Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
Vom Netzwerk:
Kadir seufzte und versuchte einen Anflug von Ungeduld zu
unterdrücken. Auf seinem Schreibtisch türmten sich Papierberge, Dutzende von
Zeugenaussagen von Leuten, die Kai-Uwe Volkmann getroffen, gesprochen oder in
ihren Träumen gesehen haben wollten. Und jede einzelne Aussage musste im
Eiltempo übersetzt und gleichzeitig überprüft werden. Hans Dampf in allen
Gassen, dachte Kadir auf Deutsch.
    »Wenn
es wieder Nevin Arslan ist, sagen Sie Ihr doch bitte, dass ich sie so bald wie
möglich zurückrufe, ich habe …«
    »Nein,
nein, es ist nicht die liebe Frau Doktor!«, unterbrach Seda süffisant. »Sie
haben mir vorhin ziemlich unmissverständlich klar gemacht, dass Sie heute nicht
mehr mit ihr sprechen möchten. Ich übrigens auch nicht, denn ich muss schon
sagen, einen garstigen Ton hat die Dame drauf, also, alles was Recht ist … wie
auch immer, ich habe diesen Dr. Menold in der Leitung, erinnern Sie sich noch
an ihn? Der bei Schmalfüßchen in der Zelle saß? Vorsitzender des Vereins
regionaler Inkassounternehmen? Er ruft von Deutschland aus an, und ich glaube
wirklich, dass es eine gute Idee wäre, wenn Sie mit ihm sprächen. Er sagt, er
hätte Volkmann an dem bewussten Dienstagabend noch gesehen …«
    »Oh
je, der auch? Gibt es jemand in Dereköy, der ihn nicht gesehen hat?«
    »Mein
lieber Kadir, deshalb mime ich ja im Moment Ihre werte Vorzimmerdame, damit ich
die Anrufe selektieren kann. Und dieser Anruf ist wichtig. Er sprach nämlich
von diesem ulkigen Don-Johnson-Typ mit den hochgekrempelten Ärmeln , und
dass Volkmann nach „Gentleman“ gestunken habe wie eine Tunte. Sorry, das hat er
so gesagt, ich hoffe, Sie haben nicht auf Lautsprecher gestellt? Ist Renato in
der Nähe? Auf jeden Fall ist das doch das Parfum, das er laut seiner Frau benutzte,
oder? Und weder das noch die Ähnlichkeit mit einem Miami-Vice-Anzug wurde in
der Presse erwähnt, da hieß es nur: Hellgründer Leinenanzug.«
    »Nein,
habe ich nicht. Ich meine, ich habe nicht auf Lautsprecher gestellt.«
    Renato
drehte sich selbstverliebt in einer meerblauen Chiffonrobe vor dem dreiteiligen
Spiegel. Selbst wenn Kadir auf laut gestellt hätte, hätte ihn die zitierte Tunte
wenig tangiert, in seinem Metier musste man aus härterem Holz geschnitzt sein.
    »Sie
sind Gold wert, Seda, ja, bitte, stellen Sie durch.«
    »Ich
stelle auf Dreier-Konferenz, ich will unbedingt mithören!«
    »Dies
ist eine Zeugenaussage!«, warnte Kadir.
    »Aber
nach dem Telefonat hätten Sie mir doch sowieso alles erzählt.«
    »Das
kann rechtliche …«
    »Und
ich bin Gold wert.«
    »Na
schön, aber keinen Mucks, ja? … Herr Dr. Menold, entschuldigen Sie die kurze
Verzögerung, ich hatte eben noch Besuch. Ich hoffe, Sie haben den Aufenthalt in
unserem Gefängnis gut verkraftet?«
    »Ach,
logo, mein Freund, ich war auch schon mal in Tadschikistan … aber das tut
nichts zur Sache. Ich habe ja versprochen, dass ich mich melden wollte, wenn
sich russenmäßig ein Hinweis ergeben hätte, aber damit kann ich nicht dienen.
Jedenfalls nicht so wie ich dachte.«
    »Nicht
so wie Sie dachten?«
    »Also
nicht im Zusammenhang mit der ermordeten Frau Fischbach, aber ich glaube, in
Verbindung mit diesem neuen Toten, dem Volkmann, Kai-Uwe. Fakt ist, und das
will ich hier vorwegschicken: Mit dem widerlichen Kommissar da in Eurem Bumsbudengefängnis,
mit dem rede ich kein Stück. Alles, was ich weiß, sage ich jetzt ein einziges
Mal Ihnen höchstpersönlich und dann Gute Nacht Johanna.«
    Kadir
konnte nicht versprechen, dass es dabei bliebe, wenn Dr. Menold wirklich einen
Hinweis lieferte, der zur Aufklärung beitragen würde, aber es schien im
angeraten, dies für den Moment für sich zu behalten. Irgendwo in weiter Ferne
vermeinte er Sedas Atmen zu hören.
    »Also,
ich bin jetzt schon ein paar Tage wieder in heimischen Gefilden, back to
business, ist klar, nicht? Und da schlage ich morgens die Zeitung auf und diese
Visage grinst mich an, die Visage von diesem Penner, mit dem ich mich fast
geprügelt habe.«
    Sedas
Atmen wurde lauter und Kadir räusperte sich.
    »Sprechen
Sie von Herrn Volkmann? Bitte, Dr. Menold, erzählen Sie der Reihe nach, damit
ich mitstenographieren kann.«
    »Kannste
nicht auf Band aufnehmen? Habt ihr in der Türkei sicher noch nicht, was? Nun,
also, wie war das. Es war der vorletzte Abend unserer Jahrestagung, wir also
schon seit den frühen Nachmittagsstunden am picheln mitten dran. Irgendwann
haben wir den Stammsitz von der Hotelbar nach draußen ins

Weitere Kostenlose Bücher