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Hanan 1 - Brüder der Erde

Hanan 1 - Brüder der Erde

Titel: Hanan 1 - Brüder der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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spürte einen harten Druck im Magen, ein Gefühl von Angst, von Furcht vor den Hütern und Ahnen Elas' und vor der Logik des Nemet.
    Kta schlief endlich. Eine ganze Weile blickte Kurt auf sein Gesicht hinunter, dann ging er leise zu seiner Pritsche und ließ sich auf die Matratze fallen. Aber er schlief nicht, er wagte nicht zu schlafen. Er hatte Angst, Kta unbeobachtet zu lassen, aber irgendwann wurden seine Lider zu schwer, und er schloß die Augen.
    Er fuhr hoch, aufgeschreckt durch ein Geräusch und die Erkenntnis, daß er eingeschlafen war.
    Die Zelle war fast völlig dunkel, nur durch das vergitterte Fenster fiel ein wenig Licht herein. Kta war aufgestanden, trotz der Kälte war er splitternackt. Er hatte die Wasserkanne auf den Tisch gestellt und begann sich zu waschen.
    Kurt blickte zum Fenster und stellte überrascht fest, daß es bereits dämmerte. Ktas Interesse für seine äußere Erscheinung schien ihm ein gutes Zeichen. Methodisch wusch er sich von Kopf bis Fuß, und als er fertig war, hob er die Kanne über den Kopf und ließ das kalte Wasser über seinen Körper rinnen.
    Dann ging er zu seiner Pritsche zurück und wikkelte sich in die Decke. Er setzte sich mit dem Rücken an die Wand, schloß die Augen und bewegte lautlos die Lippen. Nach kurzer Zeit verfiel er in einen Trancezustand und saß völlig unbeweglich. Die ersten Strahlen der Morgensonne fielen durch das Gitterfenster auf sein Gesicht. Es sah entspannt und ruhig aus. Fast eine halbe Stunde lang blieb er so sitzen.
    Es wurde Tag, helles Licht strömte durch das Gitterfenster. Kurt stand auf und strich seine Kleidung glatt, die er im Schlaf zerdrückt hatte.
    Kta erhob sich kurze Zeit später ebenfalls und zog seine verschmutzte, aufgerissene Kleidung an. Die von der Methi geschickten Kleider ließ er unbeachtet. Er blickte Kurt an und lächelte.
    »Alles in Ordnung?« fragte Kurt.
    »Den Umständen entsprechend«, sagte Kta. »Mir fällt ein, daß ich einiges gesagt habe, das besser ungesagt geblieben wäre.«
    »Es war der
telise
. Ich habe es sofort wieder vergessen.«
    »Ich verehre dich wie einen Bruder«, sagte Kta. »Ich dich ebenso.«
    Er sagte sich, daß Kta ihm diese Versicherung deshalb gegeben hatte, weil er rasche Schritte auf dem Korridor hörte, und er gab hastig seine Antwort aus Angst, daß die Worte vielleicht ungesagt bleiben würden. Er wollte, daß Kta ihn verstand.
    Die Schritte verhielten vor ihrer Tür.
    Ein Schlüssel drehte sich im Schloß.

20
    Diesmal war es nicht Lhe, der sie abholte, sondern ein anderer Mann, den sie nicht kannten. Und sie wurden nicht in den
rhmei
gebracht, sondern verließen die Festung.
    Als sie den Hof erreichten, gingen sie am Tempel vorbei auf das Außentor des Indume-Komplexes zu. Kta warf Kurt einen besorgten Blick zu. »Wir gehen zum Hafen«, sagte er.
    »So lautet der Befehl«, sagte der Offizier, der ihre Wachmannschaft befehligte. »Die Methi ist dort, und die Flotte liegt bereit zum Auslaufen. Bewege ich, t'Elas, oder ist es dir lieber, wenn wir dich in Ketten durch die Straßen schleifen?«
    Kta hob den Kopf, und sekundenlang lag der herrische Blick von Nym t'Elas in seinen Augen. »Wie ist dein Name?«
    Der Offizier schien seine harten Worte zu bedauern. »Sprich keinen Fluch über mich aus, t'Elas. Ich wiederhole nur die Worte der Methi. Sie glaubte nicht, daß wir euch in Ketten legen müßten.«
    »Nein«, sagte Kta, »das ist unnötig.«
    Er neigte leicht den Kopf und paßte seinen Schritt dem ihrer Bewacher an. Er war eine traurige, bemitleidenswerte Erscheinung im hellen Sonnenlicht. Seine Kleidung war schmutzig und zerrissen, er war unrasiert, und tiefe, dunkle Ringe umschatteten seine Augen.
    In den Straßen, wo die Leute stehenblieben und sie anstarrten, blickte er weder links noch rechts. Kurt, der seinen Stolz kannte, konnte sein Gefühl der Erniedrigung ermessen, die Beschämung vor diesen Leuten. Wahrscheinlich hätte er weniger Aufsehen hervorgerufen, wenn er nicht noch die zusätzliche Schande auf sich geladen hätte, sich in Gesellschaft eines Menschen zu befinden. Einige der Kommentare erreichten Kurts Ohren: Wie häßlich er ist – wie behaart – wie kann sich ein Indras mit so etwas auf der Straße zeigen – man sollte das Haus von Elas bedauern, daß einer seiner ausländischen Söhne sich in einem solchen Zustand und in solcher Gesellschaft befindet.
    Die Planke der ersten Trireme an der Pier war ausgelegt, Männer der Mannschaft liefen hin und her und

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