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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Haller sofort eine Erwiderung parat.
    »Das Alter des Falls hat damit nicht das Geringste zu tun, aber die Verteidigung ist gern bereit, die Beweismittel so zu präsentieren, wie sie …«
    McPherson zupfte ihn am Ärmel. Als er sich darauf zu ihr hinabbeugte, flüsterte sie ihm etwas ins Ohr. Darauf richtete er sich rasch wieder auf.
    »Entschuldigen Sie bitte den Versprecher, Euer Ehren. Die
Anklage
ist gern bereit, die Beweismittel so zu präsentieren, wie sie den Geschworenen 1986 vorgelegt wurden. Wir können den Geschworenen gern Farbfotos aushändigen. Allerdings hat uns das Gericht in früheren Besprechungen zu verstehen gegeben, dass es diese Maßnahme nicht schätzt.«
    »Ja, ich halte es möglicherweise für reißerischer und abträglicher, diese Sorte Fotos den Geschworenen direkt in die Hand zu drücken«, erklärte Breitman. »Wäre das eher in Ihrem Sinn, Mr. Royce?«
    Royce hatte sich selbst in eine Zwickmühle gebracht.
    »Nein, Euer Ehren, in diesem Punkt bin ich mit dem Gericht einer Meinung. Die Verteidigung möchte lediglich den Umfang und die Verwendung dieser Fotos begrenzen. Mr. Haller führt über dreißig Fotos auf, die er auf dem großen Flachbildschirm zeigen will. Das scheint mir übertrieben. Mehr nicht.«
    »Richterin Breitman, das sind Fotos der Leiche, die am Fundort sowie während der Obduktion aufgenommen wurden. Jedes von ihnen ist …«
    »Mr. Haller«, tönte die Richterin, »bevor Sie weitersprechen: Tatortfotos sind akzeptabel, solange sie mit einer entsprechenden Begründung und Zeugenaussage einhergehen. Aber ich sehe keine Notwendigkeit, unseren Geschworenen die Obduktionsfotos dieses armen Mädchens zu zeigen. Das werden wir unterlassen.«
    »Ja, Euer Ehren«, sagte Haller.
    Er blieb stehen, während sich Royce mit seinem Teilsieg setzte. Breitman schrieb beim Sprechen etwas auf.
    »Und haben Sie etwas gegen Mr. Royce’ Beweismittelliste einzuwenden, Mr. Haller?«
    »Ja, Euer Ehren. Die Verteidigung hat alle möglichen Drogenutensilien, die angeblich einmal Ms. Gleason gehört haben, auf ihrer Beweismittelliste. Des Weiteren sind darauf auch Fotos und Videos von Ms. Gleason aufgeführt. Die Anklage hat keine Gelegenheit erhalten, dieses Material zu sichten, aber wir glauben, sie beziehen sich nur auf einen Punkt, den wir beim Prozess eingestehen und im Zuge einer direkten Einvernahme der Zeugin genauer ausführen werden: dass sie nämlich in einer Phase ihres Lebens regelmäßig Drogen genommen hat. Wir sehen keine Notwendigkeit, Fotos zu zeigen, auf denen zu sehen ist, wie sie Drogen nimmt oder Pfeifen verwendet, um sie zu sich zu nehmen. Das hat aufhetzenden und abträglichen Charakter. Es ist infolge der Eingeständnisse der Anklage nicht erforderlich.«
    Royce stand wieder auf und konnte es kaum erwarten, loszulegen. Die Richterin erteilte ihm das Wort.
    »Euer Ehren, diese Beweismittel sind für die Beweisführung der Verteidigung von entscheidender Bedeutung. Die Anklage gegen Mr. Jessup fußt im Wesentlichen auf der Aussage einer langjährigen Drogenabhängigen, bei der nicht gewährleistet ist, dass sie sich verlässlich an die Wahrheit erinnert, geschweige denn diese auch sagt. Diese Beweisstücke dienen dazu, den Geschworenen einen Eindruck zu vermitteln, in welchem Umfang diese Zeugin über einen langen Zeitraum hinweg illegale Substanzen konsumiert hat.«
    Royce war fertig, aber die Richterin schwieg, als sie die Beweismittelliste der Verteidigung studierte.
    »Also gut«, erklärte sie schließlich und legte das Schriftstück beiseite. »Sie bringen beide überzeugende Argumente vor. Wir werden deshalb folgendermaßen verfahren: Wir entscheiden zum aktuellen Zeitpunkt über die Zulässigkeit der einzelnen Beweisstücke. Wenn die Verteidigung ein bestimmtes Beweisstück vorlegen möchte, sprechen wir darüber zunächst in Abwesenheit der Geschworenen. Dann treffe ich eine Entscheidung.«
    Die Anwälte setzten sich. Fast hätte Bosch den Kopf geschüttelt, aber er wollte die Aufmerksamkeit der Richterin nicht auf sich lenken. Dennoch stieß es ihm sauer auf, dass sie die Verteidigung in diesem Punkt nicht abserviert hatte. Vierundzwanzig Jahre nachdem sie beobachtet hatte, wie ihre kleine Schwester aus dem Garten ihres Elternhauses entführt worden war, erklärte sich Sarah Ann Gleason bereit, über den schrecklichen, alptraumhaften Moment auszusagen, der ihr Leben einschneidend verändert hatte. Und zum Dank für ihr Opfer und ihre Mühen gab die Richterin

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