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Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)

Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)

Titel: Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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Zwischenzeit etwas. Ich werde sie informieren, dass Sie da sind.“
    „Danke.“
    Ich saß an Murphys Küchentisch und trank Tee, als Luccio nach einigen Minuten hereinkam. „Wenn Sie uns bitte etwas Platz verschaffen würden, Chandler, Kostikos.“
    Die jungen Männer flanierten ins Wohnzimmer hinüber – was im Grunde auch nicht mehr als eine höfliche Illusion darstellte. Das Haus war viel zu klein, um sich tatsächlich ungestört zurückziehen zu können.
    Luccio goss sich eine Tasse Tee ein und setzte sich mir gegenüber.
    Ich fühlte, wie sich meine Schultern anspannten. Ich zwang mich, ruhig zu bleiben und trank.
    „Ich mache mir Sorgen“, sagte Luccio leise, „um das Archiv.“
    „Ihr Name ist Ivy“, sagte ich.
    Sie runzelte die Stirn. „Das … ist Teil meiner Sorge, Harry. Deine persönliche Nähe zu ihr. Das ist riskant.“
    Ich zog eine Braue hoch. „Riskant? Es ist ein Risiko, dass ich sie wie einen Menschen behandle?“
    Luccio schnitt eine Grimasse, als hätte sie auf etwas Bitteres gebissen. „Ehrlich gesagt? Ja.“
    Ich überlegte, gesittet und anständig zu bleiben. Ehrlich. Doch während ich noch dachte, kam ich an dem Knopf an, der den Autopiloten meines Mundes anwarf, denn ich hörte mich sagen: „Das ist doch gequirlte Kacke, Kommandantin, und das weißt du auch.“
    Ihr Ausdruck wurde sachlich, als sie mir ihre gesamte Aufmerksamkeit widmete. „Ja?“
    „Ja. Sie ist ein Kind. Sie ist einsam. Sie ist nicht nur eine Datenbank, und es ist unmenschlich, sie so zu behandeln.“
    „Doch“, sagte Luccio ohne Umschweife. „Genau das ist sie, und es ist auch die sicherste Art, mit ihr umzugehen.“
    „Für wen?“, fragte ich.
    Luccio trank Tee. „Für alle.“
    Ich starrte auf meinen Tee hinab. „Erklär mir das.“
    Sie nickte. „Das Archiv … gibt es schon seit ewigen Zeiten. Es wird in einer direkten Erblinie von Mutter an Tochter weitergegeben. Normalerweise erbt eine Frau das Archiv, wenn sie Mitte dreißig wird, ihre Mutter stirbt oder sie einer Tochter das Leben schenkt. Unfälle geschehen kaum. Ein Teil des Wesens des Archivs ist sein Selbsterhaltungstrieb, der Instinkt, Personen aus dem Weg zu gehen, die potentiell eine Gefahr darstellen, und wenn man das umfassende Wissen des Archivs bedenkt, ist es verdammt gut darin, erst überhaupt nicht in gefährliche Situationen zu kommen. Sollte es dennoch einmal so weit kommen, reicht die Macht des Archivs für gewöhnlich aus, sein Überleben sicherzustellen. Es geschieht nur selten, dass der Wirtskörper des Archivs jung stirbt.“
    Ich grunzte. „Fahr fort.“
    „Wenn das Archiv weitergegeben wird … Harry, stell dir bitte mal vor, wie du dein Leben mit allen Triumphen und Tragödien lebst – und dann findest du dich plötzlich mit einem zweiten Satz an Erinnerungen wieder, die genauso real sind, wie deine eigenen. Ein zweiter Satz Herzschmerz, Liebe, Triumphe, Verluste – und dann einen dritten und einen vierten und einen fünften und immer weitere. Die perfekte Erinnerung jedes Archivs vor dir. Fünftausend Jahre davon.“
    Ich blinzelte. „Herrjemine. Das würde …“
    „Einen in den Wahnsinn stürzen“, sagte Luccio. „Ja, und für gewöhnlich geschieht das auch. Das ist auch der Grund, warum in historischen Quellen Seher und Orakel so oft Wahnsinnige sind. Die Pythia und viele, viele andere waren einfach das Archiv. Sie hat ihr gewaltiges Wissen dazu genutzt, Modelle zu entwickeln, um die wahrscheinlichste Zukunft vorherzusagen. Sie war wahnsinnig – aber sie war auch das Archiv.
    Als Vorsichtsmaßnahme haben die Archive begonnen, sich emotional von anderen Menschen abzuschotten. Sie waren der Meinung, sie würden wahrscheinlich besser funktionieren, wenn sie nicht zusätzlich das Gewicht weiterer Lebensspannen an Erfahrung und Leid zu der bereits bestehenden, großen Last hinzufügen, so viel zu wissen, und das war auch der Fall. Das Archiv hält seinen Wirtskörper aus einem bestimmten Grund gefühlsmäßig distanziert – weil sonst die Möglichkeit besteht, dass sie Leidenschaften und Vorurteile und Eifersüchteleien und der Hass von tausenden Lebensspannen in einer einzigen Person herausdestilliert.
    Normalerweise würde der Wirt des Archivs auch die Erfahrung seines bisherigen Lebens verfügen, um sich gegen all die anderen Gefühle und Erinnerungen abzuschotten. Eine Basis, die einen Kontrast zu all diesen bietet.“
    Dann begriff ich plötzlich. „Ivy aber nicht.“
    „Ivy aber nicht“, bestätigte

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