Handyman Jack 09 - Das Höllenwrack
Küchentisch.
Also weniger als ein Tag bis zu dem großen Augenblick. Um Gias und Vickys Willen wollte er, dass alles einigermaßen normal blieb. Er hatte zwar nicht erwartet, dass es leicht sein würde, doch schließlich erwies es sich als unmöglich.
Vor allem nachdem er sich an diesem Morgen im Badezimmerspiegel untersucht und festgestellt hatte, dass die Enden des Flecks unter seinen Brustmuskeln weniger als fünfzehn Zentimeter voneinander entfernt waren.
Vicky stürmte in die Küche.
»Jack! Was schenken wir Mommy zu Weihnachten?«
Die Frage überrumpelte ihn.
»Weihnachten?«
Sie verdrehte ihre großen blauen Augen. »Am Freitag, du Dummer.«
»Mein Gott, das stimmt. Morgen ist ja Heiligabend.«
Bei all dem, womit er sich im Augenblick herumschlagen musste, war diese Tatsache völlig aus seinem Bewusstsein verdrängt worden.
Fast brach es ihm das Herz. Er würde zu Weihnachten nicht mehr da sein, er würde nicht wie im Jahr zuvor am Kamin sitzen und Vicky dabei zusehen können, wie sie ihre Geschenke auspackte.
»Wir haben noch nicht einmal einen Weihnachtsbaum gekauft.«
Jack räusperte sich und schlug sich mit der flachen Hand seitlich gegen den Kopf.
»Du hast Recht! Wo waren wir mit unseren Gedanken? Lass uns sofort losziehen.« Er senkte die Stimme. »Und während wir in der Stadt sind, suchen wir auch gleich ein Geschenk für Mommy aus.«
»Super! Dann nichts wie los!«
Jack verfolgte kopfschüttelnd, wie sie zum Wandschrank in der Halle rannte. Vicky tat alles mit Höchsttempo. Seine Kehle zog sich wieder zusammen. Lieber Himmel, er würde sie mindestens genauso vermissen wie Gia.
Sein Mobiltelefon klingelte.
»Joey?«
»Ja. Woher wusstest du, dass ich es bin?«
»Intuition. Was ist los?«
»Du erinnerst dich doch an das anonyme Telefon gestern?«
»Ja. Hast du was rausgekriegt?«
»Aber klar doch. Bis auf vier waren es ausschließlich Ortsgespräche, und zwar vorwiegend mit dem Zentrum. Die anderen Gespräche gingen in die City.«
»Hilft uns das weiter?«
»Sie wurden gegen sieben Uhr geführt, und zwar genau heute vor zwei Wochen. Rate mal, mit wem?«
Joey schien ein besonderes Faible für Ratespiele zu haben, aber Jack fehlte dazu jetzt die nötige Geduld.
»Nun mach schon, Joey, spuck’s aus – « Und dann dämmerte es ihm. Das war der Vormittag gewesen, an dem sich der Zorn Allahs zu dem Massaker bekannt hatte. »Ist das dein Ernst?«
»Und wie. Mit ABC, NBC, CBS und der Times. Viermal hintereinander.«
Damit war alles klar. Etwas von dem Blut, das Charlie an Hamad Al-Kabeers Hand gesehen hatte, stammte von Dad.
Anstatt in rasende Wut zu verfallen, empfand Jack nur eine erdrückende Niedergeschlagenheit. Seine gesamte Energie schien aus ihm herauszusickern und ihn leer, stumm und gelähmt zurückzulassen.
Was für eine Verschwendung, was für ein sinnloser Verlust von Leben. Diese Fanatiker mordeten im Namen ihres überheblichen, kindischen, kaltblütigen Gottes unschuldige Menschen.
Jack erkannte jedoch, dass sie im Augenblick nicht die einzige irrationale, unsinnige Macht waren, die ihn bedrängte. Die Lilitonga hatte eine andere, aber ähnliche Wirkung.
Doch die Lilitonga war immun gegen physische Gewalt.
Nicht so der Zorn Allahs.
»Hey, Jack. Bist du noch da?«
»Ja, Joey. Ich höre dich.«
»Für einen Moment habe ich geglaubt, wir wären unterbrochen worden. Also, ich denke daran, zu diesen Kerlen hinzufahren und, du weißt schon, irgendwas gegen Ungeziefer mitzunehmen und dieses Kakerlakennest auszuräuchern. Was hältst du davon? Hättest du Lust mitzumachen?«
Wären die Umstände andere gewesen, hätte der Schatten der Lilitonga nicht drohend über ihm geschwebt, Jack wäre ganz und gar nicht abgeneigt gewesen, an einer solchen Aktion teilzunehmen. Aber jetzt, da jeder Moment so unendlich wertvoll war …
Andererseits würde sein Plan mit Sicherheit nicht funktionieren, wenn er nicht nach Paterson zurückkehrte. Und wenn er funktionierte, dann hätten sich die Stunden, die er dort verbrachte, auf jeden Fall gelohnt. Durchaus möglich, dass er beide dunklen Flecken auf seinem Leben auf einen Streich wegwischen konnte.
Seine Lebensgeister regten sich.
»Ja. Ich hätte durchaus Lust, eine Zeit lang den Kammerjäger zu spielen. Wir müssen nur sichergehen, dass wir es mit dem richtigen Ungeziefer zu tun haben.«
»Das haben wir.«
»Aber ich will erst ein paar Antworten.«
»Nicht nur du. Auch ich habe jede Menge Fragen.«
»Okay, hast du einen
Weitere Kostenlose Bücher