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Halbgeist: Roman

Halbgeist: Roman

Titel: Halbgeist: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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Sekunden, um darüber nachzudenken. »Wirst du ein Neugeist bleiben, oder wirst du ein Halbgeist wie Peyrin werden?«
    Lastogne legte den Zeigefinger an die Lippen.
    Aber ich halte nie die Klappe, wenn man mir sagt, ich soll es tun. »Was, wenn ich gar kein Geist sein will? Was, wenn ich lebend sein will?«
    Der Brachiator rümpfte die Nase, was durchaus ein Äquivalent zu dem snobistischen Verhalten sein mochte, das Menschen mit sich selbst zugeschriebenen Qualitäten für Leute von niedrigerem Stande reserviert hatten, die es nicht lassen konnten, sich in den gleichen Clubs um eine Mitgliedschaft zu bewerben. »Leben ist nicht gut für Geister. Es macht sie kaputt.«
    Ich ignorierte Lastognes zunehmend aufgebrachte Gesten. »Ich atme Luft. Ich esse Nahrung. Ich schlafe und wache. Das sind Erfordernisse des Lebens.«
    »Du magst leben, aber du bist nicht lebend.«
    »Und wenn ich ein Halbgeist werde?«
    »Dann kannst du Leben berühren.«
    »Nur berühren?«, fragte ich.
    »Ja. Und vielleicht kannst du es eine Weile halten.«
    »Aber nicht haben?«
    »Haben«, sagte der Brachiator, »ist mehr, als ein Halbgeist erwarten kann.«
    »Danke, Freund«, ging Lastogne dazwischen. »Wenn du uns jetzt entschuldigen ...«
    Ich biss mir auf die Daumenspitze, um über diesen Funken klärenden Schmerzes meine Konzentration zu schärfen. »Nur noch eine letzte Frage: Was weißt du über die Wesen, die meine Leute als KIquellen bezeichnen?«
    Freund der Halbgeister sagte: »Wir sind von den KIquellen. Wir atmen die Luft der KIquellen mit jedem Atemzug. Die KIquellen wissen um uns mit jedem Atemzug. Es gibt keine Geheimnisse vor ihnen.«
    »Und sind sie nach eurer Definition lebendig oder tot?«
    »Die KIquellen sind nicht lebend.«
    »Dann sind sie Geister?«
    »Sie sind keine Geister. Sie sind die Hände in Geistern. Sie sind nicht Leben, aber Gefäß des Lebens. Sie.« Mitten in seiner Erklärung brach Freund der Halbgeister ab wie jedes andere Wesen auch, dass in der Luft um sich herum nach einer Formulierung suchte, die am besten geeignet schien, einen komplizierten Gedankengang einzufangen. Aber die Stille hielt an, hielt länger an, hielt immer noch an, zog sich so sehr dahin, dass der Satz beinahe eingekapselt schien, aus dem Zusammenhang herausgelöst wie ein bösartiger Tumor, der herausgeschnitten wurde, ehe er das umgebende Gewebe schädigen konnte. Dann zuckte sein Kopf, und er sagte: »Ich leiste Abbitte, Peyrin. Ich habe die Gesetze meines Volkes gebrochen. Ich kann keine weiteren Fragen von Counselor Andrea Cort beantworten, solange sie ein Neugeist bleibt. Bitte sag ihr, wir können uns unterhalten, wenn sie ein Halbgeist ist.«
    »Sie versteht das«, sagte Peyrin.
    Der Brachiator drehte sich um und machte sich auf die lange, mühsame Reise zurück zu seinem ehemaligen Futterplatz. Bei seiner Geschwindigkeit dürfte er für den Weg mehrere Minuten brauchen, aber diese kleine Unannehmlichkeit schien ihn nicht zu stören, eine genetische Aversion gegen Hast war eben ein klarer evolutionärer Vorteil für eine Kreatur, die einfach nichts in Eile tun konnte.
    Nicht, dass Evolution im herkömmlichen Sinne ein Faktor auf One One One gewesen wäre.
    Warum hatten die KIquellen, eine Einheit von Wesen mit einer Rechengeschwindigkeit, die nach menschlichem Ermessen als frei von jedem Zeitverlust betrachtet werden durfte, eine Spezies kreiert, die so langsam im Denken und Ausführen war? Die Brachs hätten Akrobaten sein können. Stattdessen waren sie der Inbegriff der Trägheit.
    Ich sah Lastogne an. »Das ist eine Hierarchie der Brachiatoren. Neugeist. Halbgeist. Leben. Was halten Sie davon?«
    »Etwa das, was Sie, soweit ich sehe, bereits erkannt haben. Sie weigern sich, menschliche Wesen als lebendige Kreaturen anzusehen. Die Bezeichnung ›Neugeist‹, die er Ihnen gegeben hat, erklärt sich mehr oder weniger von selbst. So nennen sie alle Leute, die wie Sie gerade erst angekommen sind und noch nicht in ihre Kreise eingeweiht wurden. Wir werden uns noch den Kopf darüber zerbrechen müssen, warum wir für sie tot sind, es sei denn, das ist nur ein einfacher Wald-und-Wiesen-Chauvinismus, aber ihnen ist es damit ziemlich ernst. Lange Zeit haben sie gar nicht mit uns gesprochen, bis sie uns zu Halbgeistern erklärt haben, die wenigstens einen Fuß in der Welt der Lebenden haben. Und das erfordert, ihnen zu beweisen, dass wir wie sie stundenlang am Überwuchs hängen können. Cynthia Warmuth hat bei einem Stamm, der etwa

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