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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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guter noch dazu. Zugleich gehörte er zu den besten Ratgebern, derer sich das Alte Königreich Charis je hatte rühmen können. Außerdem war er mit Kaiser Cayleb verschwägert – und auch mit Bryahn Lock Island.
    Sir Domynyk Staynair hingegen, seines Zeichens Baron Rock Point, hätte man niemals für etwas anderes als einen Offizier der Navy gehalten. Er sah seinem älteren Bruder, dem Erzbischof, außerordentlich ähnlich. Er war allerdings deutlich jünger als dieser und stand in dem Ruf, von der Damenwelt sehr geschätzt zu werden. Dass er bei der Schlacht im Darcos-Sund ein Bein verloren hat, scheint in dieser Hinsicht kein Hindernis , dachte Lock Island.
    Der dritte Mann war Bynzhamyn Raice, seines Zeichens Baron Wave Thunder. Er war praktisch der Klischee-Charisianer schlechthin: so massig und phlegmatisch, wie man es sich nur vorstellen konnte. Er war kahl, wettergegerbt, schlicht (wenngleich kostspielig) gekleidet und in etwa so extravagant und ausgefallen wie ein Felsbrocken.
    »Also, Bynzhamyn?«, fragte Lock Island nun. »Wie schlimm ist es denn?«
    »So schlimm, wie Sie es sich vorstellen«, erwiderte Wave Thunder ruhig. »Aber Sie wissen besser als ich, dass es keine wundersamen Möglichkeiten gibt, Zeit zu sparen, wenn es um den Bau von Kriegsschiffen geht, Bryahn! Die werden uns nicht damit überraschen, morgen früh plötzlich eine fertige, voll bemannte, vollständig armierte und perfekt ausgebildete Flotte vor dem Ost-Kap zu präsentieren.«
    »Na, das nenn ich mal beruhigend zu wissen!«, gab Lock Island in scharfem Ton zurück. »Aber solange Cayleb und Sharleyan fort sind, bin ich für die Navy-Strategie verantwortlich. Daher wüsste ich es zu schätzen, wenn man mich hin und wieder über Fortschritte informieren würde, wie Sie sich vielleicht denken können!«
    Der werte High Admiral , ging Rock Point auf, ist ganz offenkundig deutlich beunruhigter, als er sich anmerken lassen will! Nicht unverständlich unter den gegebenen Umständen, aber ein deutliches Zeichen für den Ernst der Lage!
    Lock Island war ein heiterer Mensch und liebte Späße jeder Art. So mancher machte den Fehler, ihn für einen Possenreißer zu halten, den man nicht ernst nehmen müsse. Selbst unter denjenigen, die es eigentlich hätten besser wissen müssen, fand sich diese Unsitte. Man glaubte häufig genug, für jemanden, der derart unfassbar wohlhabend war, sei die Navy Beschäftigungstherapie, während der Geldsäckel dicker und dicker werde. Die Grafschaft Lock Island war nicht sonderlich groß. Doch jedes Schiff, das den Schlund passierte, musste dem Grafen Lock Island Wegezoll entrichten. Viel verlangte der Graf wirklich nicht: Niemand an Bord besagter Schiffe konnte sich über die geforderte Summe beklagen (und es tat auch niemand). Aber in jedem Fünftag passierte eine wirklich gewaltige Anzahl an Schiffen die Wasserstraße. Jedes davon trug eine Winzigkeit zu Lock Islands Wohlstand bei. Da es traditionsgemäß zu den Aufgaben des Grafen gehörte, dafür zu sorgen, dass der Schlund stets passierbar war, und der jetzige Graf wie seine Vorgänger diese Aufgabe sehr gewissenhaft und gut erfüllte, gab es unter Seefahrern keine Klagen der bestehenden Vereinbarungen wegen.
    Das Abkommen war bequem, aber gut ausgehandelt. Das hätte all jenen, die den High Admiral nicht ganz erst nahmen, zu denken geben sollen. Wie alle seine Vorfahren war auch Bryahn Lock Island von höchst beeindruckendem Verstand, und hinter seinem jovialen Äußeren verbargen sich Tatendrang und immenses Pflichtgefühl. Reagierte er irgendwann gereizt, war das gemeinhin ein Zeichen, dass eine Situation sehr ernst war ... und schlimmer wurde.
    »Ich für meinen Teil pflichte Bryahn bei, Bynzhamyn«, sagte Gray Harbor deutlich sanfter. Wave Thunder warf ihm einen Blick zu, und der Erste Ratgeber zuckte mit den Schultern. »Das wird natürlich nichts ändern. Aber jeder Kommandant der Navy legt darauf wert, die bestmöglichen Informationen so früh wie möglich zu erhalten. Das verkürzt nötige Reaktionszeiten.«
    In diesem Augenblick erinnerte sich Gray Harbor daran, was König Haarahld erreicht hatte – dank der früh erhaltenen Warnung vor dem Angriff der ›Vierer-Gruppe‹ auf Charis.
    »Ich verstehe, und ich bin ganz Ihrer Meinung«, erwiderte Wave Thunder. Dann richtete er den Blick wieder auf Lock Island. »Da Merlin das Königreich verlassen hat, sind wir auf andere Mittel und Wege angewiesen, uns Informationen zu beschaffen«, sagte er.

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