Haus der Angst
er.
Sie stand vor der Scheune neben ihrem Haus in Vermont. Sie trug Shorts und ein T-Shirt, und im Garten blühten die Blumen. Das Foto war erst vor kurzem aufgenommen worden.
Das nächste Bild erschien. Madison. J. T. Seine Enkelkinder zusammen mit ihrer Mutter. Sie alle sahen so aus, als seien sie erst in der vergangenen Woche entstanden.
„Dieses Schwein“, sagte Jack und griff sich an die Brust.
Dieses Schwein.
Am unteren Ende des Bildschirm standen in großen, schwarzen Buchstaben die Worte „Die reizende Familie von Jack Swift, Senator der Vereinigten Staaten“.
Mit den Bildern wollte Mowery beweisen, dass er an Jacks Familie herankam. Dass er bereits an sie herangekommen war.
Jack schaltete den Computer aus. Er wartete eine Weile, bis der Schmerz in seiner Brust nachließ. Wenn er jetzt einen Herzinfarkt erlitt und tot umfiel, würde Mowery dann aufhören? Oder würde er sich an Lucy und die Kinder heranmachen, frustriert und rachsüchtig?
Den Sicherheitsdienst vom Capitol konnte er nicht verständigen. Für den offiziellen Dienstweg war es zu spät. Den wäre er besser sofort gegangen.
Nachdem er sich ein wenig beruhigt hatte, griff er zu seiner Telefonkartei. Er suchte eine Karte heraus und wählte die Nummer, die darauf gekritzelt war. Seine Anweisungen lauteten, zu jeder Tages- oder Nachtzeit anzurufen.
„Firma Redwing.“
„Hallo“, sagte er so bedeutungsvoll, wie er es immer tat, wenn er als Senator in Erscheinung trat. „Hier spricht Jack Swift. Bitte verbinden Sie mich mit Sebastian Redwing.“
8. KAPITEL
B arbara war übel vor Angst und Ekel.
Sebastian Redwing hatte sie nicht gesehen. Davon war sie überzeugt. Aber wenn er sein Gleichgewicht nicht verloren hätte, wenn er nicht in die Wasserfälle gestürzt wäre, dann hätte er sie bestimmt entdeckt und angesprochen. Sicherheitshalber hatte sie noch ein paar Steine auf ihn geschleudert, damit er auch wirklich ins Wasser fiel.
Es war knapp gewesen. Verflucht knapp.
Sie dankte Gott für ihre Intuition. Durch sie war sie darauf aufmerksam geworden, dass jemand in ihrer Nähe war. Sie hatte sich in die Büsche geschlagen und war ihm bis zu den Wasserfällen gefolgt. Sonst wäre sie ihm direkt in die Arme gelaufen und hätte sich sehr anstrengen müssen, um eine überzeugende Erklärung vorzubringen.
Er hatte noch immer mit den Fluten gekämpft, als sie Lucys Stimme am Fuß der Wasserfälle hörte, ihre Kinder und die Freunde, die sie hier in der Provinz gefunden hatte. Barbara hatte sich hinter Büschen und Farnen versteckt. Sie war verschwitzt, und am ganzen Körper verspürte sie einen quälenden Juckreiz. Eine Weile hockte sie bewegungslos da, ehe sie wieder auf den Waldweg hinaustrat.
Wirklich verdammt knapp war es gewesen.
Als sie nun über die Veranda des Hauses lief, das sie für Senator Swift gemietet hatte, konnte sie kaum fassen, wie groß das Risiko gewesen war, dass sie auf sich genommen hatte. Sie war berechnend und intelligent; sie gehörte nicht zu den Frauen, die einem plötzlichen Impuls folgten. Wenn ihre Freunde und Kollegen in Washington von ihrer Besessenheit und ihren gefahrvollen Eskapaden gewusst hätten, wären sie bestimmt schockiert gewesen. Sie hätten kein Verständnis dafür gehabt. Sie stellte sich vor, wie sich ein Mädchen fühlen musste, das an Bulimie litt, sich bei Tisch mit Essen voll stopfte und alles heimlich wieder erbrach – diese Befriedigung, dieser Ekel, und dann diese Unfähigkeit, damit aufzuhören.
Aber ich bin nicht krank, dachte Barbara. Sie hätte jederzeit damit aufhören können – wenn sie nur gewollt hätte.
Sie lehnte sich gegen das Geländer der Veranda und lauschte dem Fluss. Eine frische kühle Morgenbrise wehte vom Wald herüber. So ein friedlicher, wunderschöner Ort. Sie hatte eine gute Wahl getroffen. Jack würde hier eine angenehme Zeit haben, selbst wenn er sich eigentlich um seine Wähler in Rhode Island kümmern sollte.
Und wenn du Sebastian Redwing nun getötet hättest?
In dem Moment, als sie ihn durch den Wald schleichen sah, wurde ihr klar, dass Lucy ihn auf ihrem Trip nach Wyoming besucht hatte. Sie hatte sich bei ihm wegen dieser Lappalien ausgeweint, die ihr in der vergangenen Woche zugestoßen waren. Barbara verachtete Heulsusen. Und Sebastian war Colins Freund gewesen, nicht der von Lucy. Sie hatte überhaupt kein Recht, mit ihm zu reden.
Barbaras größte Sorge war nun, dass Darren etwas herausfinden konnte. „Möge Gott dich verdammen,
Weitere Kostenlose Bücher