offenbar ist das der neue Einheitslook für Drecksjournaillen. Glas und Edelstahl. Vielleicht wollen die sich auf diese Weise davon ablenken, dass sie tagtäglich in ihren eigenen Exkrementen waten.“
    „ Gut analysiert.“
    Der Raum, der sich auf dem Dach des Gebäudes befand, war nach drei Seiten offen. Durch die Glaswände hätte sich ein überwältigendes Panorama ergeben können, wenn der Bau nicht gerade in Friedrichshain gestanden hätte. So sah man nichts als eine graue Plattenbauwüste. Warum sich Lobsang freiwillig jeden Tag dieser optischen Folter aussetzte, blieb sein Geheimnis. Vermutlich war das wieder eines jener Statussymbole, die mehr Ärger als Nutzen einbrachten. So ähnlich wie ein Oldtimer-Porsche oder eine neunzehnjährige Freundin mit Hang zum Swarovski-Konsum. Das Büro selber war so kalt und steril, als stünde es im Museum für geschmacklose Inneneinrichtung. Nirgends persönliche Gegenstände, dafür überteuerter Designer-Firlefanz. Auf dem Schreibtisch lag lediglich die Volksmund-Ausgabe von gestern, ein paar Schreibutensilien, ein megacooles schwarzes Telefon, eine Gegensprechanlage und ein Bilderrahmen. Fabian war neugierig und drehte ihn kurz um.
    „ Du lieber Himmel“, staunte er, „das ist ein signiertes Foto von Helmut Kohl.“
    Lisa lachte. „Na ja, er hat ein Recht auf seinen eigenen Fetisch.“
    Fabian drehte den Rahmen schnell wieder um, als sich die Tür öffnete und ein kleiner Mann in einem zerknitterten Armani-Anzug hineinstürmte und innerhalb von zwei Sekunden auf dem Chefsessel saß. Die beiden Kommissare wussten gar nicht, wie ihnen geschah. Schon strahlte Karl-Dietrich Lobsang, der Chefredakteur des Volksmunds, die beiden an.
    „ Guten Morgen! Möchten Sie einen Kaffee?“
    Lisa und Fabian nickten überrumpelt. Lobsang betätigte die Sprechanlage.
    „ Frau Olm, warum haben die Herrschaften noch keinen Kaffee?“
    „ Ich wollte auf Sie warten, dann muss ich nicht zweimal gehen“, bellte es aus dem Lautsprecher zurück.
    „ Jetzt aber flott, Sie altes Fossil!“ brüllte Lobsang.
    „ Sie können mich mal, Sie Spasti!“
    Lobsang lehnte sich zurück und lächelte etwas verlegen zu seinen Besuchern rüber. „Frau Olm ist eine Bekannte unserer Herausgeberin. Unkündbar. Aber eine gute Kraft. So, Sie sind wegen Sander hier?“
    Lisa räusperte sich. „Wir möchten

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