Happy End fuer Rachel
einen Sinn hätte es denn gehabt, ein schlafendes Kind zu besuchen? Du hättest ihre Freude sehen sollen, als ich ihr beim letzten Besuch eine Reise ins Disneyland versprochen habe.“
Joe sah ihn fassungslos an und stieß hörbar den Atem aus. „Disneyland? Steve, ich verstehe dich immer weniger! Das Kind braucht Eltern, die bei ihm sind, damit es bald wieder gesund wird. Keine Reiseversprechungen! Wenn Daisy wieder ganz gesund ist, solltest du dir ein paar Wochen Urlaub nehmen. Daisy und du, ihr müsst diese Zeit gemeinsam verbringen, um euch wirklich kennenzulernen.“
An dieser Stelle hüstelte Lauren gezwungen und ließ Joe nicht weiterreden. Mit spitzer Stimme erklärte sie: „Daraus wird nichts, Joe. Unsere Urlaubstermine für das kommende Jahr stehen schon fest.“
Krachend setzte Joe sein Glas auf der Tischplatte ab. Sein Zorn hinderte ihn daran, das Lauernde in Steves Stimme zu bemerken, als dieser fragte: „Könnte es sein, dass die liebe Rachel dich eingewickelt hat?“
Stumm starrte Joe starrte ihn an.
„Nun ja“, bemerkte Steve leichthin, „immerhin konnte ich sie nicht rechtzeitig informieren, weil sie beim Treffen mit ihrem Verehrer das Handy ausgeschaltet hatte. Hat sie dir das etwa nicht erzählt?“
Nach diesem Satz hatte Joe das Gefühl, als schnitte eine eiskalte Stahlklinge in seine Brust.
Mit versteinertem Gesicht wandte er sich an Steve. „Du hast recht, ich sollte mich nicht in eure Streitigkeiten einmischen. Im Grunde möchte ich nur, dass es Daisy so schnell wie möglich besser geht“, erklärte er kühl.
Steve wirkte sichtlich erleichtert. „Glaub mir, genau das möchte ich auch“, erklärte er mit einem süffisanten Lächeln. „Wir sollten jetzt wohl besser gehen. Ich möchte Daisy nicht zu lange mit ihrer Mutter allein lassen. Wer weiß, was sie ihr sonst noch alles erzählt.“
Deutlich verhaltener als sie gekommen waren, verabschiedeten sich Steve und Lauren. Während Marla die beiden zur Tür geleitete, blieb Joe nachdenklich zurück.
Endlich in ihrem Zimmer im Park Plaza angekommen, sank Rachel erschöpft auf ihr Bett. Nur einen Moment entspannen, sagte sie sich. Aber die Ereignisse der letzten Tage ließen sie nicht zur Ruhe kommen. Erst durch Joe hatte sie erfahren, wie schlimm es wirklich um ihre Tochter stand. Ohne ihn wäre sie hier wohl völlig hilflos gewesen. Gleichzeitig gefiel ihr die entstandene Abhängigkeit nicht. Ohne zu wissen warum, misstraute sie seiner Verlässlichkeit. Trotz der Last ihrer Gedanken wurden ihre Lider schwer und sie schlief ein.
Ein dumpfes Pochen in ihrem Kopf weckte sie. Ihre schmerzenden Augen sahen strahlenden Sonnenschein durch das Hotelfenster fallen. Rachel fühlte sich völlig zerschlagen. Mühsam setzte sie sich auf und sah sich in dem nüchtern eingerichteten Raum um. Ein Fünfsternehotel hatte sie für den Preis auch nicht erwartet. Ihr Koffer stand noch an derselben Stelle, an der Luther ihn abgestellt hatte.
Erst jetzt bemerkte sie, dass sie in ihren Kleidern geschlafen hatte. Beim Blick in den Badezimmerspiegel schnitt sie ihrem Gesicht eine Grimasse. Duschen, etwas Ordentliches anziehen und zu Daisy fahren.
Wenig später nickte sie ihrem Spiegelbild zufrieden zu. Glättend strich sie über ihre dunkelblauen Bermudas und zupfte an dem pinkfarbenen Trägershirt. Alles in allem doch noch ganz passabel, dachte sie. Aber in Gedanken war sie schon bei Daisy. Eilig griff sie nach ihrer Handtasche und hastete in die Hotelhalle, um sich ein Taxi rufen zu lassen.
Während sie wartete, fiel ihr Blick auf den kleinen Souvenirladen im Hotelfoyer. Im Krankenhaus hatte man ihr gesagt, was das Essen angehe, sei Daisy in nichts eingeschränkt. Jetzt hatte sich ihre Kleine ihre Lieblingsschokolade verdient. Und Rachel blieb noch genügend Zeit, um sich einen starken Kaffee zu gönnen.
Wenig später rollte das Taxi durch den Stadtverkehr. Dunkel erinnerte sie sich an so etwas Ähnliches wie ein Fahrangebot, von dem Joe ihr gestern erzählt hatte, und war zufrieden, jetzt ohne ihn unterwegs zu sein. Sie hatte bisher alles allein bewältigen müssen, und daran würde sich auch gewiss nichts ändern!
Diesmal empfing sie an der Klinikrezeption ein junger Mann. Überaus höflich geleitete er sie zum Aufzug und sagte: „Ich melde Sie oben rasch an, Mrs. Carlyle.“
Im zweiten Stock wurde sie tatsächlich schon erwartet. Die Schwester begrüßte Rachel freundlich. „Mrs. Carlyle, nicht wahr? Kommen Sie bitte. Ihre Tochter wird sich
Weitere Kostenlose Bücher