Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis
hatte, hatten ihm gesagt, da ß EnviroBreed zwei- oder dreimal die Woche vorbeikomme, um Leute anzustellen. Die Arbeiter, die in dem Zuchtlabor gearbeitet hatten, h ä tten die Arbeit als schwer bezeichnet. Sie m üß ten eine Nahrungspaste f ü r die Fruchtfliegen herstellen und schwere Brutk ä sten in die Lieferwagen laden. St ä ndig fl ö gen ihnen Fliegen in den Mund oder in die Augen. Viele, die dort gearbeitet h ä tten, wollten nicht zur ü ck und warteten lieber auf andere Arbeitgeber.
Gutierrez jedoch nicht. Man hatte gesehen, wie er in den EnviroBreed-Lieferwagen gestiegen war. Verglichen mit den anderen war er ein alter Mann und konnte sich seine Arbeit nicht aussuchen.
Als er geh ö rt habe, da ß EnviroBreed sein Erzeugnis in die Vereinigten Staaten liefere, habe er Suchmeldungen an die Konsulate in S ü dkalifornien rausgehen lassen. Eine seiner Theorien war, da ß der alte Mann durch einen Arbeitsunfall ums Leben gekommen und da ß die Leiche versteckt worden sei, um eine Untersuchung und St ö rung der Produktion zu vermeiden. Seiner Ansicht nach kam so etwas h ä ufig in den Industriebetrieben Mexicalis vor.
» Die Untersuchung eines Todes, selbst eines Unfalltodes, kann sehr teuer sein «, erkl ä rte Aguila.
» La mordida.«
» Ja, der Bissen.«
Er habe die Untersuchung nicht weiterverfolgt, nachdem er seine Erkenntnisse mit Grena besprochen h ä tte. Der Captain habe pers ö nlich bei EnviroBreed nachgefragt und sp ä ter diese Spur als Sackgasse bezeichnet. Das sei der Stand der Dinge gewesen, als Bosch wegen der Leiche angerufen habe.
» H ö rt sich so an, als ob Grena seinen Bissen erhalten h ä tte.«
Aguila antwortete nicht darauf. Sie kamen an einer Ranch vorbei, die von einem Maschendrahtzaun umgeben war, der oben mit Stacheldraht bewehrt war. Bosch blickte durch den Zaun zur Sierra de los Cucapah und konnte nichts auf der weiten Ebene zwischen der Stra ß e und den Bergen erkennen. Kurz darauf kamen sie an eine L ü cke im Zaun, eine Einfahrt zur Ranch. Auf der Zufahrt zur Ranch parkte quer ein Pickup-Truck, in dem zwei M ä nner sa ß en und sie beobachteten, als sie vorbeifuhren.
» Das ist sie, nicht wahr? Zorillos Ranch? «
» Ja, die Einfahrt.«
» Zorillos Name tauchte nicht auf, bis ich ihn erw ä hnte? «
» So ist es.«
Mehr hatte Aguila dazu nicht zu sagen. Eine Minute sp ä ter erreichten sie eine Ansammlung von Geb ä uden, die sich hinter dem Zaun, aber in der N ä he der Stra ß e befanden. Zu beiden Seiten einer Art Scheune aus Beton befanden sich Korrale mit Pferchen, in denen ein halbes Dutzend Stiere einzeln untergebracht war. Kein Mensch war zu sehen.
» Er z ü chtet Stiere f ü r die Arena «, sagte Aguila.
» Ich hab’ davon geh ö rt. Damit kann man viel Geld hier verdienen, oder? «
» Alle vom Samen eines einzigen Champions. El Tremblar. Er ist sehr ber ü hmt in Mexicali. Der Stier, der Meson, den ber ü hmten Torero, get ö tet hat. Jetzt streift er frei ü ber die Ranch und bespringt die K ü he, wie es ihm beliebt.«
» Das Zittern? « fragte Bosch.
» Ja, man sagt, da ß die Menschen und die Erde zittern, wenn er angreift. So lautet die Legende. Der Tod Mesons vor zehn Jahren ist immer noch allgegenw ä rtig. Jeden Sonntag erinnert man sich in der Stierkampfarena daran.«
» Und El Tremblar l ä uft frei herum? Wie ein Wachhund oder eine Bulldogge? «
» Manchmal stehen Leute am Zaun und hoffen einen Blick auf ihn zu erhaschen. Die Stiere, die er gezeugt hat, gelten als die k ä mpferischsten in ganz Baja. Halten Sie hier an! «
Bosch fuhr an den Stra ß enrand. Aguila blickte ü ber die Stra ß e zu einer Reihe von Lagerh ä usern und Fabrikhallen. An einigen waren Firmenzeichen angebracht – meistens in Englisch. Es waren Betriebe, die billige mexikanische Arbeiter besch ä ftigten, niedrige Steuern bezahlten und Produkte f ü r die USA herstellten: M ö bel, Fliesen, Leiterplatten.
» Sehen Sie die Mexitec-M ö belfabrik? « sagte Aguila. » Das zweite Geb ä ude danach, das ohne Schild, ist EnviroBreed.« Es war wei ß , ohne jede Aufschrift. Es gab auch sonst keinerlei Hinweise auf das, was dort getan wurde. Umgeben war es von einem drei Meter hohen Zaun, auf dem oben messerscharfer Stacheldraht angebracht war. Schilder am Zaun warnten zweisprachig davor, da ß der Zaun unter Elektrizit ä t stehe und da ß sich dahinter Hunde bef ä nden. Bosch sah keine Hunde und vermutete, da ß sie nur abends herausgelassen w ü rden. Zu
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