Happy End im Mondpalast
konnte. Sie begriff nicht, dass er das getan hatte und dass sie beide noch lebten. Sie hatte nur noch einen Wunsch – ihm zu danken, ihn zu schützen und ihm Linderung zu verschaffen.
„Sprich mit mir“, bat sie, als das Tosen etwas nachließ.
„Worüber?“, entgegnete er schroff. Dann las er in ihren Augen, dass sie Bescheid wusste, und dass es sinnlos war, die Tragödie länger zu verschweigen. „Ich verlor sie hier in der Wüste.“
„Wen?“, fragte Beth behutsam.
„Ghayda … meine Schwester. Sie geriet in Treibsand. Ich konnte sie nicht retten.“ „Oh Khal, wie schrecklich!“ Das erklärte vieles. Es machte Beth auch bewusst, dass es nicht genügte, Khal über alles zu lieben. Sie musste ihm helfen, diese schwere Gewissenslast loszuwerden, sonst war sein Herz für immer tot. Sie vergaß, wie heftig er sie gerade abgewehrt hatte, legte die Arme um ihn und hielt ihn, während der Sturm weiter tobte. Sie empfand in diesem Moment kein Verlangen, sondern nur Liebe und tiefes Mitleid.
Stunden schienen vergangen zu sein, als Khal ihr mitteilte, dass sich seine Hoffnung erfüllt hatte und der Sturm umgeschlagen war. Tatsächlich, dachte sie und ließ die Arme sinken. Sie hatte inzwischen einen inneren Sturm überstanden, der nicht weniger heftig gewesen war. Jetzt fühlte sie sich erfrischt und zum Feiern aufgelegt. Halb unter dem Sand begraben, der durch die Mauerlücken eingedrungen war, konnte sie nur noch eins denken: Wir leben. Wir haben es gemeinsam geschafft!
Ihr nächster Gedanke galt Hana. „Ob man im Palast weiß, was uns passiert ist?“, fragte sie.
„Du kannst anrufen.“ Khal zog sein Handy aus der Hosentasche und gab es ihr. „Wenn du fertig bist, muss ich mit meinem Adjutanten sprechen.“
Beth starrte auf das kleine Gerät. Sollte es möglich sein, damit eine Verbindung zur Außenwelt herzustellen – nach allem, was geschehen war?
„Geht es Hana gut?“, fragte Khal, als sie das Gespräch beendet hatte.
„Sehr gut. Sie schläft immer noch fest.“
Während Khal dem Adjutanten auf Arabisch seine Anweisungen durchgab, wunderte sich Beth immer noch darüber, dass es jetzt jemanden gab, der sich genauso um Hana sorgte wie sie selbst. Jetzt war sie stolz, Khal den Vater ihres Kindes nennen zu dürfen. Und dann, ganz plötzlich, als wäre die Erleichterung nach der überstandenen Anspannung zu groß, begann sie zu lachen.
„Was ist los?“, fragte Khal, während er das Handy einsteckte.
„Sehe ich aus wie du?“ Sie konnte das Lachen kaum unterdrücken, denn ihr großer, dunkler, schöner Scheich hatte sich in einen Sandmann verwandelt. Bis zur letzten Spitze seines dichten schwarzen Haars war er mit feinem Staub bedeckt.
Khal sah prüfend an sich hinunter. „Ich weiß nicht, wie es mit mir steht, aber du könntest ein Bad vertragen.“
„Vergebliche Hoffnung!“
„Du würdest dich wundern.“ Ein Lächeln spielte um seine Lippen und machte sie ganz nervös.
„Noch mehr Wunder?“
„Komm mit, wenn du mir nicht glaubst.“
Khal streckte die Hand aus, und aller Humor war vergessen. „Du hast mir das Leben gerettet“, sagte sie noch einmal tief bewegt.
„Und du hast Courage.“ Khals Blick fuhr ihr sengend ins Herz. „Wenn man dich ansieht, könnte man meinen, es hätte Mehl geregnet.“
Mir geht es bei dir genauso, dachte Beth, und trotzdem siehst du fantastisch aus. Laut sagte sie: „Du glaubst doch nicht, dass ich so einfach mit dir mitgehe? Unter der Sandmaske könnte jeder stecken.“
„Ob wir die Methode in meinen Kaufhäusern vermarkten?“ Khal schien ernsthaft darüber nachzudenken. „Man könnte sie als ideales Peeling empfehlen.“
„Für problematische Mischhaut“, ergänzte Beth. Schon die Vorstellung amüsierte sie köstlich.
„Darüber reden wir später.“
„Später?“ Ein wunderbares Wort!
Khal nahm ihre Hand. „Jetzt wird erst mal gebadet …“
„Du hast es ernst gemeint!“, staunte Beth, als sie die kleine Lagune vor sich sah.
„Hast du nie von einer Wüstenoase gehört?“
„Oh doch.“ Und diese war besonders schön. Bei ähnlichen Bildern war ihr immer der Verdacht gekommen, der Fotograf hätte nachgeholfen, um die Wirkung zu erhöhen. Wie konnte inmitten dieser sandigen Öde solche Üppigkeit entstehen? Dazu hatte sie Khal lange nicht so entspannt erlebt, und das war eigentlich das Schönste. Vielleicht genoss er das Hochgefühl des Lebensretters, aber hatten sie nicht beide Grund, auf Wolken zu gehen?
Von fern drang
Weitere Kostenlose Bücher