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Hass

Hass

Titel: Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Coulter
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auch nur das kleinste Staubkorn zu sehen. Alte Porträts bedeckten eine ganze Wand, alles Abbildungen von Krankenschwestern und Soldaten, vermutlich aus dem Krimkrieg. Aber es gab anscheinend keine Familienfotos oder -porträts.
    »Guten Morgen, Julia. Agent Stone.«
    Julia drehte sich um und ließ sich umarmen. »Hallo, Wallace. Danke, dass wir vorbeikommen durften.«
    Wallace Tammerlane lächelte sie an. »Schön, dich zu sehen, Julia. Da konnte ich doch schlecht Nein sagen, oder? Ich mache mir Sorgen um dich und darüber, dass dieser Verrückte dich umbringen will. Du weißt aber, dass ich mit der ganzen Sache nichts zu tun habe und auch nichts darüber weiß, oder?«
    »Aber natürlich, Wallace. Agent Stone untersucht jetzt noch einmal den Mord an August und muss deshalb mit allen sprechen.«
    Wallace nickte. »Ich werde helfen, wo ich kann. Agent Stone, ich verstehe gut, weshalb Sie alle noch einmal wegen des Mordes befragen, aber ich befürchte, dass Sie bei mir Ihre Zeit verschwenden. Ich weiß rein gar nichts.«
    »Danke, dass Sie sich trotzdem die Zeit nehmen, Mr Tammerlane«, sagte Cheney ungezwungen. »Ich will auch niemanden beschuldigen.«
    »Das hoffe ich doch! Setzen Sie sich. Julia, möchtest du etwas zu trinken?«
    Sie schüttelte den Kopf. Cheney und sie nahmen Platz. Wallace Tammerlane stellte sich unterdessen neben den verschnörkelten Kamin und lehnte sich mit verschränkten Armen an den Kaminsims. In seinem rabenschwarzen Haar war keine einzige graue Strähne zu finden. Bei ihrer ersten Begegnung am Vortag hätte Cheney ihn um die fünfzig geschätzt, aber nun sah er etwa zehn Jahre älter aus. Er wirkte müde, und trotzdem erschienen die dunklen Augen fast furchterregend lebendig und konzentriert. Was sahen diese Augen, das er nicht wahrnehmen konnte? Geister? Verstorbene? Den verschollenen Ehering von Tante Marge?
    Er blickte Cheney jetzt mit diesen Augen an, so als wolle er sich alles genau einprägen und in ihn hineinsehen. Wirklich unheimlich, dachte Cheney. Es war auch ein bisschen angsteinflößend, denn der Mann tat so, als wisse er verborgene Dinge über ihn, die so tief vergraben waren, dass nicht einmal er selbst sich daran erinnerte.
    Tammerlane war heute Morgen ganz in Weiß gekleidet, ein starker Kontrast zu seinem Butler. Er sah aus wie ein europäischer Aristokrat – groß, schlank und unsagbar gelangweilt. Bis auf die Augen.
    »Was möchten Sie gerne wissen, Agent Stone?«
    »Wie heißt Ihr Butler?«
    »Mein was? Oh, Ogden. Er heißt Ogden Poe, vergleicht sich immer mit Edgar Allan. Er mochte diese schwarze Kleidung schon immer. Aber ich muss die Reinigung bezahlen.«
    »Es scheint mir, dass es wohl teurer ist, das Weiß sauber zu halten«, sagte Cheney. »Wie lange ist Ogden Poe schon bei Ihnen beschäftigt?«
    Wallace Tammerlane zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht, vielleicht fünfzehn Jahre. Ich verstehe die Frage nicht, Agent Stone. Sie werden sicher Verständnis dafür haben, wie auch Julia es hat, dass meine Zeit nicht mir gehört. In zwölf Minuten kommt ein Klient. Wie also kann ich Ihnen helfen?«
    »Sagen Sie mir, was Sie von August Ransom gehalten haben.«
    »Er war ein großartiger Mann, so mitfühlend. Er hat in seinem Leben sehr vielen Menschen geholfen.«
    »War er Ihrer Ansicht nach ein echtes Medium?«
    In Tammerlanes Gesicht rührte sich für einen Augenblick nichts. Dann machte sich leichter Hohn bemerkbar. »Das ist eine ungeheuerliche Beleidigung. Wie können Sie so etwas fragen? Hast du ihm gegenüber nicht Augusts Integrität beteuert, Julia?«
    »Er ist skeptisch, Wallace, wie es jeder sein sollte. Niemand sollte sich unkritisch auf ein Medium einlassen.«
    »Hören Sie zu, Agent Stone, Skeptiker oder nicht, August war eines der bedeutendsten Medien unserer Zeit. Ich kann nicht einmal annähernd sagen, wie viele dankbare Menschen er mit ihren verstorbenen Angehörigen in Kontakt gebracht hat. Tausende haben ihn verehrt. Ich habe ihn bewundert und respektiert, so wie jeder andere, den ich kenne.«
    »Tja, also offensichtlich nicht jeder, Wallace«, sagte Julia. »Jemand hat ihn schließlich umgebracht, und ich war es nicht.«
    »Natürlich nicht, Julia. Aber ich war immer davon überzeugt, dass der Mörder ein Außenstehender war, jemand, der neidisch auf ihn war, jemand, dem vielleicht eine Konsultation nicht gefallen hat. Und dieses verdorbene Individuum war nachtragend und wollte Rache.«
    Cheney sagte: »Warum würde jemand einen Groll gegen

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