Harry Potter - Der siebte Horkrux
umbringt.«, blaffte Harry. Sein Kopf pochte.
Selbst Malfoy hatte den Anstand, verlegen zu wirken.
Harry war beschämt und außerordentlich irritiert von sich und Malfoy. Er wusste nicht, was ihn geritten hat, das zu sagen. Er konnte nicht klar denken. Er musste seine Konzentration wiedererlangen, wenn er nach den Horkruxen suchte. Er wandte sich von den mitfühlenden Blicken der anderen ab und stopfte sich ein Stück Schokolade in den Mund.
»Warum stürzen die Dementoren sich überhaupt direkt auf Harry?«, wollte Ron neugierig wissen. Harry war dankbar, dass er die Aufmerksamkeit von ihm ablenkte.
»Höchstwahrscheinlich weil er ein wandelndes Festmahl für sie darstellt, bei all dem Mist, das er durchlebt hat.«, sagte Moody kurz. »Ich will nicht den ganzen Tag hier herumsitzen. Wir stehen uns hier nur die Beine in den Bauch. Lasst uns zum Lager gehen und holen, was du brauchst, damit wir endlich hier rauskommen.«
»Da schließe ich mich an.«, sagte Harry und stand, auf Rons Arm gestützt, auf. »Ich will auch von hier verschwinden.«
»Hast du Glück mit deinem Vater gehabt, Draco?«, erkundigte sich Tonks, den Kopf schief gelegt.
Malfoy wandte den Blick an. »Nein.«
Tonks starrte ihn einen Moment lang an, entschied aber, ihn in Ruhe zu lassen. Sie tätschelte Malfoy sanft die Schulter, als sie an ihm vorbeiging. »Also gut. Das Lager ist im zweiten Stock. Folgt mir.«
»Warte eine Minute.«, sagte Harry, über den Treppenabsatz hinwegschauend, auf dem Tonks stand. Er fühlte sich schwach und erschöpft, doch er war sich durchaus bewusst, dass Tonks bestrebt war, sie aus dem Stockwerk zu scheuchen. »Wozu dient dieser Raum da unten?«
Abseits von den anderen Zellen befand sich eine weitere, die weiter den Gang hinunter lag.
»Es ist nur eine Zelle, die nicht länger benutzt wird.«, erwiderte Tonks. Ihr Blick wirkte gehetzt.
»Warum nicht?«, wollte Ron wissen.
»Was macht das für einen Unterschied?«, schaltete sich Draco ein. Seine Augen huschten nervös zu den anderen Zellen. »Lasst uns hier rauskommen.«
»Du hast doch gesagt, dass das der Hochsicherheitsflügel ist, richtig? Hier halten sie die gefährlichsten Insassen.«, sagte Harry.
Tonks nickte. »Ja, deshalb sollten wir gehen.«, erwiderte sie. Sie nahm Harry am Arm und versuchte, ihn zur Treppe zu dirigieren.
Harry riss sich los und begann, den Gang hinunterzugehen, sich an der Wand entlangtastend. »Und das ist die Zelle, aus der ein Gefangener geflohen ist. Deshalb benutzen sie sie nicht mehr.«, flüsterte er.
»Harry, tu dir das nicht an.«, bat Tonks.
Rons Augen weiteten sich, als er endlich verstand, wer die Zelle einst besetzt hatte. »Harry, wir haben anderes zu tun.«, sagte er leise.
»Ich weiß.«, erwiderte Harry, blieb jedoch nicht stehen. »Ich muss sie aber sehen. Er hat zwölf Jahre hier verbracht und wenn ich sie nicht wenigstens sehe, wird es niemals jemand wissen.«
Er erreichte die Zelle und blieb vor der Tür stehen. Seine Beine schienen ihn nicht mehr tragen zu wollen. Er schluckte schwer, während er die Öffnung anstarrte und seine Füße langsam vorwärtsschleppte. Die Zelle war bedrückend klein und sehr dunkel – erbärmlich. An der Wand stand ein einzelnes Feldbett und Harry konnte geradeso die grobe Skizze eines Hundes, eines Wolfes und eines Hirsches ausmachen, die in den Stein eingeritzt war.
Ein dicker Knoten formte sich in Harrys Kehle, als er sich vorstellte, wie verlassen und einsam Sirius sich gefühlt haben musste. Er war in diesem kleinen Raum gefangen gehalten worden, der nicht viel größer war als ein Besenschrank. Die Ähnlichkeit belustigte ihn keineswegs. Zwölf Jahre. Zwölf vergeudete Jahre...
Rons Hand auf seiner Schulter brachte Harry zurück in die Gegenwart. Er blinzelte, um seine Augen zu klären, und riss sich zusammen. Sie folgten Tonks zurück zur hell erleuchteten Treppe. Während sie gingen, stützte Harry sich schwer auf Ron. Ihn verlangte nichts mehr, als auf dem kalten, kleinen Boot zurückzufahren, so dass er seine Augen schließen und eine Weile schlafen konnte. Er hoffte, dass Dungs Sachen leicht zu finden waren.
»Potter, wenn du nicht schneller machen kannst, dann geh mir wenigstens aus dem Weg.«, sagte Malfoy und drängte sich an Harry und Ron vorbei. »Ich will aus diesem widerlichen Gebäude raus.«
»Kümmere dich nicht um ihn.«, sagte Ron zu Harry. »Er hat sich beinahe nass gemacht, als Moody und ich gekommen sind. Obwohl, wir hatten Glück, dass er wie ein kleines Mädchen
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