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Handyman Jack - Story-Sammlung

Handyman Jack - Story-Sammlung

Titel: Handyman Jack - Story-Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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die vierte Klasse in einer örtlichen Grundschule. Sie betrat das doppelstöckige Haus, ging in das riesige Wohnzimmer, um das sich alle anderen Räume gruppierten, schaltete den Fernseher an und goss sich einen Wodka ein. Sie war eine kleine, zerbrechlich aussehende Frau, mit Haaren, die ein paar Schattierungen zu blond waren, um als natürliche Haarfarbe durchzugehen. Sie sah sich eine Stunde lang irgendwelche Seifenopern an, rauchte in dieser Zeit drei Zigaretten und trank einen weiteren Wodka. Dann begann sie, die Zutaten für das Abendessen vorzubereiten. Ungefähr um halb sechs kam Gus Castleman nach einem anstrengenden Bürotag bei Borland Industries nach Hause. Er war ein Hüne, sicher über einsneunzig groß, sicher über hundertzwanzig Kilo schwer, mit kurz geschnittenem rötlichem Haar, rundem Gesicht und eng beieinander stehenden Augen. Sein Bauch wölbte sich deutlich über die Gürtelschnalle. Er zog seinen Mantel aus, grunzte Ceil ein Hallo entgegen und ging direkt zum Kühlschrank, nahm zwei Budweiser Light heraus und setzte sich vor die Nachrichten. Als das Essen fertig war, kam er zum Tisch herüber und sie aßen und sahen gleichzeitig weiter fern. Nach dem Essen wurde ebenfalls weiter ferngesehen. Gus schlief kurz nach zehn ein. Ceil weckte ihn nach den Spätnachrichten und sie gingen gemeinsam zu Bett.
    Dienstag war es genauso.
    Mittwoch trank Ceil wieder ihre Wodkas vor dem Fernseher, aber sie bereitete nichts für das Abendessen vor. Stattdessen zog sie ein schickes Kleid an und fuhr weg. Als Gus nicht nach Hause kam, ging Jack davon aus, dass sie zum Essen aus waren. Mittlerweile war es beinahe elf Uhr und sie waren noch nicht zurück. Jack blieb, wo er war, und wartete.
    Warten. Das war immer der unangenehme Teil. Aber Jack hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, dass er sich über alles Gewissheit verschaffen musste, bevor er etwas unternahm. Schließlich logen die Menschen. Jack belog fast alle Leute tagtäglich. Schaffer konnte auch über Gus Lügen erzählt haben. Vielleicht wollte er ihn für etwas drankriegen, was gar nichts mit seiner Schwester zu tun hatte.
    Oder vielleicht belog Ceil auch ihren Bruder, vielleicht erzählte sie ihm ja, dass Gus sie so zugerichtet hatte, obwohl es tatsächlich jemand ganz anderes gewesen war, mit dem sie nebenbei eine Affäre hatte. Jack musste sicher sein, dass Gus wirklich der Böse in dieser Sache war, bevor er etwas gegen ihn unternahm.
    Bislang war Gus nur ein Langweiler. Das rechtfertigte noch nicht, ihn krankenhausreif zu schlagen.
    Beim Geräusch eines Wagens in der Auffahrt glitt Jack aus seinem Campingstuhl und schob sich in die Büsche, die rund um die Garage gepflanzt waren. Der Wagen stand in der Auffahrt. Er erkannte die Stimme von Gus, als das Paar aus dem Wagen stieg.
    „… es wäre mir lieber gewesen, du hättest das nicht gesagt, Ceil. Ich habe mich vor Dave und Nancy wirklich blamiert gefühlt.«
    »Aber niemand außer dir hat es so aufgefasst«, sagte Ceil.
    Jack vermeinte ein leichtes Zittern in ihrer Stimme zu hören. Zu viel Wodka? Oder Angst?
    »Sei dir da nicht so sicher. Die sind nur zu höflich, etwas zu sagen, aber ich habe Nancys schockierten Blick gesehen. Hast du nicht darauf geachtet, wie sie mich angesehen hat, als du das gesagt hast?«
    »Nein. Ich habe nichts dergleichen gesehen. Du bildest dir nur wieder etwas ein.«
    »So, tue ich das?«
    „… ja. Und außerdem, seit wir da weggefahren sind, habe ich mich schon ein Dutzend Mal entschuldigt. Was soll ich denn noch tun?«
    Jack hörte, wie sich die Haustür öffnete.
    »Was ich will, Ceil, ist nur, dass so etwas nicht wieder vorkommt. Ist das zu viel verlangt?«
    Ceils Antwort wurde abgeschnitten, als sich die Tür hinter ihnen schloss. Jack kehrte zur Rückseite des Hauses zurück, wo er den größten Teil des Erdgeschosses überblicken konnte. Die Stimmen schallten durch eine offene Lüftungsklappe über der Spüle, als Gus die Küche betrat.
    „… ich weiß wirklich nicht, warum du mir das immer wieder antust, Ceil. Ich versuche, freundlich zu sein, ruhig zu bleiben, aber du stichelst immer herum, provozierst mich und treibst mich immer wieder zur Weißglut.«
    Ceils Stimme kam aus dem Flur und klang jetzt unverkennbar nervös.
    »Aber ich habe es dir doch gesagt, Gus. Du bist der Einzige, der das so aufgefasst hat.«
    Jack beobachtete, wie Gus einen Teflonhandschuh über die linke Hand streifte und sich dann ein Handtuch um die rechte Hand wickelte.
    »Schön,

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