Happy End im Mondpalast
vertreten …“
„Dann werde ich gegen dich klagen“, versicherte er unnachgiebig. Es war ihm anerzogen worden, auf Drohungen mit äußerster Schärfe zu reagieren.
„Das habe ich erwartet“, sagte sie gepresst. „Du würdest alles tun, um deinen Willen durchzusetzen.“
„Hat Hana nicht ein Recht auf beide Eltern?“, fragte er. „Ich möchte, dass sie die Privilegien ihrer Geburt genießt … als meine Tochter und Prinzessin von Q’Adar. Als Mutter müsstest du derselben Ansicht sein.“
„Ich möchte nur, dass Hana glücklich wird. Alles andere interessiert mich nicht.“
„Das möchte ich auch.“
„Nein, Khal.“ Beth schüttelte traurig den Kopf. „Du willst mir Hana wegnehmen und in dem Glauben erziehen, dass Geld und Macht alles bedeutet und Liebe nicht zählt.“ Ob er ihr überhaupt zuhörte?
„Wenn du dich gegen mich stellst, werde ich das alleinige Sorgerecht beantragen“, warnte er sie. „Willst du das Risiko eingehen, Hana zu verlieren?“
„Versuch nicht, mir zu drohen.“ Beth wollte stark erscheinen, aber der Gedanke, Hana zu verlieren, war so schrecklich, dass ihre Stimme bebte und sie ihre sonstige fröhliche Zuversicht verlor. Sie fühlte sich besiegt – zum ersten Mal in ihrem Leben.
„Ich fordere nur mein Recht als Vater“, fuhr Khal unerbittlich fort. „Als ein Vater, der ihr das Leben bieten kann, das sie verdient. Begreif doch, Beth. Der Unterschied in unseren Verhältnissen bedingt …“
„Bedingt was, Khal? Dass du mit deinem Geld und deiner Macht einen Anwalt, einen Richter und ein Kind kaufen kannst?“
„So ist es nicht, und das weißt du. Du bist zu aufgewühlt.“
„Darauf kannst du wetten!“
„Deine Wahl ist nicht schwer. Du kannst in Liverpool bleiben und dort dein Glück suchen, oder du kannst mit mir und Hana nach Q’Adar kommen.“ Khal blickte auf die Rollbahn, wo sein Privatjet wartete. „Hana bleibt in jedem Fall bei mir.“
Unter solchem Druck konnte Beth nur an Hanas Zukunft denken. Wenn sie alle Möglichkeiten gegeneinander abwog, zählte nichts anderes für sie. „Kannst du wirklich für Hanas Sicherheit garantieren?“, fragte sie noch einmal.
„Entscheide dich, Beth.“
„Ich komme nicht als deine Geliebte …“
Khal ließ sie nicht ausreden. „Dann sorge ich jetzt dafür, dass du mitfliegen kannst.“
Damit war der Fall entschieden. Beth trauerte dem Verlorenen nach, aber sie wusste, dass Khal in gefährlichen Zeiten lebte, die schnelle Entscheidungen und eine knappe Ausdrucksweise erforderten. Sie durfte nichts anderes erwarten. Daher bedankte sie sich und versicherte, sie und Hana würden auf Abruf bereit sein.
„Sag Faith, dass sie ebenfalls in Q’Adar willkommen ist.“ Das war nicht viel, aber Khal wollte Beth seine Fürsorge zeigen. Es war nie seine Absicht gewesen, sie zu überrumpeln oder zwangsweise nach Q’Adar zu bringen. Und als er sie jetzt ansah, spürte er eine plötzliche Rührung, die ihn veranlasste, die in seinem Land übliche Segensgeste zu machen, mit der er schon so viele Menschen begrüßt oder entlassen hatte.
Der Herrscher von Q’Adar bevorzugte beim Reisen kein kleines Sportflugzeug, sondern eine mittelgroße vierstrahlige Düsenmaschine mit dem Falkenemblem am Heck. Beth musste kurz auf der Rollbahn warten und wurde dann von Leibwächtern zum Flugzeug begleitet. So wird es von jetzt an immer sein, dachte sie niedergeschlagen.
„Wo ist Faith?“, fragte Khal, der sie an der Gangway erwartete. Er hatte sich umgezogen und trug statt des Anzugs nun die arabische Djellaba.
„Sie erhielt die telefonische Nachricht, dass ihr Vater erkrankt ist. Ich war so frei, deinen Fahrer zu bitten, sie nach Hause zu bringen. Hoffentlich ist dir das recht.“
„Du hast richtig gehandelt“, beruhigte er sie. „Soll ich dir Hana abnehmen?“
Einige herbeieilende Dienerinnen bewiesen Beth, wie unpassend dieses Angebot war. Sie fragte sich, ob ein anderer Scheich sein ihm bislang unbekanntes Baby vor allen Leuten auf den Arm genommen hätte.
„Danke, es geht schon“, antwortete sie mit einem Blick auf die Bediensteten und das Flugpersonal, das sie am Eingang der Maschine erwartete.
Sie vergaß keinen Moment, dass Khal dicht hinter ihr ging, als sie, mit Hana im Arm, die Stufen der Gangway hinaufstieg. Hinter Khal folgten das Büro- und Sicherheitspersonal. Was mochten sie über die neue Familie ihres Herrschers denken? Es sprach für Khal, dass ihn das nicht im Geringsten zu interessieren
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