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Titel: Hardware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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besucht und eine Stunde mit ihm verbracht, während er sich über das Krankenhaus und die Behandlung beschwerte, darüber, daß die Therapeuten zu hart mit ihm umsprangen und seine Dosis herabsetzten, daß Jackstraw seine Anrufe nicht erwiderte und einen neuen Jungen hatte, der immer ans Telefon ging, jemand, dessen Stimme Daud nicht leiden konnte... Es war ein langer Monolog, der bei jedem Besuch aus ihm herausströmte, wie eine Bandschleife, die nur immer und immer wieder dasselbe abspielen konnte, Sarah fühlt sich ausgelaugt.
     Sie wirft das Handtuch hin und macht die Kühltasche auf, um sich ein Bier zu holen. Dann erst bemerkt sie, daß an ihrem Deck das Licht für eine Nachricht brennt. Sie reißt den Folienverschluß der Flasche mit den Zähnen auf, während sie hinüberlangt und den Knopf drückt, der die von Maurice hier herauf weitergeleitete Nachricht auf den Schirm ruft, und als sie auf ihrem Monitor aufleuchtet, spürt sie einen Wärmestrom durch ihre Nerven jagen, so schön und echt wie der inhalierte Sprühnebel einer guten Droge:
     MORGEN DREI UHR BLUE SILK. HINTERLASS EINE NACHRICHT, WENN DU NICHT KANNST. RANDOLPH SCOTT.
     

 
*11*
     
     Cowboy sitzt ruhelos hinten im Wagen und sieht zu, wie der Wind an den verwelkten Blättern der sterbenden Palme draußen vor dem Blue Silk zerrt. Weißes Rauschen kommt aus dem Funkempfänger auf dem Sitz neben seinem Flash Force-Fahrer. Die dunkel verspiegelten Fenster der Bar reflektieren die kochend heiße Straße und das lebendige Laserbild der dreidimensionalen holographischen Erscheinung, die den Namen der Bar an den Augen der Passanten vorbeiziehen läßt.
     In der Bar ist ein weiterer Flash Force-Mann und versucht, einen Hinterhalt auszuschnüffeln. Cowboy setzt sich nervös anders hin und hofft, daß der Leibwächter Sarah keinen Schrecken einjagt, daß sie nicht schon mit Bildern von einem Mordanschlag im Kopf durch die Gasse hinter der Bar davonschlüpft.
     Im Empfänger des Leibwächters knistert zweimal ein kurzes, lauteres Rauschen, als der Söldner im Blue Silk zweimal die Rauschsperre herausdrückt, das Alles-Klar-Signal, wie es von dem Transmitter in seinem Schädel ausgegeben wird. Der Fahrer setzt den Wagen an dem schmalen Bürgersteig ein Stück vor und parkt vor der Bar. Er wirft einen prüfenden Blick auf die Menge und nickt, und Cowboy ist mit einem Satz aus dem Wagen und springt durch die kühlen, einladenden Türen ins Blue Silk.
     Sarah ist nicht in der Bar, nur ein paar Geschäftsleute, die ein spätes Mittagessen in sich hineinschlingen, ein Mann im Rollstuhl, der auf die Stelle hinunterstarrt, wo einmal seine Beine gewesen sind, und Cowboys Flash Force-Leibwächter, der still über seinem Canadian mit Wasser hockt. Er hat den Rücken zur Wand gedreht, so daß er nicht im Auge behalten muß, was hinter ihm vorgeht. Cowboy tritt an die Theke und bestellt bei dem ruhigen Schwarzen mit den Metallaugen ein Bier.
     Bis das Bier kommt, hat er sich die Bilder an der Wand angesehen und glaubt zu wissen, wofür der Name der Bar steht. "Kannten Sie einen Mann namens Warren?" fragt er. "Er war während des Krieges Leiter des Bodenpersonals in Vandenberg."
     "Nein, Sir", antwortet Maurice. "Ich bin mit meinem Kutter von Panama aus geflogen."
     "Sie waren bei Townsend? Dann müssen Sie ja 'n paar gute Sachen gemacht haben."
     "Auch nicht annähernd genug, verdammt noch mal." Es ist der Mann im Rollstuhl, der das sagt. Sein Kinn ruckt bei der Erwähnung von Townsends Namen in reflexhaftem Stolz hoch. Cowboy blickt überrascht in ein Paar Zeissaugen, in denen ein verdrehter, grollender Zorn glimmt, der nicht ganz normal zu sein scheint.
     "Ich bin früh abgeschossen worden und nie aus dem Schwerkraftschacht rausgekommen", sagt der Mann. "Hab' hier in Florida 'ne Bruchlandung gebaut. Maurice war einer der Leute, die den chinesischen Solarenergie-Satelliten erledigt haben. Beim Abstieg haben sie ihn aber in Brand geschossen, und er mußte in Orlando notlanden."
     Cowboy dreht sich zu Maurice um. Er weiß, daß nur ein rundes Dutzend von dem Kampf um den Satelliten zurückgekehrt ist. "Das war gute Pilotenarbeit", sagt er.
     "Der Krieg war schon vorbei, bevor wir auch nur vom Boden abgehoben hatten. Wir wußten's bloß nicht." Maurices leise Stimme hat einen Unterton von müder Bitterkeit. Cowboy stellt sich vor, wie diese Stimme über die Lautsprecher im Kontrollraum von Orlando kommt und leise seine Notlandung ankündigt, während sein

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