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Handyman Jack 09 - Das Höllenwrack

Handyman Jack 09 - Das Höllenwrack

Titel: Handyman Jack 09 - Das Höllenwrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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bestellt, während Gia ein Glas Club Soda mit einer Limonenscheibe trank. Er ließ den Blick durch den Gastraum schweifen. Jenseits der Barriere, die die Bar vom übrigen Raum trennte, befanden sich die Bühne und der vordere Teil des Speisesaals. Dahinter erstreckte sich bis in den hinteren Teil des Etablissements ein größerer Bereich mit Tischen und Stühlen. Die Decke war hoch und schwarz, die Wände waren mit dunkelbraunem Holz getäfelt, und der Teppichboden wies ein teils abstrakt, teils surrealistisch anmutendes Muster aus Gitarren auf, die wie Dalis zerfließende Uhren verformt waren.
    Es herrschte nur wenig Betrieb. Natürlich war es noch früh, aber Jack drängte sich der Gedanke auf, dass das Massaker am La Guardia Airport etwas mit der geringen Gästedichte zu tun hatte.
    Bei Lucille’s herrschte eine zwanglose Atmosphäre, und sie waren entsprechend gekleidet: Gia mit einer sportlichen schwarzen Hose und einem Rollkragentop aus saphirblauem Samt, der die Farbe ihrer Augen unterstrich und die leichte Wölbung ihres Bauchs verbarg; Jack trug eine Khakihose, ein kariertes Oberhemd und eine Pilotenjacke aus dunkelbraunem Leder. Ein unauffälliges Paar mit nichts anderem im Sinn, als einen Drink zu nehmen und gemütlich zu Abend zu essen.
    Jack warf einen Blick auf die Uhr: 7.45. Reserviert war der Tisch für halb acht. Um acht sollte Jesse auftreten.
    »Eigentlich sollten wir hier auf meinen Dad warten anstatt auf meinen Bruder.«
    Gia ergriff seine Hand und drückte sie zärtlich. »Das wünsche ich mir auch.« Tränen glitzerten in ihren Augen. »Mein Gott, ich kann es noch immer nicht fassen …«
    »Ja. Ich weiß.« Er sah sich um. Von Tom war noch immer nichts zu sehen. »Weißt du, wenn er nicht auftaucht, ehe wir die Gläser geleert haben, sollten wir vielleicht wieder verschwinden.«
    »Er ist dein Bruder, Jack.«
    Jack spielte mit der Serviette, die neben seinem Bierglas lag.
    »Ja, sicher, aber wir haben uns als Kinder nicht besonders gut verstanden, und ich kann mir nicht vorstellen, dass wir uns jetzt als Erwachsene besser verstehen.«
    »Was hat er getan, dass du so wenig für ihn übrig hast?«
    Jack dachte an den ersten Satz der Geschichte Das Gebinde Amontillado.
    »Dazu muss ich Edgar Allan Poe ein wenig abwandeln: ›Wohl tausendfältige Unbill hart’ ich von Tom ertragen, so gut ich’s nur vermochte …‹«
    »Ich bitte dich, übertreiben wir da nicht ein wenig?«
    Er wollte ihr nicht erzählen, dass Tom das wohl egoistischste menschliche Wesen war, das er je gekannt hatte. Jack konnte sich vorstellen, dass er sich über das 9/11-Desaster nur deswegen geärgert hatte, weil der Einsturz der Türme des World Trade Centers dafür gesorgt hatte, dass er auf sein geliebtes Dienstagabend-Fernsehprogramm verzichten musste.
    Okay. Das war vielleicht ein wenig zu krass. Tom war sicherlich genauso entsetzt gewesen wie alle anderen.
    Zumindest hoffte er es.
    »Er war zehn Jahre älter als ich, und wenn er mich einmal nicht völlig ignorierte, dann schikanierte er mich. Ein kleines Beispiel. Ich war etwa elf und liebte Pistazien. Soweit ich mich erinnere, waren sie damals immer rot. Wie dem auch sei, ich aß sie nur ungern einzeln. Ich mochte am liebsten immer mehrere auf einmal. Also schälte ich ein paar Dutzend und stopfte sie mir dann auf einmal in den Mund. Damals war Sommer, Tom war vom College nach Hause gekommen, und ich saß am Küchentisch und schälte eine Portion Pistazien. Tom kam vorbei, nahm sie alle vom Tisch, stopfte sie sich in den Mund und ging weiter. Wenn er es getan hätte, um mich zu hänseln, wäre es ja noch fast in Ordnung gewesen, aber er legte dabei eine Haltung an den Tag, als wäre es sein natürliches Recht und als gäbe es niemanden, der es ihm streitig machen würde. Er tat so, als hätte ich die Pistazien allein für ihn geschält.«
    »Und wie hast du reagiert?«
    »Nun, sie waren bereits in seinem Mund verschwunden, daher wollte ich sie nicht zurückhaben. Außerdem war er doppelt so groß wie ich, also konnte ich ihn auch nicht daran hindern. Und ich war mittlerweile schon zu alt, um mich bei meinen Eltern über ihn zu beschweren. Daher musste ich es mir gefallen lassen.«
    »Seit wann lässt du dir etwas gefallen?«
    »Ich war noch ein Kind. Mir blieb nichts anderes übrig. Und dann tat er es ein zweites Mal.«
    »Oh-ho.«
    »Ja. Oh-ho. Ich war rasend vor Wut. Einmal war schon schlimm genug. Zweimal war aber unerträglich. Ich beschloss, dem einen Riegel

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