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Hass

Hass

Titel: Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Coulter
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mich wissen, wenn du mich hörst. Du musst Angst haben.«
    Ein Holzscheit knackte und zerfiel. Funken stiegen auf. An den Wänden formten sich fantastische Schatten. Kein Ton war zu hören. In dem langen Moment der Stille gewöhnten sich alle an die Umgebung und hielten die Hände umklammert. Dann sagte Wallace: »Ich denke an dich, Kathryn. Ich versuche, dich zu sehen. Kannst du mich hören? Hörst du meinen Geist? Bitte sag mir, wo du bist. Das hast du schon einmal mit mir gemacht. Tu es wieder.«
    Stille.
    In den langen Augenblicken der Stille wurde Savich von der warmen Luft wie von einer Decke umschlungen. Sherlocks Hand in seiner war so weich und warm wie die Luft. Er konzentrierte sich auf Kathryn Golden und dachte an das Foto, das er auf ihrer Kommode gesehen hatte. Eine attraktive Frau mit einem intelligenten Gesicht und Augen, die Dinge sahen, die anderen Menschen womöglich verborgen blieben. Er erinnerte sich an Samantha Barrister, die schon lange tot war. Trotzdem hatte er in dieser Nacht vor langer Zeit in den Poconos mit ihr gesprochen. Doch anders als Samantha Barrister war Kathryn Golden am Leben. Er war sich nicht sicher, woher er die Gewissheit nahm, aber es gab keinen Zweifel.War es möglich, dass Kathryn Goldens Geist eine Verbindung mit Wallace Tammerlanes herstellte?
    Kathryn war klug, das wusste er. Und er wusste auch, dass die Angst sie von innen auffraß. Savich beruhigte sich und spürte, wie die Wellen einer Erkenntnis an seine Seele schlugen, dann wieder abflachten, um kurz darauf zurückzukehren. Dieses Bewusstsein rieselte allmählich durch seinen Geist wie ein Schatten. Nein, jetzt kein Schatten mehr. Savich spürte eine plötzliche heftige Angst, verzweifelt und gewaltsam. Sie grub sich lähmend und verworren in ihm ein. Dann nahm er wahr, dass, was immer ihn berührt hatte, sich veränderte. Die Angst ließ nach, die laute Dissonanz wurde leiser. Plötzlich sah er ganz klar gezackte Linien, wie die Störungen auf alten Fernsehschirmen. Savich zwang sich zur Konzentration, damit die Störlinien verschwanden. Ihre Bewegungen wurden langsamer und die Linien heller, bis sie sich schließlich in nichts auflösten. Jetzt nahm er eine Bewegung wahr, direkt vor seinen Augen. Es war ein blasses und undeutliches Bild in weichen Farbtönen, das unvermittelt scharf wurde. Er sah sie deutlich, obwohl sie an einem dunklen Ort war. Eine Frau mit Haarsträhnen, die ihr Gesicht einrahmten, zerrissener Kleidung, bloßen Füßen. Sie war an einen Stuhl gefesselt und hatte einen Knebel im Mund. Ihr Kopf zuckte. Es war Kathryn Golden, die jetzt aufmerksam und geistesgegenwärtig war, alle ihre Sinne waren auf ihn gerichtet. O Gott, wer sind Sie? Ich kann Sie spüren. Er hat mich zurückgelassen, aber er kommt wieder. Helfen Sie mir. Dillon? Ist das Ihr Name? Helfen Sie mir.
    Savich konzentrierte sich auf ihr Gesicht mit der hässlichen Prellung, wo Makepeace sie geschlagen hatte. Ohne lange zu überlegen, dachte er: Ich helfe Ihnen, bleiben Sie ruhig.
    Gott sei Dank, dass Sie da sind. Dillon …
    Plötzlich war es, als hätte jemand den Stecker aus der Dose gezogen. Sie war weg. Vollkommen aus seinen Gedanken verschwunden. Hatte er sich das nur eingebildet? War es alles ein Wachtraum gewesen? Nein.
    Wallace Tammerlane stand eine Minute später auf und drehte sich zu ihnen um. »Es tut mir leid, ich glaube nicht, dass ich zu ihr durchgedrungen bin. Niemand hat geantwortet.«
    Ogden schaltete das Licht wieder an.
    »Vielleicht«, sagte Savich, während er sich langsam erhob, »war die Leitung besetzt.«
    Als sie sich zum Gehen wandten, schüttelte Savich Tammerlane und Wagner die Hand. »Danke für Ihre Bemühungen. Wenn Kathryn Sie kontaktiert oder Sie etwas herausfinden, das uns helfen könnte, rufen Sie mich bitte auf dem Handy an.«
    Er gab beiden eine Visitenkarte.
    Cheney drehte sich an der Tür noch einmal um. »Führt einer von Ihnen Tagebuch?«
    »Natürlich«, sagte Tammerlane, und Bevlin nickte. »Das tun wir alle.«
    Abschiedsworte wurden gemurmelt und Bevlin beteuerte, sie würden Kathryn sicher finden, und Wallace würde es weiter probieren.
    Als Julia und Cheney auf den Rücksitz krochen, fragte sie: »Was soll ich tun, Dillon?«
    »Als Erstes möchte ich, dass Sie und Cheney Ihren geplanten Besuch bei Soldan Meissen machen. Er steckt da irgendwie mit drin, da bin ich sicher. Danach sollten Sie beide zum Haus der Sherlocks kommen.«

KAPITEL 43
    Ein strahlend weißer Halbmond leuchtete

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