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Hard News

Hard News

Titel: Hard News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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drüber nach. Du hast also vor, das Geld abzuholen?«
    »Jawoll.«
    »Hast du das Sparbuch dabei?«
    »Aber sicher.«
    »Schon komisch, wie so was funktioniert«, sagte Nestor.
    »Man bringt einfach Geld auf die Bank, und da liegt’s dann und wirft jeden Tag Zinsen ab. Die werfen einfach ’n paar Dollars dazu. Und man braucht gar nichts zu machen.«
    »Tja.«
    »Ich wette, du kriegst noch zehntausend Dollar mehr raus.«
    »Meinst du? Ohne Scheiß?«
    »Aber sicher. Ich denke, auf das Konto gibt’s vielleicht fünf, sechs Prozent.«
    Boggs wurde ganz warm ums Herz. An die Zinsen hatte er gar nicht mehr gedacht. Er hatte noch nie ein nennenswertes Sparkonto besessen.
    »Weißt du, an eins solltest du denken. Du hast doch schon von den ganzen Bankpleiten gehört, oder?«
    »Was ’n das?«
    »Da sind ’ne ganze Menge Ersparnisse und Anleihen bei draufgegangen. Die Leute haben ihr ganzes Geld verloren.«
    »Mann, sag bloß.«
    »Passiert ständig. In den letzten Jahren. Hast du Drinnen keine Nachrichten gesehen?«
    »Meistens haben wir Zeichentrickfilme und die Spiele angeguckt.« Boggs war müde. Er schob den Sitz ganz zurück. Das letzte Auto, das er besessen hatte, war ein 76er Pontiac gewesen, mit einer Bank, die sich nicht verstellen ließ. Dieses Auto hier gefiel ihm. Er dachte daran, sich einen Wagen zu kaufen, einen neuen. Er legte sich zurück und versuchte, nicht an Rune zu denken.
    »Also«, sagte Nestor. »Vielleicht hast du ja Lust, das Geld anzulegen.«
    »Das mach ich.«
    »Weißt du schon, wie?«
    »Nee. Noch nicht. Ich denke, ich halt die Augen nach dem Richtigen auf. Wenn man Geld hat, hören die Leute auf einen.«
    »Geld regiert die Welt«, sagte Nestor.
    »Das stimmt«, sagte Randy Boggs.
     
    Drei Stunden später wachte Courtney auf und wollte Saft.
    Das kleine Mädchen setzte sich langsam auf und befreite sich aus dem Kokon einer Decke, die sich beim Schlafen um sie gewickelt hatte. Sie kroch vorwärts und kletterte über die Kante des zusammengerollten Futons wie Edmund Hillary beim letzten Schritt vom Mount Everest, um sich dann auf den Fußboden zu setzen und die Schuhe anzuziehen. Die Schnürsenkel überforderten sie, aber mit den herumbaumelnden weißen Schnüren sahen die Schuhe nicht richtig aus, so dass sie sich, nachdem sie sie fünf Minuten lang angestarrt hatte, bückte und die Plastikenden in die Schuhe stopfte.
    Sie kletterte vorsichtig die Stufen nach unten, seitwärts wie eine Krabbe, dann ging sie zu Rune, die an den Stuhl mit der Schmetterlingslehne gefesselt war. Sie musterte die Kabel, Runes rotes Gesicht. Sie hörte heisere, unartikulierte Laute hinter dem Schal hervordringen.
    »Du bist komisch, Rune«, sagte Courtney und ging in die Kombüse.
    Der Kühlschrank ließ sich ganz leicht öffnen, und sie entdeckte im zweiten Fach einen Pappkarton mit Apfelsaft. Das Problem war, dass sie nicht herausfand, wie man ihn öffnete. Sie schaute sich nach Rune um, die in Richtung Kombüse starrte und immer noch diese komischen Geräusche machte. Sie hielt den Karton mit beiden Händen hoch und drehte ihn um, um zu sehen, wo der Ausguss war.
    Der Karton, der, wie sich herausstellte, offen gewesen war, entleerte sich in einer klebrigen Pfütze auf den Fußboden.
    »Oh, oh.« Schuldbewusst schaute sie Rune an, stellte den leeren Behälter auf den Herd und ging wieder zum Kühlschrank.
    Kein Saft mehr da. Ein ganzer Haufen kalter Pizza, die sie satt hatte, aber auch noch Dutzende von Twinkie-Keksen, die sie gerne aß. Sie steckte sich einen in den Mund und spazierte in der kleinen Küche herum, um zu sehen, was sie zum Spielen finden könnte.
    Da war nicht viel. Allerdings lag da auf der Anrichte ein großes Filetiermesser, das ihr Interesse weckte. Sie nahm es und tat, als sei es ein Schwert, so eines wie in Runes Büchern, und führte ein paar Ausfälle gegen den Kühlschrank.
    Als Rune dies sah, machte sie noch mehr Geräusche und fing an, herumzuzappeln und vor und zurück zu schwanken.
    Dann schaute das Mädchen in die Schubladen und schlug ein paar so gut wie unbenutzte Kochbücher auf, in denen sie nach Bildern von Enten, Drachen und Prinzessinnen suchte. Da die Bücher nur Fotos von Suppen und Töpfen und Kuchen enthielten, ließ sie sie nach fünf Minuten liegen und fing an, mit den Knöpfen am Herd zu spielen. Sie waren alt und schwer, aus glitzerndem Chrom und mit roter Farbe verziert. Courtney streckte die Hand aus und drehte einen bis ganz nach rechts. Hoch über ihrem Kopf

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