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Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler

Titel: Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Stella Harald;Bongertz Glööckler
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Ihre Villa schien groß zu sein.
    Ich versuchte sie natürlich bei jedem Gespräch mit sanfter Überredungskunst zu überzeugen, bei mir zu singen, aber mit diesem Wunsch biss ich weiterhin auf Granit. Sie beharrte darauf, dass das nichts für sie sei – aber immerhin anschauen wollte sie sich unsere Show gerne. Ich tröstete mich: Eine Operndiva im Publikum war ja auch schon mal etwas wert.
    Dieses Mal sollte alles noch eine Nummer größer als im Weißen Saal im Schloss sein – und mindestens genauso beeindruckend. Wir hatten uns schon bald nach dem Event im Schloss die »Alte Stuttgarter Reithalle« im Hotel Maritim als nächsten Veranstaltungsort ausgeguckt. Diese Halle war ein außergewöhnlicher großer Saal mit hohem Dach, das auf einer hübschen Stahlkonstruktion wie zu Zeiten von Jules Verne ruhte. Es gab umlaufende Emporen wie in einem alten englischen Theater – perfekt für die Presse, um auch Fotos von oben zu schießen oder alles aus der Vogelperspektive zu filmen. Auch aus diesem Grund hatten wir uns einen überdimensionierten Laufsteg bestellt, der fünf Meter breit und dreißig Meter lang sein sollte – das ist deutlich größer als normal. Bei dieser Show wollten wir die Tickets außerdem nicht einheitlich für 300 Mark verkaufen, sondern die Preise staffeln. Ein Sitzplatz in den vorderen Reihen sollte 1000 Mark kosten, weiter hinten wurde es günstiger. Wir hatten zwar immer noch keinen Distributionspartner, aber der Bekanntheitsgrad von Pompöös war seit der ersten Show dennoch deutlich gestiegen – wäre doch gelacht, wenn wir die Karten nicht verkauft bekämen.
    Für den großen Abend ließen wir ein ca. zehn Meter großes Poster für die Hotelfassade anfertigen, die unseren Schriftzug, das Logo sowie Dieter und mich im Barock-Outfit zeigte. Außerdem sollte es große Plakate mit den Stars des Abends geben, mit denen wir die ganze Stadt zukleistern wollten. Jeder sollte von unserer Show erfahren.
    Genau einen Tag bevor wir die Plakate für unsere Veranstaltung in Druck geben wollten, meldete sich Grace überraschend noch einmal. »Weißt du, Harald, ich habe nachgedacht. Du bist so eine nette junge Mann und du machst so schöne Sachen. Ich habe mir überlegt, wenn ich sowieso bei deine Fashion-Show bin, dann kann ich auch singen für dich. Also, wenn du willst, natürlich nur.«
    Ich machte einen leisen Luftsprung. Ich hatte es doch von Anfang an gewusst! Ein paar Minuten später sagte ich zu Dieter:
    »Wir müssen in der Druckerei anrufen – es gibt eine wichtige Änderung fürs Plakat. Wir haben noch einen weiteren internationalen Stargast.«
    Am Tag der Show ärgerten wir uns ein bisschen. Wahrscheinlich hätten wir für die besten Plätze vorn noch mehr als die 1000 Mark nehmen können, alle Karten waren innerhalb von wenigen Tagen ausverkauft. Insgesamt hatten sich siebenhundert Gäste angesagt – das waren genauso viele, wie in die Halle passten.
    Schon am Mittag waren über zwanzig Fernsehteams angereist, dazu mehr als sechzig Fotografen. Doch irgendetwas stimmte mit der Stimmung unter den Presseleuten nicht. Da war zwar Überschwang und Freundlichkeit wie im letzten Jahr, aber darunter mischte sich auch ein Ton der Disharmonie. Einige Pressevertreter schienen die Messer zu wetzen. Bereit, Dieter und mich zu schlachten und mit Häme zu überschütten, falls irgendwas schiefgehen sollte. Dieter hatte mir berichtet, wie er eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn zwei Fotografen tuscheln gehört hatte, als er sich im WC im Foyer des Maritim die Hände wusch.
    Der eine hatte gesagt: »Die Lollobrigida kommt nie im Leben. Was soll die denn hier in Stuttgart?«
    Und der andere meinte: »Ja, das wird ziemlich peinlich für die Jungs.«
    In einer Lokalzeitung hatte in einer Ankündigung unserer Show am Vortag gestanden: »…  angeblich haben sich hochkarätige Stars wie Gina Lollobrigida, Grace Bumbry und Chaka Khan angesagt. Ob sich von diesen anspruchsvollen Damen wirklich eine in unsere Breiten wagt oder ob es sich um einen Werbegag der Firma Pompöös handelt, bleibt abzuwarten.«
    Das ist typisch für Deutschland. Wer sich von der Masse abhebt, wird immer erst argwöhnisch beobachtet, Erfolg wird niemandem gegönnt. Anders als in Ländern wie den USA erkennt man es nicht an, wenn jemand den Aufstieg aus eigener Kraft schafft. Es ist nicht nur so, dass in Deutschland der Prophet im eigenen Lande wenig gilt, hierzulande muss man obendrein noch von irgendeiner anerkannten

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