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Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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die Rutsche benutzen würden?«
    »Ja,
klar, wie gesagt, ich ....«
    Matuschke
hielt inne, und Bülbül sah zu, wie die Erkenntnis langsam durch seine
Hirnwindungen wanderte und die verarbeitete Nachricht seine Mimik erreichte.
Entsetzt starrte Matuschke ihn an, die runden Finger glitten um seinen
speckigen Hals.
    »Aber
... aber ... wieso sollte es jemand auf mich abgesehen haben? Das ist total
lächerlich, Frau Fischbach war diejenige, die allen auf die Nerven gegangen
ist, nicht ich! Unerträglich war sie, schlicht und ergreifend zu unerträglich
für jeden normalen Menschen, alle haben das Weite gesucht, wenn sie aufkreuzte!«
    »War
sie auch zu unerträglich für Sie? Wir haben nur Ihr Wort, dass Sie sich nicht
an jenem Morgen mit ihr verabredet haben. Und gerade haben Sie uns erzählt,
dass Sie sie am vorherigen Abend in der Disco beobachtet haben. Sie hatten die
Gelegenheit, Herr Matuschke, einen Mord vorzubereiten, aber ich muss zugeben,
dass ich momentan nicht sehe, was das Motiv sein soll. Die Mehrheit der
Menschheit ist unerträglich und nervtötend, aber selten wird jemand nur
deswegen umgebracht.«
    Gregor
Matuschke schwieg. Eine Fliege brummte durch den Raum und rumste gegen die
geschlossene Fensterscheibe. Die Klimaanlage surrte leise und Gregor Matuschke
atmete schwer. Kommissar Dalga hielt den Atem an und bemühte sich, seinen
finstersten Blick auf Matuschke zu schleudern. Was war geschehen? Hatte der
Schlacks den Mörder bereits überführt und dingfest gemacht? Er fluchte
innerlich. Wieso verstand er nichts von diesem hässlichen Kauderwelsch, wieso
konnten die Menschen nicht einfach allesamt seine melodische, weiche
Muttersprache sprechen? Türkisch als Pflichtfach für alle Schulen weltweit, so
etwas war doch nicht zuviel verlangt, heutzutage mussten die Kinder sogar in
den entlegensten Bergkäffern Anatoliens Englisch lernen, man stelle sich vor,
und wer brauchte diese Sprache schon?
    Gregor
Matuschke beugte sich vor.
    »Herr
Kommissar oder Herr Polizist oder was immer Ihr Dienstgrad ist, ich will Ihnen
etwas erzählen, was Ihnen erst einmal nicht besonders wichtig erscheinen wird,
aber, glauben Sie mir, es ist wichtig. Also: Mein Großvater hat anno 1932 als
Metzgerlehrling bei Heinrich Katzinski Fleisch- und Wurstwaren angefangen,
ein ahnungsloser, eifriger, wissbegieriger Sechzehnjähriger. Nach dem Krieg hat
er den Laden und die Witwe übernommen, denn Katzinski gab es nicht mehr, war
irgendwo verschollen. Später dann haben mein Vater und mein Onkel das Geschäft
geerbt und seit über zwanzig Jahren zerlege ich nun in der dritten Generation
Rinder- und Schweinehälften. Matuschke Feinkost und Metzgerei ist weit
über die Grenzen von Erkelenz bekannt, ich verstehe was von meinem Handwerk.
Wenn ein Tier auf meinem Arbeitstisch liegt, dann wird es ordentlich und
gründlich ausgeweidet, auseinandergenommen, filetiert, gestopft, entbeint,
verarbeitet. Was immer der Kunde sich wünscht.«
    Matuschke
hielt nach dieser, für ihn ungewöhnlich langen, Rede kurz inne und holte tief
Luft. Bülbül forderte ihn mit einem Nicken auf fortzufahren und wehrte
gleichzeitig Dalgas Hand ab, die ungeduldig an seinem Hosenbein zupfte um ihn
daran zu erinnern, dass er endlich übersetzen sollte.
    »Ein
Geständnis?«, zischelte Dalga in Kadirs Ohr. »Ist das ein Geständnis?«
    »Was
ich sagen will: Wenn ich einen Menschen umbringen wollte, dann wüsste ich ganz
genau wie ich dies zu tun hätte. Sie sagen, der Kopf wurde von einem Draht
abgetrennt? Würde ich Draht benutzen, wo ich mich in der dritten Generation mit
Messern, Sägen und Beilen auskenne? In Nullkommanix hätte ich Ihnen die Dame
ausgeweidet, ich muss sie nicht erst wie eine Presswurst durch einen
Fleischwolf drehen! Das ist doch mehr als dilettantisch, meine Herren, ich
bitte Sie!«
    Bülbül
dachte über den Vergleich der Rutsche mit einem Fleischwolf nach. Obgleich
Matuschkes Plädoyer für seine Unschuld ihn nicht vom Verdacht befreite,
erschien die Logik, die ihn leitete, Bülbül aufrichtig und ernsthaft. Ein
Metzger wie Matuschke würde in der Tat anders morden, hier war zu viel Aufwand getrieben,
zu viel Unwägbares im Spiel, eine fleischige Metzgershand, fand auch Bülbül,
hätte andere Spuren hinterlassen. Aber konnte er sicher sein, konnte er wissen,
was vor sich ging?
    »Sie
sollten auf jeden Fall noch mit Dieter sprechen, dem rückte sie auch nachgradig
auf den Pelz und DER ist nicht mit Freundin oder Frau hier. Und dann noch

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