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Haus der Angst

Haus der Angst

Titel: Haus der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Neggers
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verheiratet?“
    Lucy schüttelte den Kopf. „Sie ist etwa in meinem Alter, vielleicht ein oder zwei Jahre älter. Jetzt denke aber bloß nicht, dass sie die typische zickige, mausgraue alte Jungfer ist, nur weil sie nicht verheiratet ist.“
    „Das habe ich überhaupt nicht gedacht. Ich frage mich, warum du es tust.“
    „Tu ich doch gar nicht. Ich habe nur …“
    „Der Gedanke war da, Lucy. Irgendetwas an dieser Frau hat dich veranlasst zu denken, sie ist die ‚typische zickige mausgraue alte Jungfer‘. Überleg mal, wie viele allein stehende Frauen du kennst, die zwischen Ende dreißig und Anfang vierzig sind. Würdest du den Leuten immer sofort sagen, sie sollen bloß nicht in diesen Klischees von ihnen denken?“
    „Ich weiß nicht. Vielleicht.“
    „Das bezweifle ich. Aber an Barbara Allen muss etwas dran sein, dass du sie gegen diese Verallgemeinerungen in Schutz nimmst.“
    Lucy runzelte die Stirn. „Ich denke, sie strahlt so eine gewisse Einsamkeit aus. Beim ersten Mal würde man es gar nicht bemerken, aber ich kenne sie schließlich schon seit Jahren. Vielleicht bilde ich mir das ja auch nur ein.“
    „Du strahlst keine Einsamkeit aus.“
    „Na ja. Als du heute Morgen weg warst …“
    Er grinste. „Das ist etwas anderes.“
    Sie goss Kaffee in die Becher. „Sebastian“, sagte sie, während sie ihm den Rücken zuwandte, „ich kann dich nicht lieben. Es wird nicht funktionieren, und der Zeitpunkt könnte nicht schlechter gewählt sein.“
    „Da bin ich ganz deiner Meinung.“
    Sie drehte sich um. „Du stimmst mir zu?“
    „Schlechter Zeitpunkt. Es wird nicht funktionieren. Ich kann dich nicht lieben. Das Gleiche habe ich auch gedacht.“
    „Nach dem, was oben passiert ist.“
    „Nein, vorher, um genau zu sein. Ich habe die ganze Nacht darüber nachgedacht.“ Er ging zu ihr, nahm einen Becher und trank einen Schluck von dem heißen, schwarzen Kaffee. „Offenbar war ich nicht überzeugt.“
    „Ich schon.“
    „Das ist gut. Es wird mich davon abhalten, dich noch einmal zu küssen.“
    Sie nickte. „In Ordnung. Wir können nicht …“ Sie drehte sich um und sah ihm direkt ins Gesicht. Mit dem Kaffeebecher in der Hand lehnte sie an der Küchentheke. „Ich habe eine geheimnistuerische Tochter und einen Sohn, der sich Gedanken darüber macht, dass er seinen Vater vergessen könnte; ein Geschäft, um das ich mich kümmern und diesen Unbekannten, den ich finden muss. Und jetzt kommt auch noch Jack Swift im August. Du solltest wirklich nicht mehr daran denken, mich küssen zu wollen.“
    „Und was wirst du nun tun?“
    „Wovon redest du?“
    „Davon, dass
du
mich küsst. Denn wenn du weißt, dass ich dich küssen will, und du stehst kurz davor, schwach zu werden, ich meine, was wird dich denn dann davon abhalten, mich zu küssen? Ich weiß, du möchtest nicht, dass ich dich küsse. Aber du weißt nicht, wie es mit mir ist.“
    Sie starrte ihn an. „Ich verstehe kein Wort.“
    „Natürlich tust du das. Ich möchte dich wieder küssen. Sehr sogar.“ Er berührte ihr Haar. „Ich habe das schon lange gewollt.“
    „Wie lange?“
    Plötzlich schien es ihr wie Schuppen von den Augen zu fallen. Das konnte er förmlich fühlen. „Seit Jahren“, sagte er, berührte ihren Mund und fuhr mit dem Daumen über ihre Unterlippe.
    Sie wandte die Augen nicht ab, aber er sah, dass sie schluckte. „Es tut mir Leid.“
    „Mir nicht.“ Er lächelte. „Jetzt geh und kümmere dich um deine Tochter.“
    „Sie ist ein gutes Kind, Sebastian.“
    „Ich weiß.“
    Er trat einen Schritt zur Seite, und sie nahm ihren Becher mit. An der Tür drehte sie sich noch einmal zu ihm um und lächelte. „Trotzdem werde ich sie für die nächsten hundert Jahre in ihrem Zimmer einschließen.“
    Während Mutter und Tochter miteinander diskutierten, ging Sebastian mit seinem Kaffee hinaus auf die Hintertreppe. J. T. schlief noch. Die Luft war warm und ruhig und erfüllt von Vogelgezwitscher. Er dachte an Barbara Allen und Jack Swift, an das Ferienhaus, an die tote Fledermaus in Lucys Bett, an den Erdrutsch, der ihn beinahe das Leben gekostet hätte, an Darren Mowery, die Kongressferien im August und an Erpressung.
    Und natürlich an den Kuss, den er Lucy gegeben hatte. Auch daran dachte er.

11. KAPITEL
    M adison gab sich trotzig und verschlossen, als Lucy in ihr Zimmer kam, um mit ihr zu reden. „Ich werde demnächst sechzehn. Da muss ich dir nicht mehr alles erzählen.“
    „Das stimmt“, gab Lucy zu. „Und ich

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