Harry Dresden 09: Weiße Nächte
Vampire in einem Hinterhof ist das Maximum, was geht ... außerdem sind sie ohnehin nur zu dritt.“
Ich nickte. „Dann halten wir es einfach. Schlendern dort rein, sehen zuversichtlich aus und treten ihnen in den Arsch. Hast du je zuvor mit dem Weißen Hof zu tun gehabt?“
„Nicht oft. Die halten sich von der Küste fern.“
„Seine Angehörigen sind genauso wilde Tiere wie der Rest“, sagte ich. „Sie reagieren prima auf Körpersprache, wenn man sie wissen lassen will, dass man keine Mahlzeit ist. Sie verfügen über ausgeprägte Fähigkeiten, andere geistig zu manipulieren, also behalte einen kühlen Kopf.“
Ramirez zog einen oft benutzten, dunklen Kampfgürtel aus Nylon hervor. Er hängte ein Holster daran ein und schnallte die Granaten an ihren Platz. „Was wird sie daran hindern, in der Sekunde, in der wir das Duell gewinnen, über uns herzufallen?“
Das ist eine Sache, die ich an der Zusammenarbeit mit Ramirez liebte. Die Möglichkeit, dass wir das Duell verlieren konnten, kam ihm nicht mal in den Sinn. „Ihr Wesen“, antwortete ich. „Sie lieben es, sich zivilisiert aufzuführen. Drecksarbeit überlassen sie Strohmännern. Sie stehen nicht auf direkte Methoden und direkte Konfrontationen.“
Ramirez hob eine Braue und kramte eine schlanke, gerade, zweischneidige Klinge aus der Tasche, die er als Jian bezeichnete, und legte sie ebenfalls auf den Tisch. Die Quaste am Griff hatte ein Zombie abgerissen, als wir zum ersten Mal Seite an Seite gekämpft hatten. Über die Jahre hatte er sie durch eine Kette ersetzt, von der die Reißzähne von Vampiren des Roten Hofes baumelten, die er damit getötet hatte. Sie rasselten aneinander und an Stahl und Leder des Hefts. „Kapiert. Wir sind die Strohmänner des Weißen Königs.“
Ich spazierte zum Kühlschrank. „Bingo, und wir stellen nicht länger eine potentielle Bedrohung für rebellische Hofschranzen dar, wenn er uns umlegt, nachdem wir ihm aus der Patsche geholfen haben. Das würde überdies seine Glaubwürdigkeit bei seinen Verbündeten untergraben.“
„Ah“, sagte Ramirez. „Politiker.“
Ich kehrte mit zwei offenen Bieren zurück. Ich gab ihm eines, stieß mit ihm an, und wie aus einer Kehle riefen wir: „Scheiß drauf“ und tranken.
Ramirez senkte die Flasche, fixierte mich mit zusammengekniffenen Augen und fragte: „Schaffen wir das?“
Ich schnaubte. „Wieviel schwerer als Halloween kann es schon sein?“
„Damals hatten wir einen Dinosaurier“, sagte Ramirez. Dann drehte er sich um und nahm Kampfhosen und ein schwarzes Offspring-Fanshirt aus der Tasche. Er ließ seinen Blick von meinem Kopf bis zu meinen Zehen gleiten. „Aber den haben wir ja immer noch.“
Ich trat ihm das Beistelltischchen gegen das Schienbein. Er winselte und humpelte in mein Schlafzimmer, um sich umzuziehen, wobei er den ganzen Weg über verhalten kicherte.
Als er wieder herauskam, war das Lächeln weg. Wir warfen uns in Schale. Schwerter, Kanonen, graue Umhänge, Stäbe und magische Kinkerlitzchen. Eines Tages, das schwöre ich, werde ich mir einen Cowboyhut und silberne Sporen zulegen, solange ich den übernatürlichen Sheriff von Chicago spielen muss.
Ich holte einen gelben Notizblock, und Ramirez und ich setzten uns mit einem weiteren Bier zusammen. „Das Treffen findet auf dem Familiensitz der Raiths im Norden der Stadt statt. Ich war schon mal auf dem Grundstück, kenne aber nur einen Teil davon. An Folgendes kann ich mich erinnern.“
Ich fertigte für Ramirez einen Plan des Hauses an. Er stellte jede Menge schlauer Fragen über das Innere und die Außenbereiche, worauf ich ein neues Blatt anreißen musste, um eine Karte des gesamten Anwesens zu zeichnen. „Bin nicht sicher, wo die Vampire ihr Treffen abhalten werden, aber das Duell wird in der Tiefe stattfinden. Das ist eine Höhle außerhalb des Hauses, ungefähr hier.“ Ich krakelte einen Kreis auf die Karte. „In der Tiefe gibt es einen schnuckeligen, tiefen Felsspalt. Ein fantastischer Ort, um Leichen zu entsorgen, und nicht die geringste Chance, dass jemand einen beobachtet oder belauscht.“
„Extrem sauber“, merkte Ramirez an. „Besonders, wenn wir entsorgt werden müssen.“
Der Türknauf begann, zu zucken und sich zu öffnen.
Ramirez angelte sich seine Kanone und hatte sie fast genauso schnell gezogen, wie ich meinen Sprengstock gezückt und in Richtung Tür gestreckt hatte. Etwas donnerte gegen die Tür und stieß sie zwanzig Zentimeter weit auf. Ich wandte
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