Happy End im Mondpalast
den sie nicht vernachlässigen durfte. Der Pförtner am Personaleingang begrüßte sie mit den üblichen Neckereien. Als er eine Bemerkung über den prominenten Besucher einfließen ließ, antwortete Beth gelassen: „Nun, wir wussten, dass er wieder einmal vorbeischauen würde, nicht wahr? Bei seinem letzten Besuch habe ich ihn verpasst.“
„Dafür haben Sie ihn in Q’Adar getroffen.“
Beth war nie um eine kecke Antwort verlegen, aber heute scheute sie eine längere Unterhaltung. Khal ist hier!, war alles, was sie denken konnte. Trotzdem musste sie etwas sagen, denn jeder im Betrieb wusste über ihre Reise Bescheid.
„Nur ganz kurz“, log sie notgedrungen und ging zum Lift. „Es war nur eine flüchtige Begegnung.“
Sie starrte auf die Zahlen über den glänzenden Stahltüren und wünschte, der Lift würde schneller kommen. Der Pförtner musste nicht unbedingt merken, wie heiß ihre Wangen glühten!
Beth überlebte den Eintritt ins Sitzungszimmer und die Vorstellung durch den geschäftsführenden Direktor. Sie überlebte den vertrauten und plötzlich wieder alles durchdringenden Duft von Khal: den Duft von Reichtum, Sandelholz und sonnigem Orient. Sie überlebte Khals Anblick in dem dunklen Maßanzug, der seine imponierende Figur fast noch besser zur Geltung brachte als die traditionellen arabischen Gewänder. Es gelang ihr sogar, Ruhe zu bewahren, als Khal seinen Platz direkt ihr gegenüber wählte, aber die Art, wie er sie ansah, gab ihr fast den Rest.
„Miss Torrance?“ Seine Stimme drang ihr durch und durch, obwohl sie geschäftsmäßig klang und jede Gefühlsregung vermissen ließ. „Würden Sie uns jetzt Ihre Vorschläge machen?“
Ich hätte mehr als einen Vorschlag für dich, dachte Beth, die sich zunehmend gekränkt fühlte. Wie hatte Khal sie damals einfach stehen lassen können – nach allem, was zwischen ihnen geschehen war? Damit meinte sie nicht nur den Sex. Sie waren sich schrittweise nähergekommen. Sie hatten sich ihre innersten Gedanken mitgeteilt und sich geliebt! Das galt jedenfalls für sie. Er hatte ihr nicht mal Auf Wiedersehen gesagt, bevor sie abgeflogen war.
Doch was nützte es, über die Vergangenheit nachzugrübeln? Es ging um die Gegenwart, ums Geschäft. So war die Wirklichkeit, die nichts mit ihrem arabischen Traum zu tun hatte.
Khal beherrschte das Sitzungszimmer allein durch seine Persönlichkeit. Als er sich jetzt interessiert vorbeugte, wusste Beth, dass sie an dieses Treffen genauso professionell herangehen musste wie er. Sie konnte andere überzeugen, wenn sie an etwas glaubte. Sie saß hier als Vertreterin ihrer Abteilung und würde niemanden enttäuschen.
Khal hatte einen nichtigen Vorwand gesucht, um an einer Sitzung teilzunehmen, bei der Beth anwesend sein würde. Niemand hatte gewagt, ihm Fragen zu stellen. Der geschäftsführende Direktor hatte ihm sein Büro überlassen, und jetzt saß er hier und musste so tun, als wäre die Weihnachtsdekoration eines ‚Khalifa‘-Kaufhauses von größtem Interesse für ihn. In Wirklichkeit ging es ihm nur um Beth. Es war ihm trotz aller Versuche nicht gelungen, sie zu vergessen, und das hatte ihn hergetrieben.
Aber je länger die Sitzung dauerte, umso mehr wurde er von der Materie gefesselt. Er hatte Beth immer für jung und etwas naiv gehalten, aber heute lernte er sie von einer anderen Seite kennen. Er verstand jetzt, warum sie in ihrem Job so gut war. Was sie vorschlug, war vollendet durchdacht und originell. Beth hatte sich gut vorbereitet. Sie konnte Zahlen nennen, die ihre These stützten, und sie verstand es zu überzeugen. Sie würde die Summe bekommen, die sie forderte – ohne dass persönliche Begünstigung dabei mitspielte.
„Ausgezeichnet.“ Khal kämpfte um seine Konzentration, als Beth ihre abschließende Kalkulation vorlegte und ihn dabei zum ersten Mal direkt ansah.
„Dann sind Sie einverstanden?“ Sie errötete vor Freude und lenkte ihn damit erneut ab. Wann hatte er sie zum letzten Mal mit einem so reizend belebten Gesicht gesehen?
Die Sitzung endete, ohne dass jemand ahnte, warum der Eigentümer der ‚Khalifa‘-Kette zu diesem überraschenden Besuch erschienen war. Wie gewünscht brachte Beth die Mappe mit ihren Unterlagen in das Büro des Direktors, wo Khal sie erwartete.
„Leg die Mappe dorthin“, sagte er, um es kurz zu machen, aber er hatte vergessen, wie stark Beth auf ihn wirkte.
„Wie konntest du mir das antun?“, fragte sie mit abgewandtem Gesicht.
„Dich verlassen?“
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