Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
hinter mir fluchten, und der Stationsvorsteher brüllte etwas in sein Mikrofon, aber ich ließ mich nicht aufhalten. Ich quetschte mich in letzter Sekunde durch die sich schließenden Türen des Zugs.
    Der Waggon war überfüllt. Ich sackte keuchend zusammen und wurde von der Masse der Pendler an die Tür gepresst. Meine Pistole bohrte sich in meine Seite, die Umschläge drückten ins Kreuz. Meine Knie zitterten vor Anstrengung, Erschöpfung und Furcht. Ich dachte an Karen, die ich auf der Straße zurückgelassen hatte. Ich konnte bloß hoffen, dass die Kerle sie in Ruhe ließen, wenn sie merkten, dass ich nicht mehr da war. Bitte, bitte lass sie nicht ein weiteres Opfer in meinem Kielwasser werden!
    Mehrere Haltestellen kamen und gingen, ohne dass mir überhaupt richtig klar war, wo ich mich befand. Ich wich immer nur den Leuten aus, die hinauswollten, wenn die Türen sich öffneten, und wurde wieder dagegengedrückt, wenn sie sich schlossen. Schließlich merkte ich, dass ich auf der Braunen Linie nach Norden fuhr. Und wo immer ich ausstieg, warteten vielleicht schon Verfolger auf mich. Wie viele Leute konnte Dornick gegen mich mobilisieren? Wie groß war der Aufwand, den er betrieb? Wie viele Hochbahnstationen konnte er überwachen lassen? Hielt ich ihn vielleicht für mächtiger, als er war?
    Ich konnte nicht endlos so weiterfahren. An der nächsten Station stieg ich aus. Armitage Avenue liegt im Herzen von Yuppieville, und die zahlreichen Pendler, die ausstiegen, boten mir hinreichend Deckung.
    Wegen der wohlhabenden Bewohner gab es hier zahllose kleine Boutiquen. Am liebsten hätte ich mir eine Perücke gekauft, die mein Äußeres wirklich verändert hätte, aber es gab nur Mützen. Diesmal wählte ich eine weiße Golfkappe. Die tausend Dollar, die ich abgehoben hatte, schwanden rasch dahin. Karens blaues T-Shirt ersetzte ich durch ein weißes, das die Aufschrift G-r-R-L POWER quer über die Brust trug. Vielleicht half mir das ja. Ich hatte schon seit Tagen keine dunkle Brille mehr getragen, und meine Augen brannten. In einem Drugstore fand ich eine billige Sonnenbrille. Und einen Lippenstift. In einem Coffeeshop ließ ich mir einen extra großen Kräutertee geben und ging zur Toilette, um mich frisch zu machen und meinen nächsten Schachzug zu planen.
    Als ich umgezogen und rehydriert war, fühlte ich mich ein bisschen besser. Aber es wollte mir einfach nichts einfallen. Ich wusste nicht, wie ich aus dieser Gegend wegkommen sollte, ich wusste nicht, was ich tun sollte, um Petra zu finden, und ich wusste nicht, wie ich Freeman Carter die Fotos bringen sollte. Morrells Honda hatte Dornick inzwischen womöglich gefunden. Es war zu gefährlich, deswegen noch einmal zum Lionsgate Manor zu fahren. Zu mir nach Hause oder in mein Büro konnte ich sowieso nicht.
    Vor dem Coffeeshop stand ein Obdachloser und verkaufte Streetwise . Was hatte der Typ im Millennium Park gestern gesagt? Solange man ein Dach über dem Kopf und eine Familie hat, die einen liebt, ist die Welt noch in Ordnung . Und was hatte ich? Ein Dach, unter das ich nicht schlüpfen konnte, und eine Familie, deren Mitglieder mich abknallen wollten. Ich gab dem Mann einen Dollar und dachte an Elton Grainger.
    Gleich als mir Elton auf meine Fragen keine ehrlichen Antworten geben wollte und mir dabei nicht ins Gesicht sehen konnte, war ich mir sicher gewesen, dass er etwas wusste. Er hatte wahrscheinlich gesehen, wie Petra aus meinem Büro weggerannt war. Vor einigen Monaten hatte mir Elton erzählt, wo sein Unterschlupf sich befand. Ich würde ihn suchen und so lange mit ihm reden, bis er mir sagte, was er über meine Cousine wusste.
    Mittlerweile war ich zwei Blocks weit nach Westen gegangen. Jetzt stieg ich in einen Bus, schaute durchs Rückfenster und fuhr noch weiter nach Westen. Es war eine mühselige, langsame Reise, aber zum Laufen war ich wirklich zu müde. Außerdem konnte ich so leichter feststellen, ob mich jemand erkannt hatte.
    An der Damen Avenue stieg ich aus und ging zu Fuß weiter. Das Muster der Straßen hier ist unregelmäßig, weil der Chicago River sich durch die Northwest Side schlängelt. Ich musste irgendwie unter dem Kennedy Expressway hindurchkommen und dann der Honore Street zum Fluss folgen. Ein Schuppen an der Böschung der Eisenbahn , hatte Elton gesagt.
    Die Rushhour war jetzt vorbei, und die Leute begannen die Restaurants zu füllen. Ich war zur Außenseiterin geworden und beneidete diese Menschen, die hinter den Scheiben saßen

Weitere Kostenlose Bücher