Harry Potter - Der siebte Horkrux
Sie konnte dort Erleichterung erkennen, zuckte aber vor der Enttäuschung zusammen, die sie in seinen Augen las. Was war es für eine Macht von Eltern, die einen so klein und unsicher machen konnten, unabhängig wie fest man an das eigene Handeln geglaubt hatte?
Sie wusste, dass es richtig gewesen war, mit Harry und den anderen zu gehen. Sie wusste, dass das, was sie taten, wichtig war, und dass sie Professor Dumbledores Anweisungen befolgten. Sie wusste auch um die große Last auf Harrys Schultern und dass er mit ihr an seiner Seite stärker war. Warum konnte dann der einfachste Blick von ihren Eltern in ihr das Gefühl erwecken, dass sie einen schrecklichen Fehler begangen hatte?
»Ronny...«, jammerte ihre Mum, als sie die Brandwunden an Rons Arm entdeckte. Sie lief durch das Zimmer und ergriff seinen Arm, um die Wunden zu untersuchen.
Ron riss sich grob frei. »M' geht's gut.«, brabbelte er, was alle wissen ließ, dass er alles andere als in Ordnung war. »Hermine 'st verletzt.«
»Ich will wissen, was im Namen des Merlin mit euch passiert ist, und zwar sofort. Mit ist bewusst, dass ihr heute in bester Verfassung in der Winkelgasse wart, und jetzt taucht ihr hier schwerverletzt auf. Wo seid ihr gewesen und was habt ihr getrieben?«, verlangte Molly zu wissen, während sie sich zu voller Größe aufrichtete. Sie funkelte Ginny an, ihre Hand noch immer auf Rons Schulter. Molly Weasley war keine große Frau, doch wenn sie wütend war, schien sie vor ihren Augen an Größe zuzunehmen.
»Die Fragen werden warten müssen, Molly.«, sagte Remus Lupin milde, der gerade den Raum betrat, Madam Pomfrey im Schlepptau. »Lass sie erst mal ihre Verletzungen behandeln.«
Madam Pomfreys fachkundiger Blick schweifte durch den Raum über die vier Jugendlichen, bevor er an Hermine hängen blieb. Sie stellte ihre Tasche auf den Boden und befahl Ron zur Seite zu treten. Ron rückte weg, allerding nicht sehr weit weg.
»Bist du verletzt, Ginevra?«, fragte Ginnys Mutter steif.
»Nein.«, erwiderte Ginny, wissend, was unvermeidlich kommen würde, und sich dagegen stählend.
»Dann will ich dich oben in deinem Zimmer. Ich werde raufkommen, um mit dir zu sprechen, nachdem ich sichergestellt habe, dass dein Bruder wieder in Ordnung kommt.«, sagte ihre Mum mit schriller Stimme.
Ginny schluckte und ballte ihre Fäuste. »Nein, Mum. Ich werde bleiben.«
»Wage es ja nicht, mit mir zu streiten, junge Dame. Ich bin schon nicht gut auf euch zu sprechen. Verschwindet einfach mitten in der Nacht, ohne auch nur eine Nachricht zu hinterlassen! Da draußen herrscht Krieg. Du hättest getötet werden können.«, schrie ihre Mum.
»Molly.«, sagte ihr Dad und legte seiner Frau einen Arm um die Schultern.
»Nein, Arthur. Ich will sie oben haben.«, beharrte diese und deutete auf die Tür.
»Nein, Mum. Ich bleibe hier, bis ich weiß, dass sie alle wieder gesund werden.«, entgegnete Ginny und schluckte. »Hermine und Harry sind bewusstlos und Ron ist fast von Sinnen. Ich bin die einzige, die Madam Pomfrey alle Informationen liefern kann, die sie benötigt.«
Sie wusste, dass sie das Wohlergehen der anderen als Trumpfkarte ausspielte, doch es war ihr gleichgültig. Sie würde den Raum nicht verlassen. Sie spürte, dass dieser Willenkampf ausschlaggebend dafür war, wie der Rest des Ordens sie sah. Außerdem war sie nicht bereit, Harry wehrlos mit ihren Brüdern in einem Zimmer zu lassen. Dennoch, es war angsteinflößend, sich ihrer Mutter zu widersetzen. Es hatte vor nicht allzu langer Zeit einen Zeitpunkt gegeben, da sie es nicht einmal in Erwägung gezogen hatte.
»Sie hat Recht, Molly.«, sagte Remus und Ginny hätte ihn umarmen können. Sie schaute dankbar zu ihm hinüber, aber er mied ihren Blick.
Die Lippen ihrer Mutter kniffen sich zusammen und sie sah aus, als würde sie gleich zu weinen beginnen, was Ginnys Herz einen Stich versetzte. Was sie wirklich tun wollte, war, ihrer Mutter die Arme um den Hals zu werfen und sie an sich zu drücken, doch sie wusste, dass sie das nicht tun konnte. Wenn sie wollte, dass ihre Familie sie als Erwachsene ansahen, musste sie sich wie eine solche verhalten. Egal als wie schwer es sich herausstellen würde.
»Das ist Dunkle Magie.«, schrie Madam Pomfrey und zog sich von Hermine zurück. »Das Kind ist in Dunkle Magie gehüllt.«
»Heißt das, dass Sie sie nicht heilen können?«, fragte Ginny panisch. Sie hörte das Zittern in ihrer eigenen Stimme, konnte es aber nicht verbergen. Alles, was ihr in den Sinn
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