Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hard News

Hard News

Titel: Hard News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
Fahrzeug besorgt?«, sagte Boggs zu Nestor.
    »Na klar. Irgend so ’n Scheißding von Hertz. Aber das reicht schon. Verdammt, du siehst gut aus für einen, der drei Jahre lang die Sonne nur durch Gitter gesehen hat.«
    »Und du bist so hässlich wie immer«, sagte Boggs.
    Nestor lachte, und die beiden Männer lieferten sich einen gut gelaunten Boxkampf. Boggs landete einen linken Haken auf Nestors Brust. »Du Wichser, schnell warst du immer schon«, sagte der Fette. »Du schlägst wie ’ne Muschi, aber schnell bist du.«
    »Morgen hast du da ’nen blauen Fleck, der aussieht wie meine Knöchel.«
    Nestor schaute sich um. »Wir müssen uns aus dem Staub machen.«
    »Wär ich auch für.«
    »Haben Sie’s getan? Haben Sie’s wirklich getan?«
    Nestor sprach mit Boggs. »Kümmern wir uns ums Geschäft, und dann machen wir uns auf den Weg.« Er zog die Pistole aus dem Hosenbund und drehte sich zu Rune um.
    Das Lächeln wich aus Boggs’ Gesicht. »Was hast’n du vor?«
    Nestor zuckte die Achseln. »Ist doch klar, meinste nicht? Ich finde, wir haben keine große Wahl.«
    Boggs schaute zu Boden, um ihrer beider Blicke auszuweichen. »Na ja, Jack, weißt du, ich fänd’s nicht so toll, wenn du das machen würdest.«
    Rune starrte auf die Pistole aus Furcht, Nestor anzublicken. Er schien zu der Sorte derer zu gehören, die einen noch eher umbringen, wenn man ihnen in die Augen schaut.
    »Randy, es geht nicht anders. Sie weiß alles.«
    »Ich weiß, aber, verflucht, ich fänd das überhaupt nicht gut. Es wär einfach nicht richtig, weißt du?«
    »›Richtig‹?«
    Ihr zitterten die Hände. Auf ihrer Stirn brach der Schweiß aus, und sie spürte, wie er ihr von den Armen aus an der Seite herunterrann.
    »Es ist so, dass sie ein Kind hat. Ein kleines Mädchen.«
    Nestors Gesicht verdüsterte sich. »Ein Baby?«
    »So ’n kleines Kind.«
    »Da drin?« Nestor wandte sich zu dem Lagerraum. »Hab ich gar nicht gesehen.«
    »Du kannst die Kleine nicht umlegen, Jack. Das lass ich nicht zu.«
    Soll das heißen, wenn er mich abknallt, ist’s okay ?Rune fing an, heftiger zu weinen. »’n Kind würd ich sowieso nicht umlegen«, sagte Nestor gerade. »Du kennst mich doch, Randy. Hoff ich doch, nach allem, was wir hinter uns haben.«
    »Und was soll die Kleine ohne Mutter machen? Die wird doch verhungern oder so was.«
    »Sie ist noch ziemlich jung für ’ne Mutter.«
    Irgendwie fand Rune zu ihrer Stimme zurück. »Bitte, tut ihr nicht weh. Wenn ihr … mir was antut, ruft bitte die Polizei an oder sonst jemanden, und sagt, dass sie hier ist. Bitte.«
    Nestor schwankte.
    »Das muss ich echt von dir verlangen, Jack. Ich muss dich wirklich bitten, sie leben zu lassen.«
    Nestor seufzte. Er nickte und steckte die Pistole wieder in den Gürtel. »Scheiße, es ist nun mal, wie’s ist. Okay. Ich tu’s für dich, Randy. Ich halt’s nicht für ’ne gute Idee, das will ich nur mal sagen, aber ich tu’s. Aber …« Er ging zu dem Stuhl und packte Runes Gesicht mit seinen nach Zwiebeln stinkenden Fingern. »Hör gut zu. Ich weiß, wer du bist und wo du wohnst. Wenn du irgendwem irgendwas über uns sagst, dann komm ich zurück. Ich komme ständig nach New York. Ich komm zurück und mach dich kalt.«
    Rune nickte. Sie weinte – aus Angst, vor Erleichterung.
    Und vor dem schlimmsten Gefühl von allen – Verrat.
    Sie glauben ihm?, hatte Piper Sutton Rune vor einer Ewigkeit gefragt, als spräche sie mit einem Kind. Sie glauben ihm, wenn er sagt, er sei unschuldig?
    »Hast du gehört?«, fragte Nestor brutal.
    Sie konnte nicht sprechen. Sie nickte mit dem Kopf.
    Sie benutzten Lampenschnüre, um sie an den Stuhl zu fesseln, und knebelten sie mit einem alten Wollschal.
    Boggs kniete nieder und prüfte die Schnüre. Er lächelte schüchtern. »Ich schätze, Sie sind echt sauer, und ich kann’s Ihnen nicht vorwerfen. Sie haben mir rausgeholfen, und ich zahl’s Ihnen so zurück. Aber manchmal im Leben muss man einfach nur an sich selber denken. Sie wissen schon, zum Überleben. Tut mir Leid, dass es so gekommen ist, aber Sie haben mir das Leben gerettet. Dafür werd ich Ihnen immer dankbar sein.«
    Verpiss dich! oder Scher dich zum Teufel! oder Du Judas!, hätte sie am liebsten gesagt. Und noch tausend andere Dinge. Aber der Knebel saß fest, und außerdem konnten keine Worte den namenlosen Zorn ausdrücken, den sie auf diesen Mann empfand. Daher blickte sie ihm nur in die Augen, ohne mit der Wimper zu zucken, ohne auch nur einen Millimeter

Weitere Kostenlose Bücher