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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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und hörte zu. Sie sprach jetzt schneller, und die Worte sprudelten immer rascher aus ihr heraus. Sie hatten sich lange aufgestaut.
    „Gregor hasste das. Er entfernte sich immer mehr von uns. Er begann, Magie zu wirken, die sich haarscharf an der Grenze des durch die Bestimmungen des Rates gerade noch Erlaubten bewegte. Er zwang uns alle dazu.“ Ihre Augen wurden kalt. „Die anderen begannen zu verschwinden. Einer nach dem anderen. Niemand wusste, wo sie waren. Doch ich sah, was geschah. Ich sah, dass Gregor immer stärker wurde.“
    „Er tauschte sie ein“, sagte ich.
    Sie nickte einmal. „Er sah mir ins Gesicht, und da wusste ich es. Ich war die Nächste, die abhanden kommen sollte. Er kam, um mich zu holen, doch ich habe gekämpft. Habe versucht, ihn zu töten. Doch er besiegte mich. Ich erinnere mich nur lückenhaft. Daran, an einen stählernen Pfahl gekettet zu sein.“
    „Der Drache“, sagte ich.
    Sie nickte. Ein wenig von der Bitterkeit schwand aus ihrem Lächeln. „Dann kam Michael. Er vernichtete das Ungeheuer. Er rettete mich.“ Sie sah zu mir auf. Tränen füllten ihre Augen und rannen ihre Wangen hinab, doch sie blinzelte nicht. „Ich habe mir geschworen, das hinter mir zu lassen. Die Magie. Die Macht. Ich hatte … Bedürfnisse.“ Sie schluckte. „Dinge zu tun, die nur … nur ein Monster tun würde. Als Siriothrax starb, wurde Gregor wahnsinnig. Komplett. Doch ich wollte meine Macht ja sowieso gegen ihn einsetzen. Ich konnte an nichts anderes mehr denken.“
    „Alles andere wäre auch schwer gewesen“, antwortete ich ruhig. „Sie waren noch ein Kind. Ohne jede Ausbildung. Einem schrecklichen Gebrauch von Magie ausgesetzt.“
    „Ja“, sagte sie. „Ohne Michael wäre ich nie in der Lage gewesen, das alles hinter mir zu lassen. Er wusste nichts davon. Er weiß es immer noch nicht. Er blieb in meiner Nähe, in meinem Leben. Er hat sichergestellt, dass es mir gutging und … er war so eine gute Seele. Wenn er mich anlächelte, war es, als würde ich im Licht der Welt baden. Ich wollte dieses Lächelns würdig sein.
    Mein Mann hat mir das Leben gerettet, Mister Dresden. Er hat mich nicht nur vor dem Drachen gerettet, sondern auch vor mir selbst.“ Sie schüttelte den Kopf. „Seit ich Michael begegnet bin, bin ich nie mehr mit der Macht in mir in Verbindung getreten. Wenig später haben wir geheiratet, und mit der Zeit ist die Macht verdorrt, und ich vermisse sie nicht.“
    „Also haben Sie versucht, Molly dazu zu bewegen, ihr Talent ebenfalls hinter sich zu lassen“, schloss ich leise, „als es sich auch bei ihr zu zeigen begann.“
    „Es war mir klar, wie riskant die Macht sein kann“, antwortete sie. „Wie rein sie auf den ersten Blick erscheinen kann. Ich wollte Molly nicht den Dingen ausgesetzt sehen, die um ein Haar mein Leben zerstört hätten.“
    „Aber sie hat es dennoch getan“, folgerte ich. „Das steht wirklich zwischen Ihnen beiden. Deshalb ist sie von Zuhause ausgerissen.“
    Charitys Stimme wurde rauer. „Ja. Ich konnte ihr nicht klarmachen, wie riskant es ist. Was sie unter Umständen alles würde opfern müssen.“ Sie machte keine Anstalten, ihre Tränen zu verbergen. „Dann waren Sie da. Ein Held, der Seite an Seite mit Michael kämpfte. Der seine Macht nutzte, um Leuten zu helfen.“ Sie stieß ein erschöpftes Lachen aus. „Sie haben ihm sogar das Leben gerettet. Sobald sie bemerkt hatte, dass sie eine Begabung besaß, konnte nichts auf der Welt sie noch davon fernhalten.“
    Jesus. Kein Wunder, dass Charity mich hasste. Nicht nur schleppte ich ihren Ehemann weiß Gott wohin, um weiß der Teufel was zu bekämpfen, sondern ich war für Molly auch ein Beispiel all dessen, von dem sich Charity wünschte, dass ihre Tochter es mied.
    „Das wusste ich nicht“, gestand ich ihr.
    Sie schüttelte den Kopf. Dann sagte sie: „Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt. Niemand weiß, was Sie wissen. Michael nicht. Molly nicht. Niemand.“ Sie zog ein Kleenex aus der Tasche und fuhr sich damit über die Augen. „Was ist mit Molly passiert?“
    Ich atmete aus. „Was ich Ihnen nun sage, ist großteils noch Spekulation“, antwortete ich. „Aber mein Bauchgefühl verrät mir, dass alles zusammenpasst.“
    „Ich verstehe“, sagte sie.
    Ich nickte und erzählte Charity von den Angriffen auf der Convention und wie mich Molly in die Sache reingezogen hatte. „Ich untersuchte die Opfer der ersten beiden Angriffe“, sagte ich ruhig. „Eines davon, ein Mädchen namens Rosie,

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