Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
Vom Netzwerk:
streckte ihn.
    Ihr Unterarm war gebrochen, ein offener Bruch, ich konnte die Enden der Knochen aus dem Fleisch ragen sehen. Aber schon innerhalb der nächsten Sekunden schien das Fleisch sich zu wellen, dehnbarer, geschmeidiger zu werden. Die Knochenteile zogen sich zurück, verschwanden unter der Haut, selbst das Loch, das sie in die Haut gerissen hatten, schloss sich wieder, und zehn Sekunden später sah man nicht mehr, wo sie verletzt gewesen war.
    Sie richtete den Blick dieser leeren, weißen Augen auf mich, der nichts als den nackten Hunger zeigte. Eine Sekunde lang spürte ich, wie mein müder Körper auf ihr Verlangen reagierte, aber mein Begehren erlag rasch einer schwindelerregenden Übelkeit. Ich wandte den Kopf zur Seite und übergab mich auf den teuren Teppichboden, wobei mein Kopf und mein Hals vor Schmerz laut schrieen.
    Als ich wieder aufsah, ruhte Laras Blick nicht mehr auf mir. Sie hob die Waffe auf, die sie hatte fallen lassen, aber die hatte sich unter den schlaghammerartigen Pranken des Skinwalkers in ein nutzloses Komma aus Stahl verwandelt. Also warf sie sie weg, nahm ihr Schwert auf und zog dessen Pendant aus der Scheide an ihrem Gürtel. Dabei atmete sie rasch, was allerdings nicht der Anstrengung zuzuschreiben war, sondern reiner Erregung: Steif aufgerichtet drängten sich ihre Brustwarzen gegen den Stoff ihrer verschmutzten Bluse. Sie leckte sich genüsslich die Lippen und meinte, ganz offensichtlich an mich gerichtet: „Manchmal kann ich Madeline schon verstehen.“
    Aus der unmittelbaren Umgebung ertönte ein Frauenschrei. Er klang wie eine Herausforderung, eine Kampfansage, und wurde von einem löwenartigen Brüllen beantwortet, das die Flure erzittern ließ. Gleich darauf flog die kurzhaarige Schwester an die Wand der Ecke vor uns und brach wie eine Stoffpuppe am Boden zusammen. Hinter der Biegung hörte man hektische Geräusche und Keuchen.
    Dann Stille.
    Einen Moment später tauchte an der Ecke eine Unschärfe in der Luft auf, die die schlaffe Gestalt der axtschwingenden Schwester hinter sich herzog. Als der Skinwalker herankam, verblasste sein Schleier, und noch einmal zeigte er uns seine tierhafte, nicht ganz menschliche Gestalt. Etwa drei Meter entfernt von uns blieb er stehen, hob ganz beiläufig die Hand der bewusstlosen Vampirin an den fangzahnbesetzten Mund, biss, ohne Lara aus den Augen zu lassen, seelenruhig einen Finger ab, kaute und schluckte.
    Lara kniff die Augen zusammen. Ihr voller Mund verzog sich zu einem breiten, heißhungrigen Lächeln. „Brauchst wohl eine kleine Pause, ehe wir weitermachen!“
    Als der Skinwalker das Maul auftat, kam eine fremdartig modulierte Stimme heraus, die sich anhörte, als bemühten sich mehrere Kreaturen gleichzeitig um so etwas wie Sprache. „Pause?“
    Sprach’s – und brach den linken Arm der Vampirin seelenruhig in der Mitte des Oberarmknochens.
    Herrjemine.
    „Ich bringe dich um“, sagte Lara ruhig.
    Der Skinwalker lachte, ein widerliches Geräusch. „Kleine Phage. Selbst hier, im Herzen deiner Macht, kannst du mich nicht aufhalten. Deine Kämpfer liegen erschlagen am Boden. Die anderen Phagen, deine Gefährtinnen, sind auch gefallen. Selbst die närrischen Angeber, die gerade zu Besuch in deinem Haus weilten, konnten mir nichts anhaben.“
    Mein Kopf war inzwischen wieder so beieinander, dass ich aufstehen konnte. Lara bekam das mit, wie ich spürte, obwohl sie nicht einmal zu mir hinsah. Zu einem magischen Angriff blieb mir nicht die Zeit, ich hätte zunächst meinen Willen bündeln müssen, was der Skinwalker jedoch schon im Vorfeld gespürt und mir sofort einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte.
    Glücklicherweise hatte ich für Notfallsituationen auch einen Notfallplan bereit.
    Ich trug acht silberne Ringe, einen an jedem Finger – mit Ausnahme der Daumen. Sie dienten zwei verschiedenen Zwecken: Zum einen bestanden die Ringe selbst aus je drei Silberreifen und waren relativ schwer, ließen sich also, musste ich jemandem mit der Faust aufs Auge hieb, prima als Ersatz-Schlagring einsetzen. Aber hauptsächlich dienten sie als Energiedepot: Jedes Mal, wenn ich den Arm bewegte, speicherten sie ein klein wenig kinetische Energie. Es auf diese Weise auf eine ordentliche Ladung zu bringen dauerte seine Zeit, aber sobald sie aufgeladen waren, ließ sich die Kraft in jedem einzelnen Ring augenblicklich und äußerst präzise einsetzen. Der Energiestoß eines einzelnen Reifs vermochte einen ausgewachsenen Mann umzuwerfen und

Weitere Kostenlose Bücher