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Halskette und Kalebasse

Halskette und Kalebasse

Titel: Halskette und Kalebasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert van Gulik
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paar Kupfermünzen. Er nahm die Kerze aus der Nische und studierte ihre Gesichter. Sie sahen eher wie Stadtschläger als wie Straßenräuber aus. Berufsmörder, effizient und wahrscheinlich gut bezahlt. Von wem? Während er die Kerze zurückstellte, fiel ihm das Papier ein, das die Prinzessin ihm gegeben hatte. Mit Zeige- und Mittelfinger fischte er das Dokument aus dem Futter seines Rockaufschlags. Er entfaltete es unter der Kerze und zog zischend die Luft ein. Oben auf dem Dokument wurde des Kaisers persönliches Siegel sichtbar, zinnoberrot und drei Zoll im Quadrat. Darunter stand in Kanzleihandschrift, daß der Inhaber vorübergehend zum Kaiserlichen Untersuchungsbeamten ernannt und mit allen Exekutivbefugnissen ausgestattet sei. Das Datum und Richter Dis eigener Name waren in der zierlichen, eleganten Schönschrift einer Dame hinzugefügt. Darunter befand sich das Siegel des Präsidenten des Hohen Rates und in einer Ecke das persönliche Siegel der Dritten Prinzessin.
    Er faltete das Dokument sorgfältig zusammen und schob es in das Futter zurück. Daß der Kaiser seiner Tochter einen Blankoerlaß von solch ungeheurer Tragweite überlassen hatte, war der beredte Beweis für sein uneingeschränktes Vertrauen und seine grenzenlose Zuneigung. Darüber hinaus war es ein weiterer Beweis dafür, daß es um viel mehr ging als nur um den Diebstahl eines Kaiserlichen Schatzes. Der Richter ging nach draußen, setzte sich auf einen Baumstamm und fing an, die ganze Sache noch einmal gründlich zu durchdenken.

Achtes Kapitel
     
     
    Das Wiehern eines Pferdes schreckte Richter Di aus seinen Gedanken auf. Der Stallknecht stieg ab, und der Richter gab ihm ein Trinkgeld. Dann schwang er sich selbst in den Sattel und ritt den Kai hinunter.
    Am Fischmarkt drängten sich die Leute um die Straßenstände. Als er an ihnen vorbeikam, hörte er, wie sie über ein Feuer sprachen, das irgendwo ausgebrochen sein sollte.
    Vor dem Gardehauptquartier hatten sich etwa ein Dutzend berittene Gardisten versammelt. Sie trugen rußverschmierte Sturmlaternen. Richter Di übergab sein Pferd einem Wachposten und teilte ihm mit, er wolle Leutnant Liu sehen. Ein Soldat brachte ihn über die Haupttreppe zu Hauptmann Sjus Büro. Der Hauptmann saß hinter seinem Schreibtisch und unterhielt sich mit seinem stämmigen Leutnant. Er sprang auf, als er den Richter erblickte, und begrüßte ihn herzlich:
    »Freut mich, daß Sie hereinschauen. Heute abend war es sehr hektisch hier. Das Dach des Getreidespeichers fing Feuer, niemand weiß wie. Aber meine Männer hatten es bald unter Kontrolle. Nehmen Sie Platz. Sie können gehen, Liu.«
    Richter Di setzte sich schwerfällig.
    »Ich möchte Näheres über einen meiner Mitgäste im >Eisvogel< wissen«, sagte er kurz angebunden. »Heißt Lang Liu, der Bursche.«
    »Sie haben sich also gleich an die Arbeit gemacht! Ich bin Ihnen sehr dankbar. Ja, Lang Liu ist genau der Typ von Gauner, von dem ich Schwierigkeiten erwartete. Er ist nämlich der Chef aller Bordellbesitzer und Spielsäle im südlichen Teil dieser Provinz und hat sie in einer Art Geheimzunft namens >Blaue Liga< organisiert. Lang besitzt außerdem eine große Seidenfirma unten im Süden, aber nur, um sich den Anschein von Seriosität zu geben. Im allgemeinen bewegt er sich im Rahmen der Gesetze, und er ist ein außerordentlich pünktlicher Steuerzahler. Bis vor kurzem hatte er viel Ärger mit einem Konkurrenzunternehmen, der sogenannten >Roten Liga<, die die Spielsäle und Bordelle in der Nachbarprovinz betreibt.« Er kratzte sich an der Nase. »Ich habe sagen hören, daß Lang Liu sich vor ungefähr zehn Tagen hier in der Stadt mit Vertretern der Roten Liga getroffen hat und sie sich auf eine Art Waffenstillstand geeinigt haben. Lang hat anscheinend beschlossen, noch ein Weilchen länger hier zu bleiben, um aus sicherer Entfernung zu beobachten, ob der Waffenstillstand funktioniert. Bemerkenswert, wie rasch Sie ihm auf die Schliche gekommen sind.«
    »Er ist eher mir auf die Schliche gekommen.« Der Richter erzählte Sju von seiner Begegnung mit Lang im Bad, dann beschrieb er den Überfall im Wald, wobei er vorgab, dort einen Spaziergang gemacht und Meister Kalebasse getroffen zu haben. »Es war ein gut geplanter Überfall«, schloß er. »Durch das Feuer im Getreidespeicher, das Sie erwähnten, sollten zweifellos die Patrouillen beschäftigt und am anderen Ende der Stadt festgehalten werden.«
    »Gütiger Himmel! Diese Schurken! Es tut mir schrecklich

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