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Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)

Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)

Titel: Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Warner
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dir am meisten gefällt, von Moment zu Moment das Richtige für die gesamte Welt zu tun.
    Wie ich schon gesagt habe: Über Erleuchtung zu sprechen ist riskant – aber es der Vorstellung der Leute zu überlassen, ist ebenso riskant. Also werde ich dir nichtsdestotrotz, unter Auslassung des E-Wortes, von meiner eigenen Erfahrung damit erzählen, die philosophischen Probleme zu lösen.
    ICH GLAUBE, ES WAR IM FRÜHEN HERBST, etwa fünf Jahre nach meiner Begegnung mit dem Furzmann. Ich ging am Ufer des Sengawa Flusses entlang zur Arbeit, genau wie sonst jeden Tag, als sich innerhalb eines Augenblicks alles veränderte. In alten buddhistischen Geschichten gibt es immer einen Katalysator, wie bei dem Typen, der den Kiesel gegen das Stück Bambus knallen hörte, oder auch, dass jemand einen bestimmten Vers liest oder vom Lehrer eins mit dem Stock draufkriegt. Aber ich kann mich an nichts Ungewöhnliches erinnern. Ich war einfach auf dem Weg zur Arbeit.
    Etwa eine Woche davor hatte ich noch eins dieser Zazen-Sommer-Retreats hinter mich gebracht, vielleicht war mein Hirn also etwas ruhiger als gewöhnlich. Obwohl ich mich nicht daran erinnern kann, worüber ich damals nachdachte, bin ich mir sicher, dass ich nachdachte, und zwar wahrscheinlich darüber, was ich an jenem Tag im Büro zu tun hätte oder irgendwas ähnlich Banales. Ich machte mir keine Sorgen oder grübelte über irgendwas sonderlich Tiefsinniges – einfach der übliche Strom von Bildern, der mir im Kopf rumsprang.
    Das, woran ich mich sehr deutlich erinnere, ist der Ort, an dem es begann. Am Sengawa entlang verläuft eine schmale Straße, und um dahin zu kommen, wo ich arbeite, muss ich den Fluss an einer der vielen Brücken überqueren, die darüber hinweg gebaut wurden. Die Abkürzung, die ich gern nehme, führt mich jeden Morgen über die gleiche kleine Brücke. Ich lief die Straße entlang und war kurz davor, die Brücke zu betreten, als all meine Probleme, all meine Klagen und all meine Verwirrungen und Missverständnisse sich selbst einfach irgendwie auseinander knäuelten und
plopp!
zu Boden fielen. Ich spreche hier nicht von ein paar meiner Probleme, sondern von
allen
, jedem einzelnen bis zum letzten.
Plopp!
    Jede verdammte Sache, die ich jemals in den buddhistischen Sutras gelesen hatte, wurde in einem einzigen Augenblick bestätigt. Das Universum war ich und ich war es. Ich sah zum Himmel hoch und diese Erfahrung war genau, wie in einen Spiegel zu schauen. Und ich meine das nicht im übertragenen Sinne. Du kennst doch das Gefühl des Wiedererkennens, wenn du in einen Spiegel schaust? „Das bin ich“, denkst du dir, „meine Haare müssten mal gekämmt werden, und, hey, ich hab ’nen Pickel auf der Nase“. Tja, ich hatte dasselbe Gefühl, ganz egal, wo ich hinschaute. Ich guckte die Asphaltstraße an und sie war mein Gesicht. Ich guckte die Brücke an und die Brücke war ich, wie ich mich anstarrte. Es war ein körperliches Gefühl, als ob der Himmel meine Augen hätte und sehen könnte, wie ich dort hinaufstarrte. Es gab keinen Zweifel daran, dass dieser Zustand „wahr“ war. Er war wesentlich wahrer als der Zustand, den ich bis dahin als normal betrachtet hatte. Ich hatte nicht nötig, mir das von irgendjemandem bestätigen zu lassen.
    Es ist alles ich.
    Selbst wenn ich diese Erkenntnis ablegen möchte, kann ich es nicht. Das ist manchmal unerträglich. Ihr kennt diese Deppen, die das World Trade Center mit den Flugzeugen gerammt haben? Das war ich. Die Leute, die in den Trümmern starben. Auch ich. Jede einzelne Person, die jemals Geld für einen Pet Rock 17 hingeblättert hat? Ich. Ich meine damit nicht, dass ich mich mit ihnen identifiziere oder mit ihnen sympathisiere. Ich meine, dass ich sie
bin
. Es ist unmöglich, das deutlicher zu erklären, aber es ist kein bildliches Sprechen oder schlechte Lyrik. Ich meine das absolut wörtlich.
    Doch das Universum ist
sooooo
viel größer als das. Ich bin der Himmel und auch die Sterne, die zirpenden Grillen und deren Gesänge, funkelnde Flüsse, Schnee und Regen, entfernte Sonnensysteme und was für Wesen auch immer dort leben mögen. Das alles bin ich. Und ihr seid es auch.
    War dies derselbe Zustand, den Gautama Buddha an jenem frühen Dezembermorgen vor 2.500 Jahren erfuhr? Ja, das war er. Ist er. Absolut.
    Gibt es irgendetwas Besonderes an mir? Nicht im Geringsten.
    Hat es mein Leben verändert? Yep.
    War das ’ne große Sache? Kumpel, alles ist ’ne große Sache, aber ja, es war ’ne

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