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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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sich, während die Polizistin ihn am Bauch kraulte und mir eine zugegeben ziemlich gute Hundegeschichte über einen Streuner aus ihrer Kindheit auftischte.
    „Sir“, wandte sich der Mann an mich und gab mir Schlüssel und Führerschein zurück, wobei er sich alle Mühe gab, mich nur ja nicht zu berühren. „Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten, aber Sie sind kein Bewohner, und es ist eigentlich Standardprozedur, dass sich alle Besucher beim Sicherheitspersonal am Eingang eintragen, wenn sie das Gebäude betreten oder verlassen.“
    „Das ist ja mal wieder typisch“, sagte ich. „So etwas einfach zu vergessen. Wahrscheinlich hätte ich einfach vorher anrufen sollen, um ihn daran zu erinnern, Sie zu informieren.“
    „Tut mir leid“, wand er sich. „Ich bedaure, Ihnen Unannehmlichkeiten zu bereiten, aber ehe wir nicht die schriftliche Bestätigung von Mister Raith haben, in der er bestätigt, dass Sie freien Zugang haben, muss ich Sie leider bitten, zu gehen. Ich weiß, es handelt sich nur um Formularunwesen, aber ich fürchte, daran führt kein Weg vorbei.“
    Ich seufzte. „Typisch. Einfach typisch. Ich verstehe, dass Sie nur Ihren Job erledigen. Lassen Sie mich bitte nur noch kurz auf die Toilette, und ich komme sofort runter.“
    „Das geht in Ordnung“, versicherte er. „Officer.“
    Die über Mouse gebeugte Polizistin stand auf und musterte mich eine Weile unverwandt. Dann nickte sie, und die beiden verschwanden den Korridor hinunter.
    Ich ließ Mouse wieder hinein, schloss die Tür fast vollständig und spitzte die Ohren. Ich konzentrierte mich, bis außer Stille und Geräuschen nichts mehr um mich herum existierte.
    „Sind Sie sicher?“, fragte die Polizistin den Sicherheitsmann.
    „Absolut“, bestätigte er. „Too-mass“, sagte er übertrieben, „ist so schwul, dass es zischt.“
    „Hatte er je andere Männer hier?“
    „Das eine oder andere Mal“, bejahte der Mann. „Dieser lange Lulatsch ist neu, aber er hat einen Originalschlüssel.“
    „Den er gestohlen haben könnte“, gab die Polizistin zu bedenken.
    „Ein schwuler Einbrecher mit Hund von der Größe eines Basketballprofis?“, antwortete der Sicherheitsfritze. „Wir werden sichergehen, dass er nicht den Kühlschrank geklaut hat, wenn er geht. Wenn Mister Raith irgendetwas fehlen sollte, hetzten wir ihn direkt diesem Typen auf den Hals. Wir haben ihn auf Video und Augenzeugen, die bestätigen, dass er in der Wohnung war, um Himmels Willen.“
    „Wenn die in einer Beziehung waren“, gab sich die Polizistin ungerührt, „wie kommt es, dass dieser Raith seinem Freund keine Zugangsberechtigung verschafft hat?“
    „Sie kennen doch Schwule, die vögeln sich durch alle Betten“, antwortete der Wachmann. „Er wollte sich einfach nicht in flagranti erwischen lassen.“
    „Sie wissen aber verdammt gut Bescheid“, sagte die Polizistin.
    Dem Sicherheitsmensch entging völlig die Ironie, und er kicherte wissend. „Wie gesagt: Wir werden ein Auge auf ihn haben.“
    „Tun Sie das“, sagte die Polizistin. „Es gefällt mir nicht, aber wenn Sie sich sicher sind …“
    „Ich will nicht, dass eine abgedrehte Dramaqueen eine Szene macht. Das braucht niemand.“
    „Gütiger Himmel, allerdings nicht“, sagte die Polizistin mit verhaltener Stimme.
    Ich schloss vorsichtig die Tür und sagte zu Mouse: „Dem Himmel sei Dank für Bigotterie!“
    Mouse legte den Kopf schief.
    „Bigotte Menschen sehen immer das, was sie erwarten, und hören auf, sich darüber Gedanken zu machen, was sie tatsächlich vor Augen haben“, erklärte ich. „Wahrscheinlich macht sie das auch erst bigott.“
    Mouse sah wenig erleuchtet aus, allerdings schien ihm das kein Kopfzerbrechen zu bereiten.
    „Wir haben nur einige Minuten, wenn wir gewährleisten wollen, dass sie sich weiter in ihrer Selbstgefälligkeit suhlen“, sagte ich leise. Ich blickte mich in der Wohnung um.
    „Keine Nachricht“, sagte ich. „Sollte jetzt nicht mehr erforderlich sein.“
    Ich ging in die Einsatzzentrale zurück, schaltete das Licht ein und starrte auf die Pinnwand mit all den Landkarten, Notizen, Bildern und Diagrammen. Ich hatte nicht die Zeit, auszuknobeln, was das alles zu bedeuten hatte.
    Ich schloss kurz die Augen und fuhr gewisse Schutzwälle in meinem Geist herunter, die ich schon seit einer Weile fest verankert hatte, und schickte einen Gedanken in die tiefsten Winkel meines Geistes: „Präge dir alles genau ein.“
    Dann trat ich näher an die Wand

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