Handyman Jack 09 - Das Höllenwrack
beherrscht, die zu einem an Art Deco erinnernden Muster arrangiert waren.
Tom blickte in die Runde. Nur die Hälfte der Tische waren besetzt. Die Reservierung seines Bruders war völlig überflüssig gewesen.
Musik aus der Konserve – nichts sagender Blues – erklang viel zu laut. Tom hielt sich an seinem zweiten Wodka fest, während sie auf die ersten Appetithäppchen warteten. Er hatte an der Hotelbar zwei Bier getrunken, ehe er herübergekommen war, daher konnte er es jetzt langsam angehen. Auf keinen Fall wollte er sich vor dieser Frau eine Blöße geben.
»Wo ist die Band, wegen der du hergekommen bist?«, fragte er.
Jack zuckte die Achseln. »Für eine Bluesband wäre es eine Todsünde, pünktlich anzufangen.«
Tom hoffte, dass sie überhaupt nicht auf der Bühne erschien. Er wollte mit Gia reden, wollte alles über sie erfahren. Was nicht mehr möglich wäre, wenn die Band richtig loslegte.
»Mögen Sie Blues?«, erkundigte sich Gia.
»Ich mag alle Arten von Musik.«
Ihre Augenbrauen ruckten hoch. »Tatsächlich? Und wie steht es mit Opern?«
»Die liebe ich. Tristan und Isolde ist meine Lieblingsoper.«
Das stimmte nicht unbedingt. Früher hatte er Opern gehasst, aber es gehörte zu seinem Richteramt, an einer endlosen Folge von gesellschaftlichen Anlässen und Wohltätigkeits-Events teilzunehmen. Dazu gehörten zahlreiche Abende in der Oper, beim Ballett oder in einem Kunstmuseum. Todlangweilig, doch seine Frauen, alle drei, hatten diese Veranstaltungen geliebt und es in vollen Zügen ausgekostet, sich unter die feine Gesellschaft von Philadelphia mischen zu dürfen. Bei diesen Gelegenheiten waren sie stets dankbar gewesen, mit einem Richter verheiratet zu sein.
Im Laufe der Zeit hatte sich Tom auf diese Weise zu einem Möchtegernästheten entwickelt und genug Kultur aufgesogen, um mit entsprechendem Dampfgeplauder Eindruck zu schinden, wenn die Situation es erforderlich machte.
Als Gias Augen aufleuchteten, spürte er, dass sich hier eine dieser Situationen ergab.
»Die liebe ich auch«, sagte sie. »Die lustige Witwe mag ich auch besonders gern. Sie wird zurzeit in der Met aufgeführt.« Sie blickte viel sagend zu Jack. »Aber versuchen Sie mal, Ihren Bruder zum Mitgehen zu bewegen. Er hasst Opern.«
»Hör nicht auf sie«, sagte Jack. »Ich mag Opern. Es ist das ständige Singen und Herumhampeln, das ich nicht mag. Wenn sie darauf verzichteten und dafür einfach Englisch sprächen, könnte ich einer der größten Fans sein.«
Gia lachte und schmiegte sich an ihn. »Hör auf damit.«
Jack wandte sich an seinen Bruder. »Gia ist Künstlerin – sie sieht Dinge in der Oper und im Ballett, die ich nicht erkennen kann.«
»Das liegt aber nur daran, dass du niemals hingehst und es dir anschaust«, sagte Gia.
»Künstlerin?«, fragte Tom. »Hatten Sie schon mal eine Ausstellung?«
Immer noch lächelnd, schüttelte sie den Kopf. »Ich hoffe, dass es eines Tages dazu kommt, aber es ist vorwiegend kommerzielle Kunst, die mir meinen Lebensunterhalt sichert –Werbung, Buchumschläge, solche Dinge. Zwischen den jeweiligen Aufträgen arbeite ich an einer Serie von Ölgemälden für eine zukünftige Ausstellung.«
Es wurde Zeit, ein paar Pluspunkte einzuheimsen, dachte Tom, während er nickte.
»Da wir gerade von Kunst sprechen, Gia, darf ich Ihnen das Kompliment machen, dass Sie aussehen, als seien Sie aus einem Gemälde von Botticelli herabgestiegen?«
Ihre Wangen röteten sich. »Wie liebenswürdig von Ihnen.«
Er verkniff sich zu erwähnen, dass er versuchte, sie sich als Botticellis Badende Venus vorzustellen.
»Botticelli …« sagte Jack, schnippte mit den Fingern und schaute verwirrt drein. »Botticelli … ist das nicht der Laden für tropische Pflanzen unten in der Sixth Avenue?«
»Ignorieren Sie ihn«, rief Gia lachend. »Er macht sich immer einen Spaß daraus, den Banausen zu spielen.«
»Sind Sie sicher, dass er ihn nur spielt?«
Ihre Finger schlangen sich um Jacks Hand. »Ganz sicher.«
Tom unterdrückte den Impuls, die beiden ineinander verschlungenen Hände zu packen und auseinanderzureißen. Gia sollte seine Hand halten.
Er trank einen Schluck von seinem Wodka und lehnte sich innerlich widerstrebend zurück.
Was war mit ihm los? Warum war er so … verzaubert von dieser Frau? Ja, genau das war er nämlich: verzaubert. Er stand unter ihrem Bann, seitdem er sie das erste Mal gesehen hatte. Weshalb?
Vielleicht war es etwas Genetisches. Jack war offensichtlich ebenfalls
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