Hale 1 Piraten der Liebe
weitere Männer, die er erledigt hatte, bevor er selbst zu Boden ging. Die Kerle hatten ihn für tot gehalten und sich wieder ihrer Trinkerei zugewandt. Die Mannschaft von der >Margarita< hatte blutige Rache genommen. Als Jons Körper weggetragen wurde, stolperte Cathy über einen ihr wohl bekannten, leblosen Mann. Es war Billy, der Kerl, der sie geschlagen hatte. Er hatte eine Kugel im Kopf...
»Cathy?« rief Jon mit sorgenvoller Stimme. Cathy beugte sich zärtlich über ihn und nahm seine große Hand in ihre. Sie war sehr heiß.
»Ich bin hier, Jon«, sagte sie wieder, aber ihre Worte erreichten ihn nicht. In den folgenden Stunden fuhr er fort zu schreien, zu sprechen und zu weinen. Cathy konnte nichts tun, als neben ihm zu sitzen und seine Hand zu halten. Einmal verlangte er heiser nach Wasser. Sie füllte etwas aus der Schüssel neben dem Bett in ein Glas, hielt es an seine Lippen und ließ nur ein paar Tropfen in seinen Mund rinnen. Er schluckte und schien dann zu schlafen. Aber die Ruhe dauerte nur kurz. Nach der kurzen Erholungspause fing sein Fieber an, rapide zu steigen. Cathy schüttete mehr Wasser in die Schüssel und nahm die Decken von ihm herunter. Sie fing an, seinen nackten Körper mit einem Lappen zu beträufeln. Seine männliche Sexualität machte ihr jetzt keine Angst mehr. Das kühle Bad schien ihm etwas Erleichterung zu verschaffen, denn er wurde stiller. Selbst in dieser Situation sah sein Körper immer noch schön und stark aus. Er war ein sehr gutaussehender Mann.
Beinahe widerwillig zog sie die Decken hoch bis an sein Kinn und wickelte ihn darin ein. Als sie durch das Fenster bemerkte, wie die rosa schimmernde Morgendämmerung über den Himmel hereinbrach, war sie überrascht. Bald war es Zeit, wieder seine Verbände zu wechseln.
Sie war so müde. Sie nahm eine Decke aus dem Schrank und breitete sie neben dem Bett auf dem Boden aus. Dann sank sie nieder und lehnte ihren Kopf erschöpft zurück an die Bettkante. Wenn sie nur einen Moment lang ihre Augen ausruhen könnte...
»Miß Cathy? « Petershams Stimme riß sie aus dem Tiefschlaf. »Miß Cathy, es geht schon auf Mittag zu. Ich habe Ihnen etwas zu Essen gebracht. «
Cathy sprang auf und war sofort hellwach. Ihre Augen wanderten automatisch auf Jon, der bewegungslos unter einem Berg von Decken lag.
»Wie geht es ihm? « rief sie. Wie hatte sie nur einschlafen können, wo er sie doch brauchte...
»Es ist immer noch dasselbe«, sagte Petersham traurig. »Ich kam vor einigen Stunden und habe bei ihm gesessen. Sie brauchen nicht denken, daß ihm etwas zugestoßen ist, während Sie geschlafen haben. «
Cathy stand auf und rieb sich ihre schmerzenden Augen.
»Ich muß nach seinen Wunden sehen. Der Doktor sagte, daß ich alle vier Stunden seine Verbände wechseln muß. «
»Ich habe das schon einmal erledigt. Harry kam herein und sagte mir, was zu tun ist. Er sagte auch, ich solle Sie schlafen lassen und daß Sie selbst eine schwere Zeit gehabt hätten. «
»Das war sehr lieb von Ihnen«, sagte Cathy und wunderte sich insgeheim über Harrys unerwartete Besorgnis um sie.
»Wenn Sie sich beeilen, werden Sie Zeit haben zu essen und sich ein wenig frisch zu machen, bevor andere Sachen erledigt werden müssen. « Als Cathy ernst ihren Kopf schüttelte, fügte er noch hinzu: »Sie können Kapitän Hale nichts nützen, wenn Sie halb tot sind. Sie müssen schon ordentlich auf sich achten. «
Cathy dachte einen Moment lang darüber nach. Wenn sie nichts aß, würde sie Jon damit eher schaden als helfen. Sie mußte selber stark bleiben, um ihn zu betreuen.
Petersham drückte sie auf einen Stuhl, und Cathy schrie auf, weil ihre Muskeln von dem Schlaf auf dem Boden völlig steif waren. Alles tat ihr weh. Das war ihre eigene Schuld, dachte sie bei sich. Wenn sie nicht so dumm gewesen wäre, wären sie jetzt alle in einer besseren Verfassung.
Petersham setzte ihr ein appetitanregendes Frühstück vor. Frischer Orangensaft, Toast mit Konfitüre und sogar Schinken und Eier. Nach dem trockenen, gepökelten Schweinefleisch und den harten Biskuits, die es bisher auf der >Margarita< gegeben hatte, sah das Essen fantastisch aus, und es roch auch so. Sie aß alles bis zum letzten Krümel auf. Schließlich lehnte sie sich zufrieden zurück. Petersham strahlte sie an.
»Das war wundervoll, Petersham. Ich fühle mich viel besser. «
»Das dachte ich mir, Miß. Dort ist warmes Wasser in der Schüssel, falls Sie sich waschen wollen. Die Verbände müssen
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