Happy End in Seattle (German Edition)
… Sie liebte ihn. Sie liebte ihn wirklich. Sie konnte nicht verstehen, wieso ihr das nicht eher klargeworden war. Alles, was in den letzten Monaten zwischen ihnen geschehen war, ergab auf einmal einen Sinn. Sie liebte Steve so sehr, dass ihr das Herz weh tat.
Nachdem sie sich mit einem flauschigen Badetuch abgetrocknet hatte, zog sie das seidene Negligé an und stellte sich vor den Spiegel. Was sie sah, gefiel ihr. Und sie wusste, auch Steve würde es gefallen. Heute Nacht war sie eine schöne, begehrenswerte Frau. Heute nacht würde sie Steve ihren Körper und ihre Seele schenken.
Aber erst galt es noch einige Vorbereitungen zu treffen. Sie ging in ihr Schlafzimmer, um das Bett frisch zu beziehen und ihren besten Quilt über die Laken zu breiten. Anschließend versprühte sie ihr Lieblings-Eau-de-Cologne im Raum und ging mit ausgebreiteten Armen durch den feinen Duftnebel. Zum Schluss streute sie getrocknete Rosenblätter auf den weißen Quilt. Dabei malte sie sich aus, wie Steve sie ins Schlafzimmer tragen und behutsam aufs Bett legen würde, um sie dann leidenschaftlich zu lieben.
Ein Blick auf die Uhr auf ihrem Nachttisch verriet ihr, dass er jeden Moment kommen musste. Fünfunddreißig Minuten waren vergangen. Sie war bereit. Mehr als bereit. Aber Steve ließ auf sich warten.
Eine Weile lief sie unruhig auf und ab. Ihre Ungeduld nahm mit jeder Minute zu. Schließlich spähte sie aus dem Fenster zu ihm hinüber.
In seiner Wohnung brannten sämtliche Lichter. Hallie glaubte Kenny aus der Küche rennen zu sehen. Und sie glaubte zu hören, wie Steve seinem Sohn etwas hinterherschrie. Na gut, er brauchte etwas länger, das war ja nicht weiter schlimm. Ihre erste Liebesnacht würde auf jeden Fall perfekt sein. Steve sehnte sich genauso danach wie sie.
Sie musste gähnen und beschloss, sich auf die Couch zu legen, um dort auf ihn zu warten. Sobald sie ihn an der Tür hörte, würde sie aufspringen und ins Schlafzimmer hinüberlaufen, um sich ihm in verführerischer Stellung liebeshungrig auf dem Bett zu präsentieren.
Schläfrig ließ sie den Kopf in die Polster zurücksinken. Es war ein so langer Tag gewesen. Bald fielen ihr die Augen zu. Eine Weile versuchte sie gegen den Schlaf anzukämpfen. Doch es fiel ihr immer schwerer, die Augen offen zu halten.
Sie würde Steve hören, sagte sie sich. Und falls sie wirklich einschlafen sollte, würde er sie wecken.
Aber niemand weckte sie auf.
Im Morgengrauen erwachte sie fröstelnd auf der Couch. Ihr Kopf lag auf einem Sofakissen. Steve Marris hatte sie versetzt.
29. KAPITEL
L iebe ist besser als Schokolade
17. August
Wäre ich nicht so wahnsinnig in Steve verliebt, könnte ich schon wütend auf ihn sein. Aber ich bin ihm nicht böse. Oh, anfangs war ich natürlich sauer. Welche Frau wartet schon gern im seidenen Negligé eine ganze Nacht vergebens auf ihren Liebhaber? Doch dann fand ich heute früh den rührendsten Entschuldigungsbrief an meiner Tür. Armer Steve! Vermutlich war er noch frustrierter als ich. Die Kinder hielten länger durch als er. Und heute muss er mit Kenny ins Zeltlager. Dass er sein Versprechen hält und nicht einfach absagt, macht ihn in meinen Augen noch liebenswerter.
Ich bin verliebt, Hals über Kopf verliebt! Ich kann nicht glauben, dass es Steve Marris ist, dem meine Gefühle gelten. Ich finde es einfach schockierend, dass ich so lange dazu gebraucht habe, zu erkennen, was ein Blinder hätte sehen können.
Ich habe ja nicht geahnt, wie wunderbar die Liebe ist. Mir kommen die Tränen, wenn ich bloß an Steve denke, und gleichzeitig könnte ich die Arme ausbreiten und singen und jubeln. Wie leicht fällt mir die Vorstellung, den Rest meines Lebens mit ihm zu verbringen! Er ist locker, witzig und respektlos – und genau der Mann, den ich mir immer als Ehemann erträumt habe. Wieso ist mir das nicht eher aufgefallen? Wieso musste ich meine Zeit erst mit all diesen Holzköpfen verschwenden?
Da Steve nicht vor Sonntagnachmittag vom Zeltlager zurückkehren wird, habe ich beschlossen, ihn mit einem Festessen zu empfangen. Und wenn ich ihm das Essen serviere, werde ich meinen Wunder-BH und eine tief ausgeschnittene Bluse tragen. Mal sehen, wie sich die Dinge dann entwickeln. (Als ob ich das nicht wüsste!) Jedenfalls habe ich noch genügend Rosenblätter übrig, um eine Spur in mein Schlafzimmer zu legen. Wenn sein Brief irgendwelche Rückschlüsse zulässt, bezweifle ich jedoch, dass er Hilfe brauchen wird, den Weg zu finden.
Ich
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