Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)
Krimskrams bin ich der fleischgewordene Avatar von Murphys Gesetz: Je länger ich mich in Thomas Öltanker aufhielt, desto mehr Dinge konnten und würdenschiefgehen.
Ich hob das Blatt, um es hinauszuwerfen, doch dann zögerte ich.
Thomas blinzelte. „Nein?“
„Nein“, antwortete ich entschieden und schloss meine Hand um das verräterische Blatt. „Ich habe eine bessere Idee.“
10. Kapitel
I ch vollendete den Zauber , von dem ich hoffte, er würde die Geißlein beschäftigt halten, und kletterte hundemüde aus meinem Labor nach oben, nur um Thomas vor dem Kamin sitzend vorzufinden. Mein großer, grauer Hund Mouse lag neben ihm auf dem Boden, und die Flammen warfen einen rötlichen Schein auf sein silbriges Fell. Er betrachtete Thomas mit offensichtlichem Interesse.
Mein Bruder saß im Lotossitz auf dem Boden, und meine Pistole lag zerlegt auf einem weichen Ledertuch vor dem Kamin. Seine Stirn war vor Konzentration in Falten gezogen, während er Teile der Waffe mit einer Bürste, einem weichen Tuch und einem kleinen Ölfläschchen reinigte.
Mister, mein hyperaktiver Kater, hüpfte in dem Moment heran, als ich die Falltür zum Labor öffnete, und flitzte die Klappleiter ins zweite Kellergeschoss hinab.
„Schnapp sie dir, Tiger!“, rief ich ihm aufmunternd zu. „Sollen sie sich doch ihre kleinen Hufe abrennen.“
Ich ließ die Falltür offen, hievte mich auf die Couch und brach zusammen. Mouses Schwanz pochte sanft auf den Boden.
„Geht’s dir gut?“, gab sich Thomas besorgt.
„Müde“, ächzte ich. „Großer Zauber.“
„Mhm“, brummte er und widmete sich eingehend dem Lauf der Waffe. „Welches Gebäude hast du jetzt wieder abgefackelt?“
„Deine Wohnung, wenn du dir die schlauen Kommentare nicht klemmst“, sagte ich. „Gib mir eine Minute, und wir machen uns wieder auf.“
Thomas warf mir einen abschätzenden Seitenblick zu. „Ich brauche sowieso noch ein bis zwei Minuten. Wann hast du die eigentlich das letzte Mal geputzt?“
„Äh. Wer ist gerade Präsident?“
Thomas zischte missbilligend und widmete sich wieder der Kanone. „Sag mir einfach, wenn du soweit bist.“
„Gib mir nur eine Minute, um Luft zu holen“, sagte ich.
Als ich wieder erwachte, sickerte schummriges Licht durch die großteils unterirdischen Fenster meiner Kellerwohnung, und mein Nacken fühlte sich an, als hätte ein miserabler Pfuscher die Wirbel zusammengeschweißt. Die Prügel, die ich in der Nacht hatte einstecken müssen, hatten einen Großkonzern gegründet und waren gerade mit der feindlichen Übernahme meines Nervensystems beschäftigt. Ich ächzte und sah mich um.
Thomas saß mit dem Rücken zur Wand neben dem Kamin und erweckte den Eindruck eines entspannten, geduldigen Tigers. Seine Pistole, meine Kanone und das von ihm bevorzugte Kukri-Messer lagen in Griffweite.
Unten in meinem Labor polterte etwas aus einem Regal auf den Boden. Ich hörte, wie Misters Pfoten über die Metalloberfläche des Mitteltisches kratzten.
„Weshalb grinst du so?“, fragte Thomas.
„Mister“, sagte ich.
„Er berserkt schon den ganzen Morgen da unten herum“, meinte Thomas. „Ich wollte ihn schon heraufholen, ehe er noch etwas kaputt macht, doch der Schädel hat mich angewiesen, ihn in Ruhe zu lassen.“
„Ja“, ächzte ich. Knarzend kam ich auf die Beine und schlurfte in meinen kleinen Alkoven mit größenwahnsinnigen Küchenanwandlungen. Ich kramte eine Flasche Aspirin hervor und stürzte sie mit einem Glas Wasser hinunter. „Um deiner eigenen Sicherheit willen – Mister wird fuchsteufelswild, wenn man zwischen ihn und seinen Beutel Katzenminze kommt.“
Ich humpelte zum Labor hinüber und sah hinunter. Tatsächlich baumelte der Beutel mit Katzenminze und neuerdings auch einer silbernen Eichenblattbrosche darin von einem überlangen Gummiband, das ich an der Decke direkt über Kleinchicago befestigt hatte. Vor meinen Augen hüpfte Mister auf eine Werkbank, um sich dann in die Luft abzustoßen und dem Beutelchen einen ordentlichen Hieb mit der Pranke zu verpassen. Die Krallen im Stoff vergraben zog er den Beutel auf den Tisch hinunter, wo er auf dem Modell des Lincoln Parks landete. Meine Katze rieb für kurze Zeit ihren Kopf ekstatisch an dem Beutel, ehe sie ihn losließ und noch ein paar mal spielerisch danach hieb, während er an dem Gummiband um sie herum auf- und abhüpfte.
Dann schien er zu merken, dass er beobachtet wurde. Er wandte mir sein Gesicht zu, miaute selbstgefällig, zuckte
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