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Haus der bösen Lust (German Edition)

Haus der bösen Lust (German Edition)

Titel: Haus der bösen Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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sich ausgelassen, aber seine Augen wirkten düster. Poltrock wusste nicht, ob er es sich bloß einbildete, aber manchmal nahmen die Augen des anderen Mannes eine stumpfe, bräunlich-gelbe Tönung an ...
    »Und Sie könn’ mir glauben«, fuhr Morris fort, »dass ich mich auf die nächste Ruhepause freu.«
    »Die letzte liegt noch keine zwei Wochen zurück«, erinnerte ihn Poltrock. »Ehrlich, Mr. Morris, Sie sind wie ein Kind in einem Süßwarenladen.«
    Morris’ Grinsen wurde breiter. »Ja, aber es sin’ keine Süßigkeiten, die dieser Eisenbahnmann will.« Morris wollte offenbar noch etwas hinzufügen, doch plötzlich weiteten sich seine Augen. »Was, zum Teufel ...«
    »Stimmt etwas nicht?«
    »Schauen Sie mal – der Aufseher da ...«
    Einer der stämmigen Sicherheitsmänner von Gast schien die vier Squaws wegzuscheuchen und brüllte: »Nicht heute. Schafft eure Ärsche hier weg!«
    »Was soll ’n das, dass er die Huren verjagt?«, stieß Morris hervor. »He, du da! Scheuch die Rothäute nich’ weg! Die brauchen wir heut Nacht!«
    Der Aufseher streckte seine lange Flinte wie eine Schranke vor. »Anordnung von Mr. Gast, Sir«, rief er zurück. »Keine Hurenzelte heute Abend, auch keinen Whiskey ...«
    Morris war außer sich, als die Seifenblase seiner Vorfreude platzte.
    »Sie haben es gehört«, meinte Poltrock.
    »Verfluchte Scheiße noch mal! Es is’ Freitag! Is’ ja nich’ so, dass wir’s nich’ verdienen, so hart, wie wir die Woche gearbeitet haben. Warum bläst Mr. Gast unseren Spaß ab?«
    »Er ist der Boss, also spielt der Grund keine Rolle.«
    Die Squaws plapperten sichtlich verärgert in ihrer Sprache etwas zurück.
    »Ich sagte, ihr sollt verschwinden!«
    Ein weiterer Sicherheitsmann eilte herbei, um zu helfen. »Dahdeeya!«, brüllte er den Frauen zu und zeigte in die Ferne. »Nahah!«
    Schließlich verstanden die Frauen und traten mürrisch den Rückweg an.
    »Also, wenn das kein Schlag ins Gesicht is’«, klagte Morris. »Jetzt krieg ich vielleicht nie die Chance, die mit ’n großen Titten zu nageln ...«
    Ich frage mich, warum Gast befohlen hat, sie wegzuschicken, dachte Poltrock. Dann erregte das Geräusch von langsamen Hufen seine Aufmerksamkeit; Cutton brachte ihm sein Pferd. »Da ist es, Sir.« Er stieg ab und reichte Poltrock die Zügel. »Zu schade, dass Mr. Gast heute alles abblasen lässt. Ich hoffe, er ist nicht von unserer Arbeit in der letzten Zeit enttäuscht.«
    »Also haben Sie auch davon gehört«, meinte Poltrock. »Ich bin selbst ein wenig neugierig. Für mich sieht es so aus, als könnte das eine unserer produktivsten Wochen überhaupt gewesen sein.«
    »Für mich fühlt sich’s zumindest in den Knochen so an.« Cutton lächelte ein wenig verloren. »Sind Sie sicher, dass ich Ihnen nicht beim Schienenzählen helfen soll, Sir?«
    »Ja.«
    »Na gut, Mr. Poltrock. Ich geh dann mal meinen Lohn holen, auch wenn ich ihn heut Abend nicht für Huren oder Whiskey ausgeben kann.« Cutton gab Morris ein Zeichen. »Komm, Morris. Stellen wir uns an, sonst landen wir noch am Ende der Schlange!«
    Die beiden Männer gingen. Poltrock konnte jenseits der Gleise sehen, wo Fecory und sein Aufpasser die Zahlstelle eingerichtet hatten. Schnell bildete sich eine chaotische Schlange.
    Poltrock nahm das Pferd an den Zügeln und ging los. Lag an diesem Abend etwas Seltsames in der Luft? In gewisser Weise schien es eigentlich immer so zu sein, er konnte nur nie genau sagen, was es war.
    Zwei junge weiße Arbeiter unterhielten sich miteinander, während sie Kisten mit Nägeln von einer drei Meter langen Draisine abluden. »Also erzählt er mir, dass er sie dort oben am Fenster hat sehen können. Splitterfasernackt is’ sie rumgelaufen.«
    »Echt?«, gab der andere Junge mit einem lüsternen Grinsen zurück.
    »Er hat gesagt, es hätt’ so ausgesehen, als tät’ sie mit wem im Zimmer reden, aber er hat gewusst, dass Mr. Gast unten im Süden an der Strecke gewesen is’; is’ so um die Zeit gewesen, wie wir’s erste Gleis über die Grenze gelegt haben. Also denkt er sich ...«
    »Wenn der Mann nich’ in der Stadt is’, mit wem red’ sie dann?«, mutmaßte der andere Junge.
    »Genau, und dann auch noch nackig!«
    Anfangs hatte Poltrock nicht richtig zugehört, doch als der Junge weitererzählte, zügelte er sein Pferd und lauschte.
    »Also, er hat schon ein paar gekippt gehabt, wie die Schicht aus gewesen und er zu Cusher’s gegangen is’, und eh’ er weiß, was er tut, klettert er’s

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