Handyman Jack 10 - Der Erbe
Wellenlänge: »Meint ihr, er ist da drin?«
Miller glaubte das eher nicht. »Wenn ihr da drinnen einen Hinterhalt geplant hättet, würdet ihr dann die Tür offen stehen lassen?«
Jolliff schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall. Ich hätte sie wieder verschlossen. Dann würden wir da reinmarschieren, weil wir denken, das Haus ist so leer, wie wir es verlassen haben. Wir säßen direkt auf dem Präsentierteller.«
»Schön, aber warum offen lassen? Das ist wie eine Leuchtreklame, die verkündet ›Hier war jemand‹.«
»Genau das ist es ja auch. Er will, dass wir wissen, dass er hier war. Er streckt uns die Zunge heraus, genau wie er es mit dieser Botschaft an Zeklos’ Leiche gemacht hat. Er hat sich die Herzen geholt.«
»Mistkerl«, fluchte Gold.
Exakt das, was Miller dachte. Trotzdem … herausgestreckte Zunge oder nicht, in einem Fall wie diesem konnte es nie schaden, vorsichtig zu sein.
»Gut. Irgendjemand muss ganz vorsichtig reingehen und die Lichtschalter finden. Wir beziehen hier Position; sobald das Licht angeht, stürmen wir rein und sichern das Erdgeschoss. Meldet sich jemand freiwillig?«
»Ich werde gehen«, sagte Gold. »Ich war schon seit einiger Zeit nicht mehr aktiv im Einsatz.«
Miller stellte sich an einer Seite der Tür auf, Hursey und Jolliff auf der anderen. Gold stieß sie auf und schlich sich geduckt hinein. Miller spannte sich an, um beim ersten Zeichen von Ärger in Aktion zu treten, aber nichts passierte.
Das Licht flammte im Innern auf, dann hörte er Gold sagen: »So weit, so gut. Hier vorne scheint das Stockwerk leer zu sein.«
Miller kam geduckt herein, die Waffe in einem beidhändigen Griff vor sich ausgestreckt. Gold hockte vor der Überwachungskonsole: »Ich checke den Schlafraum. Gib mir Deckung.«
Im Zickzack bewegte er sich auf den offenen Durchgang zu. Er griff hinein und das Licht ging an. Nachdem er kurz um die Ecke gelinst hatte, kroch er hinein, dann kam er nach einer Minute zurück.
»Niemand zu Hause.« Sein Atem dampfte in der kalten Luft.
Miller entspannte sich, aber nicht völlig. Er senkte die Pistole, steckte sie jedoch nicht ein. Er sah nichts, was aus dem Rahmen fiel, aber irgendein sechster Sinn in ihm arbeitete auf Hochtouren.
Er ging zur gegenüberliegenden Wand, wo sie die gefallenen Brüder aufgereiht hatten. Er zog das Laken von dem ihm am nächsten Liegenden weg. Das Herz war da, wo sie es zurückgelassen hatten. Es gab keine Anzeichen weiterer Schändungen, keine Botschaften.
Die gute Nachricht – wenn in einer solchen Situation überhaupt von einer guten Nachricht gesprochen werden konnte – war, dass die Kälte anscheinend die Verwesung verhindert hatte.
Aber was sollte diese Nachricht mit der ›Sammlung‹?
Miller drehte sich langsam um. Die anderen drei waren mit Pistolen im Anschlag ausgeschwärmt und kontrollierten jeden Winkel. Das Gebäude sah exakt so aus, wie sie es verlassen hatten. Was hatte der Eindringling hier gewollt?
Vielleicht würden sie in den oberen Stockwerken etwas finden.
»Sucht nach einer Botschaft.«
Die anderen nickten und zogen los.
Ein paar Sekunden später sagte Hursey: »Ich hab was gefunden!«
Er stand an einer der Außenwände des Schlaftrakts, direkt rechts neben der Türöffnung. Er deutete auf den Boden.
»Ich bin mir ziemlich sicher, das war vorher nicht da.«
Miller hockte sich hin, um besser sehen zu können. Es waren zwei Worte, die in roten Druckbuchstaben unten an die Wand geschrieben waren:
Dumme Idee
»Du hast recht. War es nicht.« Wenigstens war er sich ziemlich sicher, dass es vorher nicht da gewesen war.
»Und was hat das zu bedeuten?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Hier ist es noch mal«, sagte Gold und deutete auf den Boden links von der Tür. »Genau das Gleiche. Ich verstehe das nicht. Was …?«
»Hey!« Jolliff rief von der anderen Seite des Raumes herüber. Er stand an der Treppe, den Kopf zur Seite gelegt, und lauschte die Treppe hoch. »Ich höre was.«
Miller schloss sich dem Marsch in Richtung Treppenhaus an. Die vier standen da zusammen und lauschten.
Zuerst war da nichts, dann …
Eine Stimme.
Jack hielt den Sender in der linken Hand, das Mikrofon in der rechten, als er die Straße überquerte und sich dem Eingang zum Lagerhaus näherte.
»Yeniceri. Ich rufe alle Yeniceri. Ich weiß, dass ihr hier seid. Kommt raus, kommt raus, wo immer ihr seid. Habt keine Angst. Ich werde euch nichts tun. Ich bin sogar noch weniger gefährlich als ahnungslose Frauen und
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