Han Solo-Triologie 02 - Der Gejagte
würde, aufmerksam zu. Neben Durga blinzelte Kibbick behäbig und kämpfte offensichtlich gegen den Schlaf. Durga blickte seinen Cousin spöttisch an. Kibbick war ein Idiot. Verstand er denn nicht, daß diese Art Treffen, diese Finten und Gegenfinten, die Vorstöße und Gegenschläge und scharfen Gegenreden das Lebenselixier der Hutt-Gesellschaft ausmachten? Verstand er denn nicht, daß Macht und Profit für ihr Volk wie Essen und Trinken und Ahnen waren?
Dies war die erste Hutt-Konferenz, die während Durgas noch kurzer Lebensspanne abgehalten wurde, und er war glücklich, daß sein Vater ihm erlaubt hatte, ihn zu begleiten. Durga war sich darüber im klaren, daß einige Mitglieder des Besadii-Kajidic sich aufgrund des Mals, mit dem er geboren worden war, fragten, ob er überhaupt dazu in der Lage sein würde, die Besadii nach Aruks Ableben zu führen. Aber Durga wußte auch, daß er alle erforderlichen Gaben besaß, um den Besadii-Clan zu leiten. Er war schlau, gewieft, durchtrieben und skrupellos und verfügte damit über alle bei den Hutts in hohem Ansehen stehenden Eigenschaften. Doch er mußte den Besadii diese Fähigkeiten erst noch demonstrieren, bevor Aruk starb, oder es würde schwer für ihn werden, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten.
Wenn ich doch bloß anstelle von Kibbick Ylesia übernehmen könnte, dachte Durga. Er wußte, daß sein Vater ein Gutteil des vergangenen Abends damit zugebracht hatte, darüber zu toben, daß Kibbick Teroenza praktisch die Übernahme der Geschäfte auf Ylesia gestattet hatte. Aruk hatte darüber hinaus den t’landa Til in strenger Form darauf hingewiesen, daß er sich über seinen Platz auf Ylesia im klaren sein müsse, wenn er seine Position als Hoherpriester nicht einbüßen wolle. Teroenza hatte demütig vor dem alten Hutt gekauert, aber Durga glaubte trotzdem, einen Anflug von Verärgerung an ihm zu bemerken. Er beschloß darauf, Teroenza sorgfältig im Auge zu behalten.
Kibbick dagegen führte lediglich Klage darüber, wie unerfreulich das Leben auf Ylesia sei und wie hart er dort arbeiten müsse. Aruk ließ ihn mit einer strengen Ermahnung davonkommen. Durga dachte bei sich, daß Aruk ihn besser seines Postens enthoben hätte. Müßig sann er über die Frage nach, ob es eine gute Idee sein mochte, seinen Cousin aus dem Weg räumen zu lassen…
Doch er hatte so ein Gefühl, daß diese Idee Aruk keineswegs zusagen würde, und das bedeutete, daß er sie, solange sein Vater lebte, nicht in die Tat umsetzen konnte. Das hieß jedoch nicht, daß Durga Aruks Tod wollte. Er war seinem Vater aufrichtig zugetan, und er war sich bewußt, daß Aruk ihn mochte. Durga wußte nur zu gut, daß er Aruk in jeder Hinsicht sein Leben verdankte. Die meisten Hutt-Eltern hätten ein Kind mit einem Geburtsmal nicht am Leben gelassen.
Durga wollte darüber hinaus, daß Aruk stolz auf ihn war. Dieser Antrieb wirkte sogar noch stärker in ihm als sein Bedürfnis, Macht und Profit zu erlangen – und das war etwas, von dem er wußte, daß andere Hutts es praktisch als Sakrileg betrachteten, also ließ er seine eigentliche Motivation niemals offen erkennen.
Durga sah zu, wie Jabba der Hutt sich nach vorne schlängelte, um das Wort zu ergreifen. Die Nummer zwei in der Hierarchie der Desilijic galt in vielerlei Hinsicht als typischer Hutt, doch die meisten Hutts fanden seine Vorliebe für humanoide Frauen gleichermaßen abartig und unverständlich. Gleichwohl mußte Durga, während er dessen Rede lauschte, zugeben, daß Jabba ein gerissener Gegner war.
»Verehrte Hutt-Lords, hört mir zu! Die Besadii behaupten, ihre jüngste Expansion auf Ylesia sei nichts anderes als das Ergebnis kluger Geschäftsführung. Aber dürfen wir einem Kajidic eine Geschäftsführung gestatten, die das finanzielle Fundament unserer Welt unterminiert? Die Besadii haben einen so großen Teil des Gewürz- und Sklavenhandels an sich gerissen, daß wir alle gemeinsam sie wieder zur Vernunft bringen müssen! Welchen Nutzen haben sie davon, ihre eigenen Schatztruhen zu füllen, wenn ihre Geschäftspraktiken unsere Welt in die Katastrophe führen?«
»Katastrophe?« dröhnte Aruks Stimme so tief und gebieterisch, daß Durga einen Anflug von Stolz empfand. Sein Vater war der vortrefflichste Hutt-Führer, der jemals das Licht der Welt erblickt hatte. »Katastrophe, meine Freunde? Wir haben im vergangenen Jahr einen Gewinn von einhundertsiebenundachtzig Prozent eingefahren! Wie kann man ernsthaft die Auffassung
Weitere Kostenlose Bücher