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HalbEngel

HalbEngel

Titel: HalbEngel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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bisschen rum.«
    »Mach keine Dummheiten.«
    »Keine Sorge. In ein paar Stunden hab ich ’nen Termin bei Wayl, da muss ich noch mal so richtig in Hochform sein.«
    »Hier.« Nick reichte Floyd die Masters rüber. Floyd zögerte erst, dann nahm er sie an. »Mach’s guter, Floyd.«
    »Danke, Mann.«
    »Free your mind and your ass will follow.«
    »Yeah. Def.«
    Bester Laune verließ Floyd das Studio und streifte durch vom träge aufdimmenden Tageslicht mit Vanille überzogene Straßenschluchten voller Pappabfälle und Menschen ohne Heimat. Von einer Fließschrift am Times Square erfuhr er, dass MBMI tatsächlich zwei MTV-Video-Awards gewonnen hatte: beste Regie Oliver Stone für ›Goodbye‹ und für dasselbe Video noch den Award für Beste Neulinge auf Video. Es war noch etwa fünf Stunden hin, bis Floyd durch die Türen von Donellis Büro gehen und die Wahrheit darüber erfahren würde, wem er eigentlich gehörte.

Der zehnte von zwölf Rhythmen
     
    Own
     
     
    Das Ritual war lästig, aber es musste wohl so sein: Als Floyd in Donellis Büro auftauchte, machte ihm eine sehr freundliche Sekretärin erst einmal klar, dass Mister Donelli viel zu beschäftigt war, um so einfach und nur nach einer vagen mündlichen Übereinkunft für jedermann zu sprechen zu sein. Floyd ließ sich also einen Termin geben, schaffte es immerhin mit dem Hinweis darauf, dass er eigentlich Mister Donellis Arbeitgeber sei, diesen Termin noch für denselben Tag zu bekommen.
    Als er ein paar Stunden später, nach weiterem Herumstreifen durch die himmelschreiendste Metropole der Welt, pünktlich zum verabredeten Termin wieder vor der Sekretärin stand, entschuldigte diese Mister Donelli und bat Floyd, doch bitte Platz zu nehmen und zu warten, da es sich nur um zehn Minuten oder so handeln könnte, bis Mister Donelli im Hause eintraf.
    Als Floyd dann schließlich fast sechzig Minuten später – er hatte die Wellen auf einem Meeresgemälde vertikal und horizontal gezählt und versucht, eine Melodie aus ihren Unregelmäßigkeiten zu bilden – endlich zu Donelli eingelassen wurde, stand dieser neben einem Faxgerät, telefonierte gerade per Handy, bat Floyd, doch erst einmal Platz zu nehmen und hatte erst Zeit für Floyd, nachdem zehn Minuten später das Fax eingerasselt war.
    Die Hackordnung war festgelegt. Donelli war der weltweit begehrte, erfolgreiche Businessman im Stress, Floyd war der Slacker, der den Fleißigen von der Arbeit abhielt. Jetzt konnte es losgehen.
    »Dir ist natürlich vollkommen klar«, ging Donelli übergangslos in die Offensive, »dass es dir einhundertundundzehnprozentig unmöglich ist, aus den Verträgen wieder auszusteigen. Warum ist das so? Na, ganz einfach: Weil hier« – er schabte mehrere kopierte Papierstapel über die Tischoberfläche – »und hier und hier und da unten auch noch mal dein Name steht, und zwar nicht von mir oder einer Unterschriftenmaschine gefälscht, sondern eigenhändig von dir dort hingesetzt. Oder gibt es in diesem Bereich noch irgendwelche Fragen zur Sache?«
    Floyd zuckte die Schultern, schüttelte den Kopf.
    »Gut.« Donelli starrte Floyd mit einem so zufriedenen Gesichtsausdruck an, als hätte er es soeben fertiggebracht, einem Seehund ein Kunststück beizubringen. »Diese Verträge konstatieren eindeutig, dass der kreative Output von Mercantile Base Metal Index und jedem seiner einzelnen Mitglieder – dieser Passus ist unterstrichen und derart besonders hervorgehoben, siehst du? Hier! – solange der verwaltenden Verantwortlichkeit von Loud Chameleon Records untersteht, bis der Vertrag entweder durch die Produktion von drei CDs unter dem Chameleon -Label oder durch das Verstreichen von fünf Jahren erfüllt ist. Wie viele CDs habt ihr bisher für das Chameleon gemacht?«
    »Eine«. Floyd spielte brav mit.
    »Eine, genau. Wie viel Zeit ist verstrichen, seit der Unterzeichnung des Vertrags? Hier ist das Datum, der 16. September im letzten Jahr, heute haben wir den 13. Oktober, das macht also nicht einmal dreizehn Monate.
    Wie viel Monate wären fünf Jahre?«
    »Sechzig.«
    »Ist dreizehn mehr oder weniger als sechzig?«
    »Weniger.«
    »So sehe ich das auch. Wir können uns also wie zwei erwachsene Menschen miteinander unterhalten, das ist doch schon einmal als positiv zu vermerken. Ich fasse zusammen: Ihr habt den Vertrag noch nicht erfüllt. Die Möglichkeit irgendeines noch so genialen Soloprojekts oder aber gar des Splittings der Band gibt es nicht, kann in unserem Universum

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