Harry Potter - Der siebte Horkrux
wir in uns für sie hegen. Ich habe noch nie jemanden verloren, der mir nahesteht. Deshalb weiß ich nicht genau, wovon ich spreche. Aber Mum hat einige ihrer Brüder im letzten Krieg verloren. Ich habe sie nie gekannt, da sie gestorben sind, bevor ich auf der Welt war. Aber ich weiß, dass sie immer noch manchmal mit ihnen spricht, besonders wenn sie angespannt ist. Fred und George sind nach ihnen benannt. Naja, zumindest stimmen die Initialen überein. Ich kann mich nicht daran entsinnen, dass Mum jemals ihre Gräber besucht hat, doch das bedeutet nicht, dass sie sie deswegen weniger liebt. Vielleicht brauchen manche Leute ein Grab als einen Ort zum Trauern und andere nicht. Du hattest nie eine Grabstätte zum Besuchen, richtig? Du hast immer nur gewusst, dass sie gestorben ist. Deshalb hast du andere Wege gefunden, dich mit ihnen verbunden zu fühlen.«
»Ich nehme an.«, stimmte Harry zu, während er sein Gesicht in ihrem Haar vergrub und diesen süßen blumigen Duft einatmete, den er so sehr liebte. Bis er elf geworden war, hatte er geglaubt, dass seine Eltern in einem Autounfall ums Leben gekommen waren. Er konnte sich daran erinnern, wie er in seinem Schrank gelegen und eingebildete Unterhaltungen mit ihnen geführt hatte. Er hatte es noch nie als Form der Trauer betrachtet.
»Also? Was wünschst du dir zum Geburtstag?«, wollte Ginny wissen. Er wusste, dass das ein Versuch war, ihn aufzuheitern. Da er sich in der Stimmung fühlte, seinen Geburtstag zur Abwechslung wirklich zu feiern, ließ er sie walten.
»Ich weiß genau, was ich tun will.«, sagte er und knabberte an ihrem Ohr, »aber ich glaube, deine Mum dürfte Einwände haben, wenn wir den Tag hier oben verbringen – ganz zu schweigen von deiner Armee von Brüdern.«
Ginny kicherte und beugte ihren Kopf, um ihm besseren Zugang zu ihrem Hals zu verschaffen. Sie seufzte leise, während er fortfuhr, Küsse entlang ihrer schlanken Kehle zu verteilen. Er hatte das Gefühl, dass ihn dieser Klang wahnsinnig machte.
Harry hatte gerade geschafft sich zu entspannen und sich allmählich wohl zu fühlen, als er Mrs. Weasley brüllen hörte, dass das Frühstück fertig sei. Widerwillig lösten sich Harry und Ginny voneinander, beide keuchend und zerzaust.
»Tja.«, sagte Ginny. Sie stand auf und strich ihre Kleidung glatt. »Es ist doch schön zu sehen, dass das Timing meiner Mum so unfehlbar ist wie immer.«
»Ja.«, erwiderte Harry mürrisch, während er vergeblich versuchte, sein Haar zu bändigen. »Es ist einfach brillant.«
»Mach dir keine Sorgen, Harry. Wir werden noch viele Gelegenheiten haben, unsere Aktivitäten fortzusetzen, sobald wir außerhalb ihrer Sichtweite sind.«, sagte Ginny mit einem schelmischen Zwinkern. Sie warf ihr Haar über die Schulter zurück, wandte sich um und verließ das Zimmer. Ihre Worte hatten seine Fantasie angeregt und er konnte es plötzlich kaum noch erwarten, ihre Suche zu beginnen, jedoch aus Gründen, die absolut nichts mit Horkruxen zu tun hatten.
Als sie die Küche betraten, fanden sie sie bereits gefüllt vor. Alle wandten sich um und starrten sie an, woraufhin ihnen beiden das Blut ins Gesicht schoss. Harry war überrascht, Ginny erröten zu sehen. Üblicherweise war sie besser darin, sich nicht von ihrer Familie reizen zu lassen, als er.
»Scheint, als hätte unserer Geburtstagskind schon eins seiner Geschenke bekommen.«, bemerkte Fred unschuldig.
Harry spürte Hitze in sein Gesicht steigen und war sich bewusst, dass er sogar noch röter wurde, sofern das überhaupt möglich war.
»Ach haltet die Klappe.«, sagte Ginny in einer tiefen Stimme, während sie sich eine Kelle Rührei auf den Teller tat. Sie reichte den Teller Harry und füllte einen weiteren für sich selbst.
»Ja, Ginny.«, antwortete George mit einem spitzbübischen Grinsen. »Warum hast du so lange gebraucht? War es schwer, Harry zum Aufstehen zu bringen?«
Harry verschluckte sich an seinem Ei und blickte wild um sich, um sicherzugehen, dass Mrs. Weasley am Ofen beschäftigt war und ihre Unterhaltung nicht gehört hatte.
Ginny schien ihre Selbstbeherrschung wiedererlangt zu haben. Beiläufig warf sie Harry einen Blick zu und murmelte: »Nicht wirklich.«
Fred und George saßen bewegungslos da, nur ihre Augen huschten zwischen Harry und Ginny hin und her. Sie trugen den gleichen entgeisterten Ausdruck auf dem Gesicht, bevor sie in herzhaftes Gelächter ausbrachen.
Harry wünschte sich, der Boden würde sich öffnen und ihn verschlucken. Er war sicher,
Weitere Kostenlose Bücher