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Hansetochter

Hansetochter

Titel: Hansetochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weiß
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wäre ein guter Bürgermeister gewesen, da bin ich ganz sicher.« Mettes Blick wurde weich.
    »Woher weißt du das alles bloß?«, fragte Henrike verblüfft.
    Mette lachte. »Hier wird nicht nur gevögelt, hier wird auch geredet. Und das nicht zu knapp.«
    Henrike, die inzwischen Vertrauen zu Mette gefasst hatte, berichtete nun doch von Hartwigs und Ilsebes Untaten im Zusammenhang mit dem Gutshof. Es tat ihr gut, sich diese Last von der Seele zu reden. Als sie geendet hatte, strich sie müde über ihr Gesicht.
    »Jetzt habe ich eine Ahnung, was vorgefallen ist, und es nützt mir doch nichts«, sagte sie leise.
    »Ganz so ist es nicht.« Mette erhob sich erneut, schob ihre Truhe beiseite und löste vorsichtig eine Bohle aus dem Boden. Sie holte ein Bündel Papiere hervor und reichte sie Henrike. »Dein Vater hat alles aufgeschrieben, was er wusste. Oft hat er sich hier Notizen gemacht. Er ahnte wohl, dass sie im Zweifelbei mir sicherer sein würden als in seinem eigenen Haus   ... Hier sind die Briefe, in denen sich fremde Kaufleute über die Betrügereien deines Onkels beschweren. Und die Kopie eines Papiers, das für deine Zukunft bedeutsam sein könnte.«
    Henrike nahm zuerst den Bogen, den Mette zuletzt erwähnt hatte, und überflog ihn. Es war eine   ... Verlobungsvereinbarung zwischen Konrad Vresdorp und Adrian Vanderen. Die Braut, um die es ging, war sie! Sacht strich sie mit den Fingerkuppen darüber. Warum war dieser Bogen nicht bei Vaters Unterlagen gewesen? Wie viel Unglück hätte verhindert werden können, wenn diese Ehe geschlossen worden wäre! Doch jetzt war es vermutlich zu spät dafür. Die Erkenntnis versetzte Henrike einen Stich ins Herz.
    Mette war gedanklich schon einen Schritt weiter. »Mit diesen Papieren kannst du Hartwig stürzen und dein Erbe zurückgewinnen. Er hätte nie euer Erbe verschleudern, nie euer Haus verkaufen dürfen. Hast du jemanden im Stadtrat, dem du trauen kannst?«
    Henrike erzählte, dass Symon Swerting ihr zweiter Vormund war.
    Mette nickte zufrieden. »Auf Consul Swerting kannst du dich verlassen, dein Vater hat ihn nicht umsonst ausgewählt. Schreibe so schnell wie möglich einen Brief an ihn, schreibe alles auf, was du weißt.«
    Henrike war dankbar für die klaren Worte und den Rat der Frau. Entschlossen stand sie auf und wollte gehen. Schon morgen würde sie sich daranmachen, einen Brief an Symon Swerting zu schreiben!
    Doch Mette zog sie zurück. »So schnell wie möglich, damit meine ich: jetzt.« Sie holte ein Wachstafelbüchlein, einen Bogen Pergament, Schreibfeder und Tinte aus ihrer Truhe.
    Während Henrike sich an die Truhe setzte und schrieb, notierte die Dirne sich selbst etwas in ihr Büchlein. Als sie Henrikes neugierigen Blick bemerkte, erklärte sie: »Ich muss den Überblick behalten, wie viel ich verdient habe. Jetzt, wo dein Vater tot ist, ist das wichtiger denn je. Ich will schließlich nicht als Hure alt werden.«
    »Sondern?«
    Mette lächelte versonnen. »Ich wünsche mir ein Gasthaus. Ein hochanständiges. Mit sauberen Betten und feinen Linnen, in dem auch so jungfräuliche Damen wie du guten Gewissens absteigen können«, verriet Mette ihr.
    Als Henrike fertig war, nahm sie den Brief an sich. »Ich werde ihn weiterleiten. Du kannst mir vertrauen«, sagte sie.
    Henrike sah Mette fest in die Augen. Sie hatte in den letzten Stunden Kräfte zurückerlangt, die sie schon verloren geglaubt hatte. »Mein Vater hat dir vertraut. Wie könnte ich dir also nicht vertrauen?«, sagte sie.
    Die beiden Frauen umarmten sich. Dann öffneten sie die Tür, vor der schon der Hurenwirt wartete.
    Auf dem Heimweg glaubte Henrike einige glückliche Minuten lang, dass alles gut werden würde; sie fühlte sich richtig beflügelt.
    Dann spürte sie einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf, und ihr wurde schwarz vor Augen.

27
    H artwig Vresdorp lief die Mengstraße hinauf, den Blick auf seine Füße gerichtet und mürrisch vor sich hinmurmelnd. Alle kommandierten ihn nur herum, behandelten ihn wie einen Hund. Seine Frau Ilsebe ließ ihn deutlich spüren, dass er ein Versager war. Diercksen, der ihn mit immer neuen Forderungen überzog und ihn zu sich zitierte wie einen Diener. Dabei konnte er durchaus mit sich zufrieden sein. Den Händler aus Schonen hatte er durch das Haus seines Bruders ruhiggestellt, den Böttcher in Stralsund durch die Hand seiner Tochter. Alles war also gut, wenn man einmal von diesen verdammten Betrugsvorwürfen absah. Wenn die endlich aus der

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