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Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Titel: Harper Connelly 04 - Grabeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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sich bei Mark gemeldet hat, damit der
     Kontakt zu dir aufnimmt.«
    Tolliver überlegte. »Das kann schon sein«, sagte er. »Denn ich hätte weder seine Briefe noch seine Anrufe beantwortet. Gut
     möglich, dass er Mark nur benutzt hat.« Tollivers Gesicht zeigte Schmerz. Noch bis jetzt hatte er einen Funken Hoffnung gehabt,
     dass sein Dad versuchte, das Richtige zu tun, ja, dass sich Matthew wirklich geändert hatte.
    »Aber was ist
passiert
?«, fragte ich frustriert. »Warum hat er sich mit den Joyces eingelassen? Und wie wurde Cameron da mit hineingezogen?«
    »Cameron? Warum sollte mein Dad Cameron etwas antun?« Tolliver schüttelte den Kopf. »Er hatte ein Alibi, vergiss das nicht.
     Als die alte Frau sah, wie Cameron in den Truck stieg, spielte Dad mit diesem Arschloch und seiner Freundin Billard.«
    »Ich kann mich noch an den Kerl erinnern«, sagte ich. »Aber jetzt ab ins Bett mit dir! Wir können morgen weiterreden.«

17
    Tolliver war erschöpft und wie betäubt. Ich musste ihm helfen, ins Bett zu klettern. Ich rief den Zimmerservice an und bestellte
     Suppe und Salat. Dann setzte ich mich auf die Bettkante, und wir warteten auf das Essen.
    »Matthew ist zu vielem fähig«, sagte er, »aber ich glaube nicht, dass er Cameron etwas angetan hat.«
    »Der Gedanke ist mir auch noch nie gekommen«, sagte ich. »Ehrlich gesagt, möchte ich es auch nicht glauben. Aber wenn er etwas
     mit ihrem Verschwinden zu tun und uns all die Jahre im Unklaren gelassen hat, will ich ihn tot sehen.« Bei Tolliver brauchte
     ich nicht zu fürchten, dass er die Aussage in den falschen Hals bekäme. Er kannte mich. Und jetzt kannte er mich noch ein
     bisschen besser.
    Tolliver verstand. »Wenn er Cameron etwas angetan hat, hätte er es verdient, zu sterben«, sagte er. »Aber es gibt nichts,
     was ihn mit Camerons Verschwinden in Verbindung bringt. Außerdem hatte er keinerlei Motiv. So gesehen haben wir keinen Beweis
     dafür, dass er in die Sache mit den Joyces verwickelt ist. Wir brauchen mehr als die Rückenansicht eines Mannes, der ein öffentliches
     Gebäude verlässt.«
    »Verstehe«, sagte ich – und ich verstand ihn wirklich. »Also müssen wir der Sache tiefer auf den Grund gehen. Wir können schließlich
     nicht so tun, als wenn nichts wäre.«
    »Ja«, sagte Tolliver und schloss die Augen. Zu meiner Überraschung schlief er ein.
    Ich aß allein zu Abend, ließ ihm aber etwas übrig, falls er wieder aufwachte und doch etwas essen wollte. Nachdem ich meinen
     Salat intus hatte, tat ich etwas, das ich bestimmt schon seit einem Jahr nicht mehr getan hatte: Ich ging zu unserem Wagen,
     öffnete den Kofferraum und holte den Rucksack meiner Schwester heraus. Zurück auf unserem Zimmer setzte ich mich aufs Sofa
     und machte ihn auf. Wir fanden ihn so niedlich, als Cameron ihn sich aussuchte. Er war pink mit schwarzen Pünktchen. Cameron
     hatte eine schwarze Jacke und schwarze Stiefel aufgetrieben und sah fantastisch darin aus. Niemand brauchte zu wissen, dass
     alles aus einem Secondhandladen stammte.
    Die Polizei hatte uns den Rucksack schließlich überlassen, nach sechs Jahren. Man hatte ihn auf Fingerabdrücke untersucht,
     sein Innerstes nach außen gekehrt, ihn unter dem Mikroskop betrachtet   … Soweit ich wusste, hatte man ihn sogar geröntgt.
    Cameron müsste jetzt knapp sechsundzwanzig sein. Sie war seit fast acht Jahren verschwunden.
    Es war Spätfrühling, als sie entführt wurde. Sie hatte die Sporthalle der Schule für den Abschlussball dekoriert. Sie hatte
     eine Verabredung gehabt, und zwar mit – oh Gott, ich konnte mich nicht mehr an seinen Namen erinnern. Mit Todd? Ja, mit Todd
     Battista. Keine Ahnung, ob ich ebenfalls eine Verabredung gehabt hatte. Wahrscheinlich nicht, denn nach dem Blitzschlag war
     meine Beliebtheit schlagartig gesunken. Meine neue Gabe hatte mich völlig außer Gefecht gesetzt. Ich brauchte fast ein Jahr,
     um mich an das Summen der Toten zu gewöhnen. Und dann musste ich lernen, meine seltsame Gabe zu verbergen. In dieser schlimmen
     Zeit galt ich zu Recht als reichlich merkwürdig.
    Sie hatte sich an jenem Tag wahnsinnig verspätet, was so gar nicht Camerons Art war. Ich weiß noch, wie ich meineMutter so weit wach bekam, dass sie auf die Mädchen aufpassen konnte, die ich bei der Tagesmutter abgeholt hatte. Obwohl es
     nicht gerade schlau war, meine Mom mit ihnen allein zu lassen, konnte ich sie nicht mitnehmen. Ich lief die Straße hinunter,
     vorbei an den anderen

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