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Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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fertig, in Monster-High Heels
durch Treibsand zu waten oder, wie in meinem Fall, dir einen Kinnhaken zu
versetzen oder dich einfach auf den Boden zu schubsen ohne auch nur den
Bruchteil einer Sekunde zu wanken. Die Sache ist dann noch mal glimpflich
ausgegangen, denn bevor ich mich aufrappeln und dem Kerl ordentlich eine in die
Fresse geben konnte, denn, bei Gott, mittlerweile war ich doch auch mächtig
sauer, da hat sie ihn ziemlich energisch am Arm gepackt und fortgezogen und die
beiden sind Richtung Strand im Dunkeln verschwunden.«
    »Sie
haben die Dame ganz genau gesehen? Und bei Volkmann sind Sie auch sicher?«
    »Hundert
pro. Wie gesagt: Ich hing ja die meiste Zeit an einer Laterne, die beiden
standen direkt darunter als sie mit dem Zeug einsammeln fertig waren.«
    »Aber
Sie waren auch ein wenig, ähem, angetrunken.«
    »Ich
hatte einen kleinen sitzen, aber ich war noch mindestens zehn Raki davon entfernt,
dass sich die Lichter bei mir von selbst ausknipsen.«
    »Dr.
Menold, wir müssen sicherlich wegen Ihrer Aussage noch einmal auf Sie zukommen.
Sie verstehen, dass ich diese Information der Polizei nicht vorenthalten kann.«
    »Klar,
gebongt. Will nur nicht direkt mit diesem Schnauzbart-Kommissar verhandeln, das
ist schon tutti. «
    Kadir
legte den Hörer auf, und Renato warf ihm einen schmachtenden Blick zu.
    »Endlich
der Durchbruch, mein Süßer?«
    »In
zwei Sekunden erlebst du dort einen Durchbruch, Famm Fasan.«
    Kadir
deutete auf die Bürotür und lehnte sich zurück. Eins, zwei…
    Die
Tür wurde ohne Anzuklopfen aufgerissen, und Seda stürmte auf Kadirs
Schreibtisch zu.
    »Das
ist ja nicht zu fassen!«, keuchte sie und rang nach Luft.
    »Das
sehe ich auch so. Endlich ein Hinweis, der uns etwas Konkretes liefert. Wir
müssen sofort alle Hebel in Bewegung setzen, um diese Dame zu finden. Es doch
sehr merkwürdig, dass sie sich nicht gemeldet hat, oder? Fast schon ein
Schuldeingeständnis, aber ich will den Tag nicht vor dem Abend loben. Ist Ihnen
eigentlich klar, dass wir jetzt auf Umwegen wieder bei Ihrer Russentheorie
gelandet sind?«
    Seda
wandte sich um.
    »Wovon
spricht der Mann, Renato? Oh, was für eine hinreißende Stola, steht dir
ausgezeichnet!«
    Renato
warf ihr eine Kusshand zu und zuckte die Achseln um zu signalisieren, dass er
auch nicht verstand, wovon Kadir sprach.
    »Worauf
wollten Sie denn hinaus mit Ihrem „Ist ja nicht zu fassen!“? Was ist denn,
bitteschön, unglaublicher als die Tatsache, dass wir eine erste echte Spur
haben?«
    »Aber
Kadir, denken Sie doch nur! Er hat direkt unter einer Laterne ins Gebüsch
gepinkelt, ohne jede Scham. Auf einem fremden Hotelgrundstück! Im Freien! Und
erzählt das auch noch stolz! Buäääh! Es ist und bleibt einfach nicht zu fassen!
Wie ekelig!«
    Kadir
starrte in ihr aufrichtig empörtes Gesicht. Da hatte sie als Diplomatenkind
sicherlich tausend Eigenarten, Sitten und Gebräuche kennengelernt, aber das
wichtigste Ereignis der Menschheitsgeschichte schien sie nicht zu kennen.
    »Wissen
Sie was, Seda? Ich lade Sie hiermit ein, eines Tages mit mir nach Köln zu
reisen, da nehmen meine Schwestern und ich Sie mit auf den Rosenmontagszug.
Wenn schon ein einziger Mann, der Rabatten zweckentfremdet, Sie irritiert, dann
werden Ihnen dort die Augen übergehen! Der Kölner Karneval wird Sie fürs Leben
abhärten.«
     
     

Kapitel 15
- Väter in Sorge -
    »Sind
das die Tomatenstauden, die komiser Dalga seinerzeit den Dieben
entrissen hat?«
    Nazmi
Bülbül stützte sich auf seine Gartenhacke und folgte Kadirs Blick.
    »Das
sind keine Tomatenstauden, das ist Unkraut, mein Sohn.«, antwortete er ruhig
und harkte weiter die trockene Erde auf. »Dalgas Tomaten stehen dort hinten. Du
bist mir schon ein echtes Kölner Stadtkind, aus dir wird kein Naturbursche
mehr!«
    Kadir
saß auf einer umgedrehten Holzkiste, gegen den Stamm eines Feigenbaums gelehnt
und sah seinem Vater bei der Gartenarbeit zu. Die Morgenstunden waren noch
angenehm frisch und der Geruch nach Erde belebte Pflanzen belebte Kadir, der
wieder nur wenige Stunden Schlaf hinter sich hatte. Sein Angebot zu helfen hatte
Nazmi Bülbül unter dem Hinweis auf Kadirs saubere Uniform strikt abgelehnt,
auch wenn beide wussten, dass dies nur ein Vorwand war, da Kadirs Hilfe
meistens im endgültigen Verlust sorgfältig gezogener und gehätschelter Pflanzen
endete. Vater Bülbül legte großen Wert darauf, seinen Gemüsegarten alleine zu
bestellen, aber er mochte es, wenn sein Sohn ab und an vorbeikam

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