Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
lauschte, als jemand einen Code auf dem Tastenfeld der Alarmanlage eingab. Aber gleichzeitig bemerkte er die Kochplatte, die auf dem Tisch stand. Blitzschnell verließ er auf Zehenspitzen sein Versteck, schnappte sich die Platte und machte sich so gut wie unsichtbar, während die Bürobeleuchtung aufflammte.
Mit dem Rücken an der Wand wartete er. Er konnte nicht sehen, wer es war, aber dank des pfeifenden Atems kam er zu dem Schluss, dass es der fette Mann persönlich sein musste.
Was zum Teufel hatte er hier zu suchen? Eigentlich sollte er in Williamsbridge sein oder bei Hurley’s vor einem Drink sitzen oder zu Hause sein, so wie an jedem anderen Abend.
Jack hatte den Computermonitor nicht eingeschaltet, aber Cordova bemerkte vielleicht das Kontrolllämpchen, oder er hörte die Festplatte. Jack hielt den Atem an und wartete. Als er auf der anderen Seite des Raums ein Grunzen vernahm, wagte er einen Blick aus seinem Versteck.
Cordovas Arm steckte halb hinter dem Heizungskörper. Er holte den Luftpolsterumschlag hervor, den Jack schon beim letzten Mal gesehen hatte, blickte hinein und grinste.
Die CD – er musste sie zu dem Geld gesteckt haben. Gut, dass Jack sie noch nicht gefunden hatte, sonst wäre Cordova durchgedreht, hätte zu suchen begonnen und wäre bei dieser Gelegenheit unweigerlich auf Jack gestoßen.
Zehn Sekunden später erloschen draußen die Lichter und die Außentür schloss sich.
Jack blieb noch einige Herzschläge lang an Ort und Stelle hocken und überlegte, was er tun sollte. Er brauchte die Disk und musste sie Cordova abluchsen, ehe sie in seinem Schließfach verschwand, anderenfalls würden drei Tage Arbeit wirklich in Rauch aufgehen und Schwester Maggie hinge noch immer am Haken.
Jack holte die HYRTBU-Diskette aus dem Floppylaufwerk, schaltete den Computer aus und bewegte sich in Richtung Tür.
Es wurde Zeit, zu improvisieren.
Dabei hasste es Jack zu improvisieren.
18
Jack gab Cordova genügend Zeit, um einen halben Block Vorsprung zu gewinnen, dann trat er hinaus auf den Bürgersteig. Wie erwartet war Fatso unterwegs zur U-Bahn-Station. Er watschelte gemütlich dahin und hielt den Umschlag lässig unter den Arm geklemmt, als befände sich darin nichts Wertvolleres als ein Renovierungsvertrag.
Jack blieb dicht hinter ihm und hielt Ausschau nach einer Gelegenheit. Er müsste sich an ihn heranmachen, ehe er nach Hause fuhr. Im Zug wäre es um einiges zu hell. Jack wollte sein Gesicht nicht in der Öffentlichkeit zeigen.
Nur vereinzelt waren Fußgänger zu sehen. Dazu herrschte noch Verkehr, und die Läden auf der linken Seite waren ausnahmslos geschlossen. Das sah nicht sehr gut aus.
Jacks Herzschlag beschleunigte sich, als er beschloss, einen Versuch zu wagen. Er fiel in einen leichten Trab und holte Cordova in dem Moment ein, als er die Mündung einer kleinen Straße erreichte. Er rammte den massigen Mann mit der Schulter und stieß ihn in die Dunkelheit, dann schlug er ihm mit der Kochplatte einmal, zweimal auf den Hinterkopf.
Cordova stolperte und landete auf dem Bauch, wobei die Luft zischend aus seinen Lungen entwich.
Jack ließ die Kochplatte einfach fallen und sprang dem Liegenden auf den Rücken. Jetzt musste er sich beeilen. Er packte die Haare im Nacken, um den Kopf an Ort und Stelle zu fixieren. Er wollte nicht, dass Cordova ihn ansehen konnte, auch nicht in der Dunkelheit.
»Brieftasche her, Fatso«, zischte er, während er die Hüften des Mannes abtastete.
Cordova schien benommen. Sein rauer Atem strömte mühsam ein und aus.
Jack ergriff die Brieftasche, dann suchte er eine Waffe. Als er keine fand, griff er nach dem Umschlag. In diesem Augenblick wurde Cordova wach und begann um das Kuvert zu kämpfen.
»Nein!«
»Klappe!« Jack rammte sein Gesicht auf den Asphalt. Sehr grob. »Was hast du da? Schmuck, häh?«
»Da ist Geld«, grunzte Cordova. »Nehmen Sie es.
Na los, nehmen Sie sich alles, und lassen Sie bloß die CD hier.«
»Ja, so ist es richtig.« Jack holte den Umschlag vollends hervor. »Was meinst du, was ich hier tue?
Mit dir ›Meine Tante, deine Tante‹ spielen?«
Er rammte Cordovas Gesicht noch einmal gegen den Asphalt, dann sprang er auf und schoss aus der Gasse heraus. Mit schnellen Schritten verschwand er in der nächsten Querstraße und begann zu rennen.
Während er den Umschlag öffnete, bemerkte er das Blut an seinen Handschuhen. Es sah aus, als hätte er Cordova mit der Kochplatte am Schädel verletzt. Wenigstens hatte er doch
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