Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)
weißt“, sagte sie.
„Klar“, antwortete ich, „und du geh kein Risiko ein, wenn du irgendwas auf dich zukommen siehst.“
Sie schüttelte den Kopf. „Das sind nicht deine Kinder.“
„Egal. Alles, was du tun kannst, um sie in der Klinik zu schützen ...“
„Mach dir keine Sorgen“, sagte sie. „Die Werwölfe werden nicht allein sein. Ich kümmere mich drum.“
Ich nickte und schloss eine Sekunde lang die Augen.
„Harry?“, fragte sie vorsichtig.
„Ja?“
„Du ... du siehst irgendwie nicht so gut aus.“
„Es war eine harte Nacht“, sagte ich.
„Klar.“ Sie nickte. „Hör mal, ich kenn mich mit so was aus.“
Das stimmte. Murphy hatte mehr als ihren Anteil an psychischen Verletzungen davongetragen. Sie hatte mit ansehen müssen, wie Freunde starben. Meine Erinnerung servierte mir – höchst unwillkommen – ein Bild ihres früheren Partners Carmichael, halb ausgeweidet, wie er auf dem weißen Kachelboden eines Hospitals verblutete.
„Ich komme schon drüber weg“, sagte ich.
„Klar. Es gibt nur ... man kann so oder so drüber wegkommen, Harry, da gibt es verschiedene Wege, und ein paar davon sind besser als andere. Mir ist es nicht egal, was aus dir wird, und ich bin da.“
Mit geschlossenen Augen – jetzt bloß nicht losheulen wie ein Mädchen, oder Schlimmeres – nickte ich stumm. Meiner Stimme traute ich nicht.
„Pass auf dich auf!“, sagte sie.
„Selber.“ Das kam ein wenig heiser heraus. Ich winkte ihr mit der Werkzeugkiste zu und lief hinunter in meine Wohnung, um nach Morgan zu sehen.
Eins musste ich zugeben – es war mir gar nicht recht mit anzuhören, wie das Auto meiner Freundin fortfuhr.
Den Gedanken verdrängte ich umgehend. Psychisches Trauma hin oder her – schlapp machen konnte ich später immer noch.
Jetzt hatte ich erst mal zu tun.
7. Kapitel
M organ erwachte, als ich die Schlafzimmertür öffnete. Er sah schlecht aus, aber bis auf ein paar Farbtupfer auf den Wangen auch nicht schlechter als bei meinem Aufbruch.
„Ich schaue nur mal kurz nach meinen Mitbewohnern“, sagte ich. „Die Sachen für Sie habe ich.“
Er nickte und schloss sofort wieder die Augen.
Ich nahm Mouse mit nach draußen auf einen kurzen Spaziergang zum Briefkasten. Mein Hund wirkte aufmerksamer als sonst, schnupperte praktisch an jedem Grashalm, zeigte jedoch keine Alarmbereitschaft. Wir suchten sein angestammtes Plätzchen im Hinterhof auf, er erledigte sein Geschäft, und schon konnten wir wieder nach Hause gehen. Hinter der Tür lauerte schon mein grauer Kater Mister auf uns, um einen Fluchtversuch zu wagen, den ich mit knapper Not verhindern konnte: Mister wog gut und gern seine fünfzehn Kilo. Er warf mir einen Blick zu, aus dem möglicherweise Entrüstung sprach, möglicherweise aber auch nicht, richtete den Stummelschwanz kerzengerade auf und stakste von dannen, gleich wieder hinauf auf seinen Lieblingsplatz hoch oben auf einem meiner Bücherregale.
Mouse sah mit schief gelegtem Kopf neugierig zu, wie ich die Tür schloss.
„Da draußen streunt etwas ganz Übles herum“, erklärte ich ihm. „Will mir wahrscheinlich eine Botschaft zukommen lassen. Mir wäre es lieber, wenn das nicht über Mister liefe.“
Im breiten Brustkorb meines Hundes rührte sich ein drohendes Knurren.
„Das gilt auch für dich“, sagte ich. „Ich weiß nicht, ob du weißt, was ein Skinwalker ist, aber er bedeutet Ärger. Pass auf dich auf.“
Mouse dachte kurz nach, ein Vorgang, der in einem herzhaften Gähnen endete.
Ich musste fast gegen meinen Willen lachen. „Hochmut kommt vor dem Fall, Jungchen!“
Mouse rieb sich schwanzwedelnd an meinem Bein – anscheinend freute es ihn, mich zum Lachen gebracht zu haben. Ehe ich zurück zu Morgan ging, sah ich noch nach, ob alle vier Näpfe mit Futter beziehungsweise Wasser gefüllt waren.
Sein Fieber war um ein weiteres halbes Grad gestiegen, und er hatte offenbar Schmerzen.
„Mit schweren Geschützen kann ich leider nicht aufwarten“, sagte ich, indem ich den Medizinkoffer auf den Tisch stellte. „Das meiste von dem Zeug hier haben Billy und ich uns in Kanada besorgt. Aber gegen die Schmerzen habe ich Kodein, und ich kann auch einen Tropf mit Kochsalzlösung und Antibiotika legen.“
Morgan nickte nur. Wenig später musterte er mich mit streng gerunzelter Stirn, ein Ausdruck, an den ich bei ihm nur allzu gut gewöhnt war. „Rieche ich da Blut an Ihnen?“
Verdammt. Für jemanden, der vor Kurzem selbst dem Tod knapp von der
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